Gipfel in Aussicht gestellt

Merz macht Stahlindustrie Hoffnung

Wie die Vorgängerregierungen erwägt auch Bundeskanzler Friedrich Merz einen Stahlgipfel abzuhalten. Voraussetzung: Es muss „ein Ergebnis herauskommen“.

Merz macht Stahlindustrie Hoffnung

Merz macht Stahlindustrie Hoffnung

Kanzler will Abhängigkeit von Importen verhindern – Aktienkurse steigen

hei/ab Frankfurt/Köln

Im Blickfeld Seite 3
Artikel Seite 6

Bundeskanzler Friedrich Merz hat sich zum Erhalt der angeschlagenen deutschen Stahlindustrie bekannt. Er zeigte sich in einer Regierungsbefragung des Bundestages offen für einen von der SPD ins Spiel gebrachten Stahlgipfel, den er „sehr wohlwollend prüfen“ wolle. Allerdings müsse bei einem solchen Gipfel auch „ein Ergebnis herauskommen“, unterstrich der Kanzler. Merz ließ wissen, er stehe im engen Dialog mit den Stahlunternehmen. „Ich möchte Deutschland nicht abhängig sehen von Stahlimporten aus anderen Ländern, gleich wo diese Länder sein mögen – ob in Europa, in Amerika oder in China“, sagte er. Deutschland solle „eine eigene Stahlindustrie haben“. Die Aktie von Thyssenkrupp stieg um 3,2%, die Titel von Salzgitter lagen binnen zwei Tagen um mehr als 13% vorne.

Teure Transformation

Allerdings geht die Branche hierzulande durch eine schwierige und teure Transformation, bei der die herkömmliche Stahlproduktion auf der Hochofenroute in den kommenden Jahren durch klimaschonende Direktreduktionsanlagen abgelöst werden soll. Die Dekarbonisierung der Stahlherstellung wird begleitet durch den Regimewechsel bei CO2-Emissionszertifikaten, die vom kommenden Jahr an nicht mehr kostenlos sind und dann Jahr für Jahr teurer werden, so dass sich die Stahlproduktion im Hochofen extrem verteuert. Ob dies allein ausreicht, um grünen Stahl in Europa wettbewerbsfähig zu machen, ziehen Branchenkennern in Zweifel.

Die Industrie kämpft mit einer schwierigen Gemengelage aus hohen Energiepreisen, heimischer Nachfrageschwäche und Überkapazitäten aus dem internationalen Wettbewerb, der vielfach preisgünstiger anbietet. Nicole Voigt, die bei BCG das weltweite Metallgeschäft leitet, warnt allerdings vor dem Niedergang des Sektors. „Die Stahlindustrie wird in Europa gebraucht, sonst deindustrialisieren wir“, betont sie, auch mit Blick auf das Beispiel Großbritannien. Tatsächlich sind zwei Drittel der deutschen Industrieproduktion stahlintensiv. Ohne staatliche Hilfe wird der Umbau jedoch nicht gelingen.