Luftfahrt rüstet sich für den Sommer
Die Luftfahrtbranche rüstet sich in einer “gemeinsamen Anstrengung” für die kommende Sommersaison, um ein Flugchaos wie im vergangenen Jahr zu verhindern. Verlässliche Prognosen zur Verkehrsentwicklung und eine flexible Kapazitätsplanung stellen jedoch weiterhin eine Herausforderung dar.hei Frankfurt – Die Deutsche Flugsicherung (DFS) erwartet noch über Jahre hinweg Engpässe im europäischen und speziell auch im oberen deutschen Luftraum. DFS-Betriebsgeschäftsführer Robert Schickling sagte auf einer gemeinsamen Presseveranstaltung mit Lufthansa und Fraport, dass derzeit rund 1 800 Fluglotsen eigentlich benötigt würden, um das Verkehrsaufkommen zu bewältigen. Allerdings fehlen 200. Und diese Lücke kann nicht zeitnah geschlossen werden, da eine Fluglotsenausbildung 4 Jahre dauert – mithin fast doppelt so lange wie die Ausbildung zum Piloten. Die DFS wolle im laufenden Jahr 122 Nachwuchskräfte einstellen und im kommenden 146, jedoch habe auch die Ausbildung Kapazitätsgrenzen, so Schickling.Grund für den eklatanten Personalmangel sind verfehlte Annahmen für die Verkehrsentwicklung in der sogenannten 2. Regulierungsperiode von 2015 bis 2019, die von der EU-Kommission getroffen wurden. Die Kapazitätsplanungen der Flugsicherung richten sich nach der behördlichen Verkehrsprognose. Allerdings klafft zwischen Plan und Wirklichkeit eine wachsende Lücke: Der Luftverkehr wächst viel schneller als angenommen. Im laufenden Jahr dürfte die Abweichung rund 12 % betragen. Damit sind durch die Flugsicherung bedingte erneute Verspätungen nicht abzuwenden. “2019 wird ein sehr schwieriges Jahr”, bekannte Schickling. Erst im kommenden Jahr sei mit einer ersten personellen Entlastung zu rechnen. Er räumte eine erhebliche “Latenzzeit” in der Anpassung der Flugsicherung an. Nach Ansicht von Flughafenbetreibern und Airlines liegt der Schlüssel zur Besserung in einer “größeren Flexibilität im System”. Schnell ausgeschöpftUm dennoch zumindest etwas Abhilfe zu schaffen, sollen die 2018 begonnenen Verlagerungen von Flügen in den unteren Luftraum und um Zentraleuropa herum der bundeseigenen GmbH zufolge intensiviert werden: Rund 1 100 von bis zu 38 000 täglichen Europaflügen können so auf Weisung von Eurocontrol aus den besonders engen Sektoren herausgehalten werden. “Damit ist dieses Instrument aber auch weitgehend erschöpft”, so Schickling. Der von der Flugsicherung verursachte Verspätungswert pro Flug könne sich der Prognose zufolge im deutschen Luftraum von zuletzt 1,23 Minuten auf 2,6 Minuten verdoppeln, erklärte der Manager. Ohne die Verlagerung würden es in Deutschland sogar 6 Minuten werden, in Europa rund 4 Minuten. Die Änderungen treten am 25. April in Kraft und sollen bis zum 6. November, also praktisch für die Dauer des Sommerflugplans, gelten.Auch der Flughafenbetreiber Fraport rechnet vor allem am Rhein-Main-Flughafen erst 2021 mit einer durchgreifenden Steigerung in der Abfertigungskapazität, wenn der Flugsteig G am neuen Terminal 3 fertiggestellt ist. Bis dahin muss Fraport mit den gegenwärtigen Kapazitäten zurechtkommen, so dass jetzt beinahe Alltag ist, was noch in den Jahren 2012 bis 2014 die Ausnahme war: Tage mit mehr als 200 000 Passagieren. Dazu will der Flughafenbetreiber im laufenden Jahr netto 1 000 neue Mitarbeiter einstellen, schwerpunktmäßig für den Bereich der Sicherheitskontrollen, wo seit einiger Zeit auch neue Systeme getestet werden, die einen deutlich erhöhten Passagierdurchsatz ermöglichen sollen.Die Verhandlungen mit dem Bund, der nach dem Willen der Airlines und Flughafenbetreiber nur die Fachaufsicht über die Sicherheitskontrollen behalten, aber die Steuerung an Betreiber und Airlines abgeben soll, dauern indes an, wie Fraport-Manager Pierre Dominique Prümm auf der Veranstaltung sagte.Die Deutsche Lufthansa, die bereits angekündigt hat, 250 Mill. Euro in die Verbesserung der operativen Stabilität zu investieren, zielt mit einem ganzen Maßnahmenbündel auf eine “Pünktlichkeitssteigerung von 8 Minuten”, wie Airline-Manager Klaus Froese sagte. Am wichtigsten Hub in Frankfurt sollen 10 Flugzeuge in Reserve gehalten werden und die Umschlagzeit zwischen Landung und erneutem Start auf 1 Stunde von zuvor 45 Minuten erhöht werden, um Puffer im System zu schaffen.