Corporate Finance Award

Nach dem Sturm Richtung Horizont

Für die meisten Preisträger der Corporate Finance Awards 2020 hat sich das vergangene Jahr zu einer wilden Achterbahnfahrt entwickelt. Doch trotz der Widrigkeiten kamen auch diesmal wieder herausragende Deals und Transaktionen zustande. Ausruhen können sich die Unternehmen nun aber bei Weitem nicht.

Nach dem Sturm Richtung Horizont

kro Frankfurt

Ein Saal, viele Menschen, Unterhaltungen, Begegnungen − was monatelang coronabedingt nicht möglich war, ließ sich bei den diesjährigen 11. Corporate Finance Awards dank der Fortschritte in der Virusbekämpfung und angemessener Sicherheitsvorkehrung nun wieder in die Realität umsetzen. „Endlich wieder eine Präsenzveranstaltung – und nicht nur ein virtuelles Event über Zoom oder Webex“, freute sich der Juryvorsitzende und ehemalige Chefredakteur der Börsen-Zeitung Claus Döring. Es sei gerade die persönliche Nähe, die eine solche Preisverleihung ausmacht.

Auch bei den großen Unternehmenstransaktionen, die mit den Corporate Finance Awards ausgezeichnet wurden, war es oft das Treffen von Angesicht zu Angesicht, das den Weg zu einem erfolgreichen Abschluss und einer vertrauensvollen Zusammenarbeit in der Zukunft mit geebnet hat. „Wir wollten nicht einen rein virtuellen Deal machen“, sagte etwa Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer über den Kauf des US-Stimmrechtsberaters ISS, für den das Unternehmen den Corporate Finance Award in der Kategorie Digital erhalten hat. „Das hätte ich nicht akzeptiert.“ Also holte sich die Mannschaft um den CEO eine Sondergenehmigung, um mitten im Lockdown in die USA zu fliegen und den Anbieter von ESG-Ratings zu überzeugen. „Ich glaube, das hat schon was ausgemacht“, so Weimer. Nun wolle man in die Entwicklung weiterer Assetklassen gehen.

Ähnlich sieht es Telekom-Chef Tim Höttges. Der war im mehrere Jahre dauernden Versuch, die US-Tochter T-Mobile US mit der Softbank-Tochter Sprint zu verschmelzen, schon mal extra nach Japan geflogen, um Masayoshi Son bei einem Abendessen höchstselbst über eine Absage zu informieren. „Ich glaube, das ist extrem wichtig gewesen, dieses Abendessen zu machen, weil wir dadurch die persönliche Beziehung haben aufrechterhalten können“, erklärte Höttges in einer Videobotschaft. Die Beteiligten kehrten später auch schnell wieder an den Verhandlungstisch zurück. Im April 2018, nach insgesamt sieben Jahren, konnte der Megadeal schließlich verkündet werden.

„Das war eine lange Reise“, sagte der Vorstand für die Unternehmensentwicklung, Thorsten Langheim. Jetzt gehe es darum, die Netze in den USA zusammenzubringen − dies sei „eine ganze Menge Arbeit“, laufe im Moment aber ganz gut. Für die Ausdauer und die Hartnäckigkeit bei dem Deal wurde die Telekom mit dem Corporate Finance Award in der Kategorie M&A ausgezeichnet.

Pandemie noch nicht beendet

Wo Covid-19 vielen Unternehmen im vergangenen Jahr einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, verhalf sie zwei Preisträgern aber auch zu einem Durchbruch. So gelang es dem Elektronikhändler Ceconomy, über einen Anteilstausch einen zehn Jahre währenden Gesellschafterstreit mit der Media-Markt-Gründerfamilie Kellerhals vor dem Hintergrund der Corona-Verwerfungen für den Einzelhandel beizulegen. Zwar waren die Beschlüsse zuletzt wegen Aktionärsklagen ins Stocken geraten. Das Unternehmen ist dennoch zuversichtlich, dass es zu der Einigung kommt. „Ich glaube, dass die Ceconomy genau mit diesem Deal und mit der Vereinheitlichung der Unternehmensstruktur einen riesigen Schritt in die richtige Richtung getan hat, um auch in Zukunft erfolgreich überleben zu können“, sagte die frühere Finanzchefin Karin Sonnenmoser. Dafür erhielt das Unternehmen den Corporate Finance Award in der Kategorie Small Caps.

Zu einer deutlich gesteigerten Aufmerksamkeit und einem gelungenen Börsengang an der Nasdaq hat die Pandemie zudem beim mRNA-Pionier Curevac beigetragen. CEO Franz-Werner Haas geht davon aus, dass das Virus seine Firma und die Gesellschaft noch weiter in Atem halten dürfte: „Es wird weitere Varianten geben“, sagte er bei der Verleihung des Preises in der Kategorie IPO. „Von daher hat es mit der mRNA gerade erst angefangen.“

Die Lufthansa erhielt zudem den Preis in der Kategorie Debt − für die schnelle Refinanzierung des staatlichen Rettungspakets infolge des Corona-Stillstands. Es liege noch viel Arbeit vor dem Konzern, ließ CFO Remco Steenbergen per Videobotschaft wissen. „Wir befinden uns ohne Zweifel noch mitten in einem Sturm.“ Hier gelte es, den Horizont nicht aus den Augen zu verlieren.“ Dies sei letztlich allen Preisträgern in unterschiedlichster Situation gelungen, resümierte Sebastian Schmid, Stellvertretender Chefredakteur der Börsen-Zeitung.