Porsche-Krise sorgt für Milliardenverlust bei VW
Porsche-Krise sorgt für Milliardenverlust bei VW
Porsche-Krise sorgt für Milliardenverlust bei VW
Prognose unter Vorbehalt von Halbleiter-Verfügbarkeit – CFO: Zölle belasten im Gesamtjahr mit bis zu 5 Mrd. Euro
Erstmals seit der Corona-Pandemie ist der VW-Konzern wieder in der Verlustzone gelandet. Vor allem das Porsche-Debakel hat zu einem Milliardenfehlbetrag im dritten Quartal geführt. Nach den ersten neun Monaten summieren sich negative Sondereffekte auf 7,5 Mrd. Euro. Nun muss zusätzlich gespart werden.
ste Hamburg
Die Krise der Sportwagentochter Porsche, Folgen der erhöhten US-Importzölle sowie ein zunehmender Absatz noch margenschwächerer Elektroautos haben Volkswagen im dritten Quartal rote Zahlen schreiben lassen. Wie die Wolfsburger am Donnerstag mitteilten, fiel ein Verlust von 1,1 (i.V. +1,6) Mrd. Euro an. Das operative Ergebnis, das auf –1,3 (+2,8) Mrd. Euro absackte, wurde durch Sondereffekte von 5,3 Mrd. Euro belastet. Den nach der Gewinnwarnung von Porsche am 19. September gesenkten Ausblick für das laufende Geschäftsjahr bekräftigte Europas größter Autobauer.
Zugleich fügte VW in Anspielung auf Lieferprobleme des Chipherstellers Nexperia hinzu, die Prognose basiere auf der Annahme einer ausreichenden Verfügbarkeit von Halbleitern. Arno Antlitz, Chief Financial Officer (CFO) und Chief Operating Officer (COO), sagte in einer Analystenkonferenz, der Engpass sei nicht technisch bedingt, sondern politisch. Man sei auf der Suche nach alternativen Lieferquellen. Die Produktion sei aber auch in der nächsten Woche an allen deutschen Standorten gesichert. Um mögliche negative Folgen für die deutsche Automobilindustrie zu vermeiden oder abzumildern, will der Branchenverband VDA über einen neutralen Dritten eine zeitlich befristete Informationsplattform etablieren, über die verfügbare Nexperia-Chips angeboten werden. Die Börse für Restbestände von Halbleitern soll kurzfristig starten.
Aktie dreht ins Minus
Nach anfänglichen Gewinnen fiel die VW-Vorzugsaktie am Donnerstagnachmittag um bis zu 2,1% auf 90,08 Euro. Dabei äußerten sich Analysten positiv. Der operative Verlust sei mit 1,3 Mrd. Euro etwas niedriger als erwartet ausgefallen, so die US-Investmentbank Jefferies, die bei einem Kursziel von 125 Euro zum Kauf der VW-Aktie rät. Zu den wichtigsten positiven Faktoren zähle ein positiver Netto-Cashflow im Autobereich von 3,1 (3,0) Mrd. Euro, der vollständig auf ein verbessertes Working Capital zurückzuführen seit. Der Free Cashflow könne auf Jahresbasis positiv bleiben. Neben einem Umsatz auf Vorjahresniveau (324,7 Mrd.Euro) und einer operativen Umsatzrendite von 2 bis 3 (5,9)% stellt VW für 2025 eine Investitionsquote im Autobereich zwischen 12 und 13% und einen Netto-Cashflow in etwa auf der Nulllinie in Aussicht.
Für die ersten neun Monate steht bei Sonderlasten von insgesamt 7,5 Mrd. Euro ein Rückgang des operativen Ergebnisses um 58% auf 5,4 Mrd. Euro zu Buche. Die operative Umsatzrendite landete bei 2,3 (5,4)%. Vor allem die Markengruppe Sport Luxury mit Porsche, die nach den ersten neun Monaten auf eine operative Rendite von –1 (+14,6)% kommt, drückte auf die Marge. Die einstige Ertragsperle des Konzerns, die sich wieder stärker dem Verbrennungsantrieb zuwendet, hatte vor einer Woche über einen operativen Fehlbetrag im dritten Quartal von 967 Mill. Euro berichtet. Die Markengruppe Progressive mit Audi rutschte im Neunmonatsvergleich ebenfalls ab auf 3,2 (4,5)%, die Markengruppe Core mit den Volumenherstellern Volkswagen Pkw, Skoda und Seat Cupra weist unverändert 4,4% aus.
Margenschwächere Elektroautos
Finanzchef Antlitz sprach von einem gemischten Bild nach den ersten neun Monaten. Zum einen zeige der Markterfolg der Verbrenner- und Elektrofahrzeuge, dass sich die laufende Produktoffensive auszahle. In Europa komme jedes vierte Elektroauto aus dem VW-Konzern. Zugleich mache man weiter gute Fortschritte bei der Restrukturierung. Zum anderen drücke der Hochlauf der margenschwächeren Elektrofahrzeuge auf das Ergebnis. Hinzu kämen die Sonderlasten.
Vor den Belastungen durch erhöhte Zölle, die Anpassung der Produktstrategie bei Porsche sowie Abschreibungen auf den Geschäfts- und Firmenwert von Porsche stehe die Konzern-Marge bei 5,4%. Das sei im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld „eigentlich ein ordentlicher Wert“. Antlitz zufolge werden die erhöhten Zölle und die daraus resultierenden negativen Volumeneffekte den Konzern auf Jahresbasis mit bis zu 5 Mrd. Euro belasten und fortwirken. „Deshalb müssen wir die bereits beschlossenen Programme konsequent umsetzen, Maßnahmen vorziehen und neue Ansätze entwickeln.“ Zur Diskussion steht auch die Aufnahme der Audi-Produktion in den USA. Eine Entscheidung könnte noch in diesem Jahr fallen.
