Milliarden für die Rüstungskonzerne

Hauptprofiteure Thyssenkrupp und Rheinmetall - Haushaltsausschuss erwägt Aufträge über 12 Mrd. Euro

Milliarden für die Rüstungskonzerne

Die Investoren am Aktienmarkt feiern das Milliardengeschenk der Bundesregierung: Ein großer Teil der geplanten Bundeswehraufträge über 12 Mrd. Euro geht an Thyssenkrupp und Rheinmetall. Die Kurse steigen – und es besteht Hoffnung auf mehr.cru Düsseldorf – Industriekonzerne wie Thyssenkrupp und Rheinmetall können sich auf milliardenschwere Rüstungsaufträge der Bundesregierung freuen. Der Haushaltsausschuss des Bundestags hat am Mittwoch über Bundeswehrprojekte mit einem Gesamtvolumen von 12 Mrd. Euro beraten – und teilweise grünes Licht für die Bestellung gegeben. Damit kommt Deutschland dem von US-Präsident Donald Trump für die Nato-Mitglieder vorgegebenen Ziel näher, rund 2 % des Bruttoinlandsprodukts für Rüstung auszugeben. Deutschlands derzeitiges Verteidigungsbudget entspricht mit 37 Mrd. Euro nur 1,1 % des BIP. Laut Budgetplan soll die Summe jedoch bis 2021 auf 42,3 Mrd. Euro steigen.Das größte Vorhaben der Bundeswehr, das sich aber auf mehrere Unternehmen verteilen wird und noch nicht Gegenstand der Beratung war, ist nach Einschätzung der Analysten vom Bankhaus Lampe die geplante Modernisierung der Kommunikationsinfrastruktur – für 5 Mrd. Euro. Um an Aufträge aus diesem Bereich zu kommen, hat Rheinmetall ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Münchener Spezialisten für drahtlose Kommunikation Rohde & Schwarz gegründet. Weitere Auftragnehmer könnten Thales und Airbus sein.Der größte einzelne Militärauftrag dagegen geht an Thyssenkrupp: Den Kauf von fünf Korvetten der Klasse K 130 für knapp 2 Mrd. Euro hatte das Kartellamt zunächst untersagt, weil der Auftrag als Nachbestellung – ohne öffentliche Ausschreibung – erfolgt war. Nun sollen die Boote gemeinsam von einem Konsortium aus den Werften Lürssen, Thyssenkrupp und dem zuvor nicht berücksichtigten Wettbewerber German Naval Yards gebaut werden, der sich beim Kartellamt beschwert hatte, weil er nicht zum Zuge kam.Das Kartellamt muss die neu gebildete Kooperation allerdings noch überprüfen. Der Bundesrechnungshof stellte dem Korvetten-Deal vor kurzem ein vernichtendes Zeugnis aus. Die Bilanz der Behörde: Die Beschaffer der Bundeswehr haben sich über den Tisch ziehen lassen. Der Preis sei mit den anfänglich veranschlagten rund 2,5 Mrd. Euro “erheblich überhöht”, man habe auf Wettbewerb verzichtet. Juristische HemmnisseÄhnliche Probleme gibt es mit der geplanten Anmietung von fünf bewaffneten Drohnen für 1 Mrd. Euro beim israelischen Hersteller IAI. Der US-Konzern General Atomics klagte dagegen vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf mit der Begründung, der Wettbewerb sei ausgeschlossen worden – erfolglos. Das Projekt dauert dennoch länger.Über das zweitgrößte einzelne Militärprojekt wurde der Haushaltsausschuss zunächst nur informiert: Deutschland plant gemeinsam mit Norwegen die Beschaffung von sechs baugleichen U-Booten von Thyssenkrupp für 4,3 Mrd. Euro. Die norwegische Firma Kongsberg soll im Gegenzug Lenkflugkörper für das deutsche Mehrzweckkampfschiff 180 sowie für deutsche Fregatten liefern. Der deutsche Anteil an dem Geschäft beläuft sich auf 1,85 Mrd. Euro. Entscheiden sollen die Haushälter darüber voraussichtlich 2019. Der Vorstandschef der Thyssenkrupp-Industriesparte “Industrial Solutions” hatte jedoch schon im Februar gejubelt: “Wir sind sehr stolz, diesen bedeutenden Auftrag gewonnen zu haben.”Auch der Konkurrent Rheinmetall, der die operative Marge seiner Rüstungssparte mittelfristig von 5 % auf 7 % steigern will, kommt bestens weg: So soll der neue Schützenpanzer Puma von den Herstellern KMW und Rheinmetall für 260 Mill. Euro aufgerüstet werden. Außerdem will die Bundeswehr 246 Radpanzer des Typs Boxer von den Herstellern KMW und Rheinmetall für rund 110 Mill. Euro modernisieren lassen. Für rund 220 Mill. Euro frischt das Heer zudem die alternde Lastwagenflotte auf. Von dem Auftrag dürften abermals vor allem Rheinmetall und die Volkswagen-Tochter MAN profitieren. Für 370 Mill. Euro will die Bundeswehr nach Angaben aus Sicherheitskreisen spezielle Ausrüstung für die Kampftruppe wie etwa Waffenoptiken im System “Infanterist der Zukunft” kaufen. Hauptnutznießer des Auftrags dürften die Firmen Rheinmetall, Thales sowie Heckler & Koch sein. Aktienkurse steigenInvestoren feierten die Rüstungskonzerne. Der Kurs der Thyssenkrupp-Aktie legte am Mittwoch um zeitweise 2,5 % auf 24,30 Euro zu. Der Börsenwert des Konzerns hat sich damit binnen fünf Jahren auf 13,6 Mrd. Euro verdoppelt. Der Kurs der Rheinmetall-Aktie kletterte am Mittwoch zwar nur um 0,6 % auf 87,82 Euro. Aber die Marktkapitalisierung hat sich damit seit Februar 2015 verdoppelt auf rund 3,8 Mrd. Euro.