Mercedes will Assistenzsysteme mit Daten aus Kundenautos trainieren
Mercedes will Fahrzeugdaten nutzen
Bilder aus Kundenflotten sollen Assistenzsysteme trainieren
Reuters Frankfurt
Mercedes-Benz will Fahrerassistenzsysteme künftig mit Bild- und Sensordaten des realen Straßenverkehrs aus privaten Fahrzeugen weiterentwickeln. Von Ende Juli an sollen in Deutschland Daten aus Kundenflotten genutzt werden, um automatisierte Fahrfunktionen für komplexe Verkehrssituationen zu trainieren, erklärte der Autobauer am Mittwoch. „Dabei ist unser Anspruch in Sachen Datenschutz genauso hoch wie unser Anspruch an Sicherheit“, erklärte Rechtsvorständin Renata Jungo Brüngger. Die verbesserte Technik soll die Verkehrssicherheit erhöhen und zum Ziel der Europäischen Union beitragen, bis 2050 tödliche Verkehrsunfälle völlig einzudämmen.
Datenschutz erfordert Zustimmung
Aus Gründen des Datenschutzes müssen Fahrzeughalter dem Erfassen der Daten zustimmen. Darüber hinaus will Mercedes auch den Datenschutz für die anderen Verkehrsteilnehmer in der Umgebung wahren. Deshalb werden dem Unternehmen zufolge lediglich Videosequenzen von maximal 60 Sekunden erfasst, diese würden zudem ständig überschrieben. Nur bei besonderen, für das Training wichtigen Vorkommnissen sollen die Aufnahmen gespeichert werden. Gesichter und Fahrzeugidentifikationsdaten würden unkenntlich gemacht.
Der Autobauer erklärt laut Jungo Brüngger den Umgang mit den Daten so ausführlich, um Vertrauen zu schaffen: „Auch weil hier in Deutschland die Sensibilität für Datenschutz sehr hoch ist, wollen wir sehr transparent informieren.“ Die Datenerfassung wird in neue Mercedes-Modelle eingebaut, beginnend mit dem CLA. Mit dem Einbeziehen von Privatfahrzeugen will Mercedes eine erheblich größere Menge an Daten zur Weiterentwicklung automatisierter Fahrfunktionen gewinnen. Bislang griff der Autobauer für die Weiterentwicklung der Systeme ausschließlich auf Daten der eigenen Testflotte zurück.
Tesla und Cariad nutzen Daten bereits
Das Trainieren mit realen Verkehrsdaten von Kunden ist bei dem US-Elektroautohersteller Tesla schon länger üblich. Dieser habe deshalb einen großen Vorsprung, erklärte Branchenexperte Stefan Bratzel, Chef des Center of Automotive Management. Auch die Volkswagen-Tochter Cariad nutzt Daten von Kundenautos.