KI-Konzern

Nvidia hält die Überschallgeschwindigkeit

Ein Erlössprung von mehr als 400% in der Data Center-Sparte, in der Nvidia die KI-Chip-Herstellung gebündelt hat, hält den Konzern auf steilem Wachstumskurs. Im Quartal verdient das Unternehmen inzwischen fast soviel wie Alphabet.

Nvidia hält die Überschallgeschwindigkeit

Nvidia hält Überschallgeschwindigkeit

KI-Chipnachfrage wächst ungebremst – Dividende steigt um 150 Prozent – Aktiensplit kommt

Beim US-Technologiekonzern Nvidia laufen die Geschäfte mit Raketenantrieb. Der unangefochtene Weltmarktführer bei Halbleitern für Anwendungen mit künstlicher Intelligenz (KI) hat im Quartal zum 30. April nicht nur zum wiederholten Mal die Erwartungen der Analysten pulverisiert, sondern lässt bei Umsatz- und Gewinndynamik selbst Ikonen der „Glorreichen Sieben“ historisch hinter sich. Von Februar bis April schossen die Einnahmen auf 26 Mrd. Dollar in die Höhe, ein Plus von 262% gegenüber Vorjahr. Im laufenden Quartal plant das Unternehmen mit rund 28 Mrd. Dollar, 1,4 Mrd. Dollar mehr, als Experten geschätzt hatten. Nvidia-CEO Jensen Huang sagte, die „nächste industrielle Revolution“ habe begonnen, indem Unternehmen traditionelle Datencenter auf KI-gestützte Rechnerleistung umstellten, Nvidia stehe vor einer „nächsten Wachstumswelle“.

So viel Gewinn wie Alphabet

Der Betriebsgewinn belief sich zuletzt auf 16,9 Mrd. Dollar, das Achtfache des Vorjahresquartals, der Nettogewinn war mit 14,9 Mrd. Mrd. Dollar sechsmal so hoch wie in der Vergleichsperiode 2023. In der absoluten Höhe des Gewinns stellt sich Nvidia damit auf eine Stufe mit der Google-Mutter Alphabet.

Die Nvidia-Aktie hatte am Mittwoch nachbörslich die 1.000-Dollar-Marke überwunden und notierte Donnerstag im frühen Handel um mehr als 7% fester bei 1.020 Dollar. Der Konzern kündigte für den 7. Juni einen Aktiensplit im Verhältnis 1:10 an, um die Titel optisch zu erleichtern. Damit erhöht sich die Zahl der Aktien auf 25 Milliarden Stücke. Der Aktienkurs hat sich seit Jahresbeginn verdoppelt und Analysten kommen mit ihren Kurszielen kaum nach. Unter anderem Bank of America, J.P. Morgan, UBS, Morgan Stanley und Barclays bekräftigten ihre Kaufempfehlungen. 

57 Prozent Nettomarge

Nvidia zeigt für einen Hardwarehersteller eine beeindruckende Ertragsstärke, die auch hochprofitable Softwareriesen auf die Plätze verweist. Die Nettomarge stellte sich auf 57%. Microsoft brachte es im zurückliegenden Geschäftsquartal auf 35%, ein Niveau, das der weltweit führende Anbieter von PC-Betriebssystemen über längere Zeit in etwa gehalten hat. Andere Halbleiterriesen wie Intel oder AMD zeigten hier zuletzt 41% bzw. 47%.

Der KI-Star lässt seine Aktionäre auch mit einer Dividendenanhebung um 150% von 0,04 Dollar auf 0,10 Dollar teilhaben. Das entspricht angesichts der Finanzstärke des Unternehmens indes einem relativen Kleckerbetrag von 250 Mill. Dollar.

Nvidia kontrolliert Experten zufolge etwa 80% des Weltmarkts für hochgezüchtete KI-Spezialprozessoren. Das Topmodell ist der „Blackwell B200“, dessen Preis Schätzungen zufolge bei mehr als 20.000 Dollar pro Stück liegt. Die Preismacht des Konzerns ist indes nicht nur die Folge seiner De-facto-Monopolstellung, sondern ergibt sich vor allem auch aus der rasant steigenden Nachfrage insbesondere der sogenannten Hyperscaler Amazon Web Services, Microsoft Azure und Google Cloud, die Nvidia die KI-Chips aus den Händen reißen, um ihre Rechnerleistungen auszubauen, und die dabei eine sehr zahlungskräftige Klientel darstellen.

Data-Center-Sparte brummt

Die Grafikkarten, die einst das Aushängeschild von Nvidia waren, haben im Konzern stark an Gewicht verloren. Die Sparte GeForce steht mit Erlösen von 2,6 Mrd. Dollar inzwischen nur noch für 10% vom Umsatz, mehr als 85% (22,6 Mrd. Dollar) werden von der Data-Center-Einheit beigesteuert, deren Erlöse gegenüber Vorjahr um 427% explodierten. Obwohl die Autoindustrie zu den namhaften Kunden des Unternehmens gehört, spielt sie als Kundengruppe keine nennenswerte Rolle. Die Automotive-Sparte erzielte Einnahmen von 329 (296) Mill. Euro und lässt damit auch die Wachstumsdynamik der Data-Center-Einheit vermissen. Diese dürfte im Jahresverlauf durch die stetige Ausweitung der Produktion beim Auftragsfertiger TSMC und neu entwickelte KI-Chips weitere Triebfedern bekommen. So ist die neue Beschleunigergeneration Blackwell B100, der Nachfolger von Hopper H100, noch nicht in den Zahlen enthalten.

Nvidia schlüsselt die Umsatzentwicklung nicht regional auf. Während aufgrund der Nachfrageballung der großen Hyperscaler ein Schwerpunkt in den USA liegen dürfte, hatte sich das Management zuletzt unzufrieden mit den Restriktionen in China gezeigt, die durch umfangreiche US-Sanktionen ausgelöst werden. Die bisherigen Auswirkungen bleiben indes im Dunkeln.

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