Buchhaltung

Pandemie verstärkt Digitalisierung im Rechnungswesen

Die Pandemie hat die Digitalisierung in vielen Bereichen beschleunigt. Das gilt auch für das Rechnungswesen, zeigt eine Studie von KPMG und Uni München. Gleichwohl moniert PwC, dass Effizienzpotenziale ungenutzt blieben.

Pandemie verstärkt Digitalisierung im Rechnungswesen

hek Frankfurt

Die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung im Rechnungswesen vieler Unternehmen beschleunigt. Das geht aus einer Befragung der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG und der Universität München hervor. Cloud-Lösungen hätten sich klar als führender Trend bei neuen Technologien bestätigt. Papierrechnungen würden zunehmend von digitalen Lösungen abgelöst.

Für etwa sechs von zehn Unternehmen hat der Studie zufolge die Pandemie die Digitalisierung im Rechnungswesen angekurbelt. Akzeptanz und Relevanz von Digitalisierungsprojekten im Rechnungswesen seien für 80 bzw. 75% der Umfrageteilnehmer gestiegen. Für 70% der Befragten habe die Beteiligung der Beschäftigten an Digitalisierungsinitiativen zugenommen, und bei 64% seien neue Projekte in den Fokus gerückt. Die Transformation verlaufe oftmals aber nicht reibungslos, teilt KPMG weiter mit. 60% der Unternehmen hätten die fehlende Durchgängigkeit von digitalen Prozessen als die größte Hürde genannt, und die Hälfte der befragten Firmen hatte den Angaben zufolge Probleme aufgrund fehlender digitaler Belege und anderer Dokumente. Rund ein Drittel der Unternehmen sehe Herausforderungen in der technischen Ausstattung (39%) und den Zugriffsmöglichkeiten aus dem Homeoffice (28%). Befragt wurden CFOs, Chefbuchhalter und andere Führungskräfte aus 350 Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Umfrage fand zum fünften Mal statt.

Gleichwohl bleibt in der digitalen Abschlussprüfung viel Effizienzpotenzial ungenutzt, gibt der KPMG-Konkurrent PwC zu bedenken. Ein Drittel der Unternehmen verzichte bisher darauf, die Finanzfunktion umfassend zu transformieren. Das sei riskant, warnt Rüdiger Loitz, Partner von PwC Deutschland und verantwortlich für Technologie und Innovationen. „Die Unternehmen laufen damit Gefahr, Effizienzgewinne unnötig lange ungenutzt zu lassen und so gegenüber dem Wettbewerb ins Hintertreffen zu geraten.“ Die Mehrheit nutze nach wie vor Excel-Dateien für interne Reportings. Fast zwei Drittel verzichteten auf Robotic Process Automation, was Loitz für ein „echtes Versäumnis“ hält.

PwC Deutschland hat für ihre Studie 100 mittelständische und größere deutsche Unternehmen befragt. „Die Covid-19-Pandemie hat – zum Teil schmerzhaft – offengelegt, wo die Unternehmen in puncto Digitalisierung stehen“, sagt Loitz. Positiv daran sei, dass mehr Transparenz und Vergleichbarkeit herrschten. So ließen sich Qualitätsschwächen gezielt beheben.

Auch bei der Abschlussprüfung unterschätzten viele Unternehmen das Digitalisierungspotenzial. Denn nur 9% der Befragten glaubten, dass eine stärkere digitale Abschlussprüfung bis dato unbekannte Informationen in erheblichem Umfang liefern könnte. Die PwC-Experten hingegen sehen hier „viel größeres Potenzial“.

Laut der Befragung von KPMG und Uni München stehen die Homogenisierung der Basissysteme, verbesserte Stammdaten und die Einführung papierloser Prozesse weiter im Fokus. Die Hälfte der befragten Unternehmen nutze Cloud-Lösungen flächendeckend oder in Pilotprojekten, weitere 13% hätten den Einsatz konkret geplant. Das Thema Blockchain spiele keine große Rolle für die Digitalisierung des Rechnungswesens. Plattformen für das Management von Geschäftsprozessen würden ebenfalls relativ wenig eingesetzt.

Die nichtfinanzielle Berichterstattung gewinne an Bedeutung, doch gebe es dafür bei der Mehrheit der befragten Firmen noch keine digitalen Prozesse, heißt es weiter. Zwei von drei Unternehmen, die nichtfinanzielle Informationen berichten, nutzten zum Großteil manuelle Prozesse und hätten einen Digitalisierungsgrad von maximal 30%.

„In den Augen vieler Befragungsteilnehmer fehlt es bei den nichtfinanziellen Daten weiter an Standardisierung und Qualität“, sagt Markus Kreher, Leiter Finance Advisory bei KPMG Deutschland. „Daraus folgt, dass eine Digitalisierung dieser Informationsgrundlagen sehr oft noch stockt.“ Bei diesem neuen Reportingfeld seien viele regulatorische Anforderungen noch unklar. Folglich stecke auch die Abbildung der Reportingprozesse in der Findungsphase.

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