Bundeswehr

Milliardenregen für Rüstungsindustrie

Die geplante Aufrüstung der Bundeswehr sorgt für einen Run auf Rüstungsaktien. Auch deutsche Unternehmen profitieren erheblich.

Milliardenregen für Rüstungsindustrie

cru Frankfurt

Die Zusage Deutschlands, die Militärausgaben nach Jahren der Zurückhaltung, die dazu geführt hat, dass erhebliche Teile der Streitkräfte mit veralteter Ausrüstung ausgestattet sind, massiv zu erhöhen, kurbelt die europäische Rüstungsindustrie an. Dass die Bundesregierung sich an den Waffenlieferungen in die Ukraine beteiligt und auch die Bundeswehr besser ausstatten will und dafür 100 Mrd. Euro als Sondervermögen für Investitionen und Rüstungsvorhaben zur Verfügung stellt, lässt die Aktien von Rüstungsunternehmen hochschnellen.

Rheinmetall gewannen im MDax knapp 24% und der Kurs des Rüstungselektronik-Herstellers Hensoldt schnellte um knapp 40% in die Höhe. Auch Thyssenkrupp als U-Boot-Hersteller profitierte mit knapp 9%. Zudem legten die Papiere des Anbieters von Sicherheitssoftware Secunet weiter zu mit einem Plus von 16%. Angesichts des Kriegs zwischen Russland und der Ukraine zogen auch die Kurse von BAE Systems in Großbritannien und Leonardo in Italien an.

„Es gibt eine breite Palette von Themen, zu denen wir mit Bundeswehr und Bundesregierung im Gespräch sind“, sagte ein Rheinmetall-Sprecher der Börsen-Zeitung. „Rheinmetall hat der Bundesregierung am Montag eine umfassende Lieferung von Rüstungsgütern angeboten.“ Rheinmetall-Vorstandschef Armin Papperger sagte: „Das Paket umfasst unter anderem Munition, Hubschrauber sowie Ketten- und Radpanzer.“

Das gesamte Volumen summiert sich auf 42 Mrd. Euro. Rheinmetall will dafür die Produktion hochfahren. Zu den Auswirkungen auf Beschäftigungszahlen seien aktuell noch keine Aussagen möglich. „In vielen Werken arbeiten wir im Einschichtbetrieb, wir können auch rund um die Uhr arbeiten“, erklärte Papperger. Die Produktion von Munition für Panzer kann von jährlich rund 40 000 auf 240 000 Stück erhöht werden.

Über Nacht wird Rheinmetall indes nicht lieferbereit sein. „Für die Produktion von Munition brauchen wir sechs bis zwölf Monate“, sagte der Sprecher. Bei Radpanzern kann Rheinmetall in 15 bis 18 Monaten liefern und bei Kettenfahrzeugen in 24 bis 28 Monaten. „Wir können bestätigen, dass wir der Bundeswehr bereits in der vergangenen Woche ein Initiativ-Angebot zur Lieferung eines zweiten Loses Puma übergeben haben.“ Es umfasse 229 Puma-Schützenpanzer für 3,67 Mrd. Euro. Vertragsverhandlungen könnten unmittelbar aufgenommen werden. Noch 34 Pumas können in der laufenden Legislaturperiode zur Auslieferung kommen. Zu Waffenlieferungen an die Ukraine sagte der Rheinmetall-Sprecher: „Wir haben aktuell eine direkte Anfrage aus der Ukraine. Auch in diesem Fall gilt, dass Exporte genehmigungspflichtig sind. Der Antrag wird derzeit von der Bundesregierung geprüft.“

Der Konzern dürfte von der angekündigten Erhöhung der Rüstungsausgaben des Bundes profitieren, schrieb DZ-Bank-Analyst Michael Punzet. Mit Blick auf den Ukraine-Konflikt könnten auch weitere europäische Staaten ihre Militärbudgets steigern, wovon Rheinmetall ebenfalls profitieren könnte.

Russlands Invasion in die Ukraine habe das Marktumfeld für den europäischen Verteidigungssektor grundlegend verändert, schrieb Analyst David Perry von der US-Bank J.P. Morgan. So dürften die europäischen Verteidigungsausgaben in Zukunft viel höher ausfallen als bisher erwartet. Zudem könnten mit Blick auf Nachhaltigkeitskriterien mehr Investoren akzeptieren, dass „Verteidigung“ notwendig sei, um Frieden und Demokratie zu bewahren.