Maschinenbau senkt Prognose

Investitionsgüterindustrie rechnet mit Produktionsrückgang von real 2 Prozent - Unsicherheit belastet

Maschinenbau senkt Prognose

Für die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer verdüstert sich der Horizont immer stärker. Die spätzyklische Branche, die stark vom Export abhängt und zunächst optimistisch in den laufenden Turnus gestartet war, geht für 2019 nun von einem inflationsbereinigten Rückgang der Produktion um 2 % aus. ds Frankfurt – Der Maschinenbau legt nach neun Jahren Boom nun den Rückwärtsgang ein. Die Branchenlobby VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau) hat ihre Produktionsprognose auf real minus 2 % revidiert. Ursprünglich hatte sie bei plus 2 % gelegen und war zur Hannover Messe Anfang April angesichts erster Eintrübungen bereits auf plus 1 % herabgesetzt worden. Handelsstreit nervtVDMA-Präsident Carl Martin Welcker machte für den mauen Ausblick die zyklische Abschwächung sowie die zahlreichen geopolitischen Verwerfungen verantwortlich. So sei der Handelsstreit zwischen den USA und China entgegen vielen Annahmen wieder eskaliert, der Brexit sorge für große Unsicherheit, und auch die aufgeladene Situation im Nahen Osten führe zu negativen Effekten bei den Investitionen.Mit den Molltönen stimmen die spätzyklischen Investitionsgüterhersteller ein in den Chor anderer großer Industriezweige, darunter Auto- und Chemieindustrie, die beide zu den Kunden der mittelständisch geprägten Maschinenbauer mit ihren rund 6 000 Unternehmen gehören.Mit dem nun erwarteten Produktionsrückgang geht im Maschinenbau ein Boom zu Ende, der sich seit dem Ende der Finanzkrise 2009 über neun Jahre erstreckte und die Produktion von 164 Mrd. Euro im Jahr 2010 auf 225 Mrd. Euro anschwellen ließ. Gemessen an den gut 1 Million Beschäftigten ist der Maschinenbau, der an der Börse unterrepräsentiert ist, die größte Industriebranche hierzulande, vor Auto-, Elektro- und Chemieindustrie.Die Auftragsbücher der Produktionstechnikhersteller sind aus dem Boom der vergangenen Jahre noch gut gefüllt und reichen im Schnitt für 8,5 Monate vor, wie Welcker sagte. Dennoch genüge das nicht, um die Produktion bis zum Jahresende zu steigern, da die Aufträge über die einzelnen Unternehmen der heterogenen Branche sehr ungleich verteilt seien. So hätten in der Zeit von Januar bis Mai dieses Jahres Hersteller von Kompressoren, Bergbaumaschinen, Druckluft- oder Vakuumtechnik noch Auftragszuwächse gezeigt, während es in anderen Segmenten abwärtsgegangen sei – etwa bei Gießereianlagen, Werkzeugmaschinen, Baumaschinen, Verpackungstechnik und Nahrungsmittelmaschinen. Bestellrückgänge in SerieIn den ersten vier Monaten des laufenden Jahres habe die Produktion im Vergleich zum Vorjahr nur stagniert, im April sei sie dann um 0,8 % gesunken. Der Auftragseingang war von Januar bis Mai um insgesamt 9 % geschrumpft. Insofern kommt die Prognosesenkung nicht sonderlich überraschend. Erst Anfang Juni hatten die Maschinenbauer mit den Bestelldaten für April den fünften Monatsrückgang in Folge verkündet. Im Mai, wie jetzt bekannt wurde, ging es dann den sechsten Monat in Folge abwärts mit den Orders, und zwar real um 7 %. Während die Inlandsnachfrage im letzten Frühlingsmonat nahezu stagnierte (minus 1 %), sackten die Auslandsorders um 9 % unter das Vorjahresniveau.Das liegt unter anderem an der Autoindustrie, die zu den größten Kunden der Anlagenhersteller gehört. Der Strukturwandel weg vom Verbrenner hin zum Elektroauto habe schneller als erwartet spürbare negative Effekte auf laufende und künftige Investitionsvorhaben gezeigt. “All dies sorgt dafür, dass die Kunden ihre Investitionen hinausschieben oder vorläufig einfrieren”, erklärte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers.”Den Maschinenbauern ist vor einem normalen Abschwung nicht bang, wir können mit dem Auf und Ab in Konjunkturzyklen gut umgehen”, relativierte Welcker die Rückgänge und sagte zugleich: “Es sieht nach einem deutlichen industriellen Abschwung aus.” Dank der noch gut gefüllten Auftragsbücher ist die Kapazitätsauslastung noch recht hoch. Sie erreichte im April 87,4 %, was oberhalb des Normalwertes von rund 86 % liegt. – Personen Seite 12