Finanzinvestoren

Private Equity verkauft aus der Not heraus mehr Firmen denn je an sich selbst

Continuation Funds boomen: Private-Equity-Firmen nutzen interne Verkäufe, um trotz schwieriger Marktbedingungen Liquidität zu schaffen. Das Volumen stieg auf 42 Mrd. Dollar. Auch die institutionellen Investoren machen ausgiebig vom Secondaries-Markt Gebrauch, um ihre Anteile zu versilbern.

Private Equity verkauft aus der Not heraus mehr Firmen denn je an sich selbst

Private Equity verkauft an sich selbst

Aus der Not heraus klettert das Volumen der Continuation Funds im ersten Halbjahr auf den Rekordwert von 42 Mrd. Dollar

cru Frankfurt

Spätestens seit dem Liberation Day im April und dem Trump’schen Zollchaos ist für Private-Equity-Firmen der Ausstieg aus ihren Unternehmensbeteiligungen per Verkauf oder Börsengang noch schwieriger geworden als bisher. Damit sie ihren institutionellen Investoren trotzdem einen Teil des Einsatzes zurückzahlen können, wählen die Finanzinvestoren aus der Not geboren einen anderen Weg: Sie verkaufen Unternehmen von einem Fonds im eigenen Haus an einen anderen oder neuen Fonds im eigenen Haus. Das Volumen dieser Transaktionen, die im Fachjargon „Continuation Funds“ heißen, ist in der ersten Hälfte dieses Jahres um zwei Drittel auf den Rekordwert von 42 Mrd. Dollar geklettert. Damit machen die Fortsetzungsvehikel inzwischen 19% der Exits aus. Im Vorjahr waren es nur 13%. Das geht aus den Zahlen der Investmentbank Jefferies hervor.

In Deutschland war der größte Fall einer Verschiebung in einen Continuation Funds der Verkauf des Heizkostenerfassungskonzerns Techem von der Private-Equity-Abteilung der Schweizer Partners Group zur Infrastruktureinheit im selben Haus. Das Unternehmen wurde dabei mit 6,7 Mrd. Euro bewertet und als neue Investoren kamen der Finanzinvestor TPG und die Staatsfonds GIC und Mubadala aus Singapur und Abu Dhabi hinzu.

Auch Fondsanteilsverkäufe auf Rekord

Wie schwierig es derzeit ist, die Firmen in Private-Equity-Besitz zu versilbern, zeigt gleichzeitig auch der Anstieg der von den institutionellen Investoren durchgeführten „Secondaries“. Sie verkaufen bestehende Fondsanteile an Private-Equity-Fonds mit einem Bewertungsabschlag von 10% an andere kaufwillige institutionelle Investoren, um Liquidität zu schaffen. Das Volumen dieser Transaktionen ist laut Jefferies in der ersten Hälfte des Jahre um 40% auf 56 Mrd. Dollar gestiegen.

Fondsanteilsverkäufe und Continuation Funds zusammen wuchsen um die Hälfte auf 103 Mrd. Dollar. Die beiden Segmente des Markts für Secondaries sind inzwischen etwa gleich groß. Für das Gesamtjahr erwartet Jefferies einen Rekordwert von 210 Mrd. Dollar oder mehr.

„Markt an entscheidendem Punkt“

„Der globale Sekundärmarkt ist an einem entscheidenden Punkt angelangt, da Umfang und Ausgereiftheit ein Allzeithoch erreicht haben und alle früheren Erwartungen an das, was möglich war, übertreffen“, jubelt Scott Beckelman, Global Co-Head of Secondary Advisory bei Jefferies. „In der ersten Hälfte des Jahres 2025 hat der Markt eine außergewöhnliche und anhaltende Dynamik gezeigt.“

Das jüngste Beispiel in Deutschland neben Techem war ein Continuation Fund des auf Software spezialisierten niederländischen Finanzinvestors Main Capital, der mit seinem Portfolio hierzulande sehr aktiv ist. Der Continuation Fund umfasst drei Softwarefirmen und ein Gesamtvolumen von 520 Mill. Euro. Zu den Assets des Fonds gehören SDB, ein Anbieter von Software für das Gesundheitswesen, sowie Mach, ein Anbieter von Software für die öffentliche Hand.

Auch viele deutsche Beispiele

Weitere deutsche Beispiele waren Continuation Funds von Deutsche Beteiligungs AG, Oakley und Deutsche Private Equity, die in Summe mehrere Milliarden Euro auf die Waage bringen. Bei DPE ging es um die beiden Tech-Berater Eraneos und Valantic mit einer Bewertung 708 Mill. Euro, bei DBAG um den Transportlogistiker Solvares im Wert von 130 Mill. Euro.

Continuation Funds boomen: Private-Equity-Firmen nutzen interne Verkäufe, um trotz schwieriger Marktbedingungen Liquidität zu schaffen. Das Volumen stieg auf 42 Mrd. Dollar. Auch institutionelle Investoren machen ausgiebig vom Secondaries-Markt Gebrauch, um ihre Anteile zu versilbern.

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