Maschinenbauer flüchten sich in Kurzarbeit

Auftragsmangel in jedem dritten Betrieb - Schwache Nachfrage in China drückt - Exporte in die USA florieren

Maschinenbauer flüchten sich in Kurzarbeit

Die Maschinenbauer malen ein düsteres konjunkturelles Bild. In den ersten zehn Monaten des Jahres ist die Produktion um 1,8 % gesunken, und für 2020 wird unverändert ein Minus von 2 % erwartet. Jeder dritte Betrieb klagt über Auftragsmangel. Die Zahl der Kurzarbeiter ist kräftig angestiegen.ds Frankfurt – Die deutschen Maschinenbauer leiden sichtlich unter der holprigen Konjunktur. “Jeder dritte Betrieb klagt inzwischen über Auftragsmangel”, erklärte Carl Martin Welcker, Präsident der Branchenlobby VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau) in Frankfurt.Die spätzyklische Branche mit ihren rund 6 000 Unternehmen, die gemessen an rund einer Million Beschäftigter der größte Industriezweig hierzulande ist, flüchtet sich immer stärker in Kurzarbeit, um der sinkenden Nachfrage zu begegnen. Die Zahl der gemeldeten Kurzarbeiter sei von 6 400 im Mai auf 14 500 im September hochgesprungen, sagte Welcker. Zum Vergleich: Im Krisenjahr 2009 lag die Zahl der Kurzarbeiter im Maschinenbau bei rund 190 000. “Positives Signal””Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten Monaten einen deutlichen Anstieg der Kurzarbeitsquote sehen werden”, sagte Welcker weiter und fügte an: “Ich würde das aber als positives Signal sehen, denn wenn die Betriebe der Meinung wären, dass es jetzt den Bach runter geht, würden sie die Leute entlassen.” Vor allem in Baden-Württemberg griffen die Maschinenbauer stark auf Kurzarbeit zurück, sagte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers. Im Ländle mache sich die Nähe zur gebeutelten Autoindustrie bemerkbar.Der VDMA bekräftigte die Prognose, dass die Produktion im laufenden Jahr um real 2 % auf 218 Mrd. Euro schrumpfen wird. Bis Oktober steht bereits ein Minus von 1,8 % zu Buche. Für 2020 wird unverändert ein weiterer Rückgang um 2 % auf 216 Mrd. Euro erwartet (siehe Grafik).”Die befürchtete Verschärfung des Handelskrieges zwischen den USA und China ist bisher zum Glück nicht eingetreten”, sagte Welcker. Dass der Konflikt weiter vor sich hin schwele, sorge aber für ständige Unsicherheit. “Auch die ständige Drohung der Amerikaner, Sanktionen für deutsche Autoexporte zu verhängen, wurde glücklicherweise bisher nicht wahr gemacht”, erklärte der VDMA-Präsident weiter. “Wir hoffen im Jahr 2020 auf eine leichte Nachfragebelebung, aber so schnell wird es nicht steil aufwärtsgehen. Für eine Entwarnung ist es zu früh.”Die florierenden Exporte in die USA haben sich zuletzt als wichtigste Stütze erwiesen. Von Januar bis September nahmen US-Kunden im Vergleich zum Vorjahr 6,2 % mehr deutsche Maschinen ab. Die Exporte nach China fielen unterdessen um 0,7 %. Die USA und China sind mit je rund 10 % Anteil an den deutschen Maschinenexporten die beiden wichtigsten Auslandsmärkte.”Für 2020 sehen wir noch weiteres Wachstum in den USA, wenn auch mit weniger Dynamik”, sagte Welcker. Die positiven Impulse aus der US-Steuerreform liefen aus, und auch der Handelsstreit mit China hinterlasse in den USA Spuren. “Es ist aber auch möglich, dass US-Präsident Donald Trump in seiner Weisheit im Wahljahr noch das eine oder andere aus seiner Wundertüte zieht”, fügte Welcker süffisant an. China habe dagegen “immer weniger Möglichkeiten gegenzusteuern”. Daher gehe er davon aus, dass die Nachfrage im Reich der Mitte weiter schrumpfen werde. “Kein Deutscher wollte Kuka”Für weitere Übernahmen durch Chinesen im deutschen Maschinenbau zeigte sich Welcker erneut demonstrativ offen. “Wir haben im Maschinenbau durchweg positive Erfahrungen gemacht mit chinesischen Investoren”, sagte er und verwies auch ausdrücklich auf den umstrittenen Fall Kuka, die von Chinas Midea übernommen wurde. “Kein deutscher Investor wollte Kuka”, sagte er und fügte an: “Wir können beim besten Willen nicht erkennen, dass Übernahmen durch Chinesen der Untergang der deutschen Industrie sein sollen. Es ist kein Nachteil für Deutschland, wenn Chinesen hier Arbeitsplätze sichern. Und ein Roboterhersteller, der in chinesische Hände geht, gefährdet auch nicht unsere nationale Sicherheit.”Die Kapazitätsauslastung lag im Oktober branchenweit mit 83,9 % “unter dem, was wir die Wohlfühlzone nennen”, so der VDMA-Präsident. Normal sind im Maschinenbau rund 86 %. Die sinkende Auslastung geht einher mit schwächerer Ertragslage. Die Umsatzrendite werde 2019 auf brutto 5,3 (netto 4,1) % geschätzt nach 5,7 (4,5) % im Vorjahr. Damit liegt sie komfortabel über den im Krisenjahr 2009 erreichten Werten von brutto 3,1 (netto 2,1) %, aber deutlich unter der Ertragskraft des Boomjahres 2008 mit brutto 7,0 und netto 5,6 % Umsatzrendite.