Maschinenbau dreht weltweit auf
Der Maschinenbau steht weltweit vor einem Wachstumsschub. Im kommenden Jahr soll der globale Maschinenumsatz um real 5% zulegen, schätzt der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau.ds Frankfurt – Die Investitionsgüterindustrie kann sich weltweit auf kräftiges Umsatzwachstum einstellen. “Für das kommende Jahr erwarten wir für den Weltmaschinenbau ein Umsatzplus von 5 % real”, sagte Reinhold Festge, der neue Präsident des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), in Frankfurt. Für den laufenden Turnus rechne man weltweit mit einem Plus von real knapp 1 %.Wachstumstreiber für die extrem zyklische Industrie ist dabei vor allem eine kräftig steigende Maschinennachfrage in China, Japan und den USA. Für die Volksrepublik – den mit Abstand größten Maschinenmarkt der Welt (siehe Grafik) – sagt der VDMA ein reales Umsatzplus im nächsten Jahr von 7 (i. V. 5) % voraus und für Japan, das durch die “Abenomics” beflügelt wird, einen Anstieg um 7 ( – 2) %. In den USA soll der Umsatz um 2 (1) % zulegen. Für Deutschland hatte der VDMA erst kürzlich ein Plus von 3 % prognostiziert nach einem Rückgang von 1 % im laufenden Turnus.Die Entwicklung in China und den USA ist für die deutschen Investitionsgüterhersteller enorm wichtig, sind diese beiden Länder doch die mit Abstand wichtigsten Exportmärkte mit Anteilen von 11,3 bzw. 9,4 % – im Gegensatz zu Japan, das als Absatzmarkt für Anlagen “made in Germany” nicht einmal unter den Top 20 auftaucht. Die aufstrebenden Märkte in Asien und auch in Afrika gewinnen für die deutschen Maschinenbauer immer stärker an Bedeutung. “Unsere unternehmerischen Wachstumsstrategien müssen sich noch stärker als bisher auf außereuropäische Märkte ausrichten”, sagte Festge. Bei der Erschließung der Schwellenländer müssen die Deutschen indes gegen die erstarkende chinesische Konkurrenz bestehen. Die Volksrepublik hat sich inzwischen mit einem Welthandelsanteil von gut 11 % knapp an Japan vorbei auf Platz 3 der größten Maschinenexporteure geschoben. Deutschland hält Platz 1 vor den USA. Kooperationen nötig”Die Chinesen kommen, ohne Frage”, sagte Festge. “Aber wir sind stark genug, dagegenhalten zu können.” Zu erwarten sei aber, dass sich Konkurrenten aus China als große Anbieter etablieren würden, “mit einem großen Heimatmarkt als Standbein und mit staatlich finanziertem Rückenwind auf den Auslandsmärkten”. Bei dieser Entwicklung würden die deutschen Hersteller nicht ohne Kooperationen oder Zusammenschlüsse auskommen, sagte er. Denn es sei nur größeren Mittelständlern oder Verbünden möglich, gegenüber den neuen Wettbewerbern aus den Schwellenländern konkurrenzfähig zu bleiben. Der deutsche Maschinenbau ist in rund 6 000 Unternehmen zersplittert – meist sind dies mittelständische Familiengesellschaften. Zu den großen deutschen börsennotierten Maschinenbauern gehören Gea, Kion, Krones, Dürr, DMG Mori Seiki (ehemals Gildemeister) und Kuka. Darüber hinaus sind einige Großkonzerne wie Siemens, ThyssenKrupp und Linde im Anlagenbau tätig.Die Übernahmen von deutschen Maschinenbauern durch Chinesen sieht Festge durchaus kritisch. Wenn ein deutsches Unternehmen an einen erstarkenden und staatlich subventionierten Wettbewerber verkauft werde, gehe deutschen Abnehmern und Lieferanten oft auch ein Partner verloren, sagte er. Aufsehen erregt haben zuletzt die Übernahmen der Betonpumpenhersteller Putzmeister und Schwing sowie der Einstieg beim Gabelstaplerhersteller Kion durch chinesische Investoren. Um in China erfolgreich zu sein, müssten deutsche Wettbewerber auch einfachere Maschinen im mittleren Preissegment anbieten, sagte Festge. “Es kann sich heute keiner mehr erlauben, nur noch Premium-Produkte in China zu verkaufen.” Die Übernahme eines chinesischen Maschinenbauers durch einen deutschen – wie zuletzt gesehen bei Trumpf, die bei einem Konkurrenten aus der Volksrepublik eingestiegen war -, sei schwierig, sagte Festge. “In China gibt es keinen Mittelstand, es handelt sich meistens um Abspaltungen von Staatsunternehmen.”Wichtig für den Erfolg der Deutschen in den Schwellenländern sei zudem die Exportfinanzierung. “Finanzierung ist genauso wichtig wie Qualität oder Liefertreue.” Die Hermesdeckung entferne sich jedoch Schritt für Schritt vom Maschinenbau und werde immer mehr “zur Spielwiese für Großabnehmer von Schiffen und Flugzeugen”, sagte der VDMA-Präsident.—– Wertberichtigt Seite 8