Aufschwung

Made in Italy boomt

Italiens Wirtschaft boomt. Nach einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 9% im vergangenen Jahr erwartet die Regierung für 2021 einen Zuwachs von 6%. Und es sind gerade die besonders für das Made in Italy stehenden Branchen, die die Lokomotiven...

Made in Italy boomt

bl Mailand

Italiens Wirtschaft boomt. Nach einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 9% im vergangenen Jahr erwartet die Regierung für 2021 einen Zuwachs von 6%. Und es sind gerade die besonders für das Made in Italy stehenden Branchen, die die Lokomotiven sind.

Nach fast 20 Monaten Dornröschenschlaf ist Mailand aufgewacht. Erstmals nach zwei Jahren fand in der vergangenen Woche wieder die Möbel- und Designmesse „Supersalone del Mobile“ statt. Die von Stararchitekt Stefano Boeri nach einem neuen, umweltfreundlichen Konzept organisierte Ausstellung zog 60000 Besucher in die Messehallen und an die vielen Stationen des „Fuorisalone“ im gesamten Stadtgebiet. Zwar waren nur 425 Aussteller dabei, halb so viel wie 2019, doch viele Restaurants und Hotels waren endlich mal wieder ausgebucht. Dem Handelsverband Confcommercio Mailand zufolge ließen die Besucher immerhin 121 Mill. Euro in der durch die Corona-Pandemie besonders stark gebeutelten Metropole. Mailand hat bisher 3000 Tote in der Pandemie zu beklagen. Die Wirtschaft brach 2020 um 12% ein – stärker als auf nationaler Ebene. Der unverhoffte Erfolg der Messe stimmt die Verantwortlichen optimistisch auch für die Modewoche und die Werkzeugmaschinen-Ausstellung EMO.

Aushängeschild Design

Neben der Design- und Möbelbranche, die laut der Bank Intesa Sanpaolo 2021 auf einen Umsatz von 8 Mrd. Euro kommen dürfte – mehr als 2019 –, gehört auch die Jachtenindustrie zu den Aushängeschildern der italienischen Wirtschaft. Sie kam 2020 auf einen Umsatz von 4,8 Mrd. Euro – bei einer Exportquote von 76%.

Die Branche trifft sich von Donnerstag an zu ihrem jährlichen Stelldichein beim „Salone nautico“ in Genua. Das 200 000 Quadratmeter große Messegelände in der Nähe des Porto Storico ist ausgebucht. Es werden 30 bis 40% mehr Besucher als 2020 erwartet. Die Aussteller haben sich um die Stellplätze gerissen und die Hafenstadt rechnet mit Einnahmen von 65 Mill. Euro.

Italiens Jachtenbranche zählt 24000 Beschäftigte. Rechnet man die vielen Handwerks- und Servicebetriebe rund um den Sektor hinzu, sind es 180000. Mit einem positiven Handelssaldo von 2,2 Mrd. Dollar liegt Italien vor Großbritannien, den Niederlanden und Deutschland auf Platz 1 weltweit. Beim Export ist man hinter den Niederlanden und vor Großbritannien die Nummer 2. Laut Global Order Book entfällt die Hälfte der weltweiten Bestellungen auf italienische Werften.

 Die Branche ist ein Krisengewinner. Der Wunsch nach Privatsphäre und Abstand hat die Nachfrage, ähnlich wie bei Wohnmobilen, beflügelt. Geld ist vorhanden und für besonders luxuriöse Schiffe werden auch mehrere hundert Millionen Euro hingeblättert.

Privatinseln im Angebot

 „Wir verkaufen Privatinseln“, sagt Alberto Galassi, CEO der Ferretti Group, der dringend neue Produktionskapazitäten sucht. Im ersten Halbjahr stieg der Umsatz um 77% auf 457 Mill. Euro. Das Unternehmen, das Ende 2019 einen Börsengang abblasen musste und zu 86% von der chinesischen Weichai kontrolliert wird, ist bis 2024 ausgelastet. Auch der börsennotierte Konkurrent Sanlorenzo blickt auf ein Rekordhalbjahr zurück, in dem sich der Nettogewinn auf 21,2 Mill. Euro ver­doppelt hat. Sanlorenzo sitzt auf einem Orderbestand im Wert von 1 Mrd. Euro.

Gebremst werden die Jachten allenfalls vom Mangel an Mikroprozessoren. Anders als in der Autobranche spielen Elektroantriebe in dieser Branche bei Antriebsleistungen von bis zu 5200 PS keine Rolle.