Labordienstleister und Diagnostikspezialist

Qiagen zieht Margenziel um zwei Jahre vor

Qiagen zieht das mittelfristige Margenziel um zwei Jahre auf 2026 vor. Der Labordienstleister und Diagnostikspezialist wird zudem ein neues Aktienrückkaufprogramm im Volumen von 500 Mill. Euro auflegen und erstmals Dividende zahlen.

Qiagen zieht Margenziel um zwei Jahre vor

Qiagen zieht Margenziel vor

md/Reuters Frankfurt

Qiagen will das Margenziel zwei Jahre früher erreichen als bislang geplant. Eine bereinigte operative Rendite von mindestens 31% wird der Labordienstleister und Diagnostikspezialist nun voraussichtlich schon 2026 erreichen, wie Finanzvorstand Roland Sackers in einer Telefonkonferenz sagte. Im ersten Quartal dieses Jahres lag die Rendite bei 29,8 (i.V. 25,7)%.

Roland Sackers, Finanzvorstand von Qiagen. Foto: Qiagen

Zudem sollen die Aktionäre erstmals seit dem Börsengang vor 29 Jahren eine Dividende erhalten (25 Cent je Aktie), flankiert von einem weiteren Aktienrückkaufprogramm über 500 Mill. Dollar, wie am Donnerstag bekannt wurde; beide Maßnahmen sind Teil des Versprechens, bis Ende 2028 mindestens 1 Mrd. Dollar an die Aktionäre zurückzugeben.

Spezialist für synthetische Aktienrückkäufe

Das Unternehmen hatte bereits am Mittwoch angekündigt, erstmals eine Dividende zahlen zu wollen und künftig jährliche Ausschüttungen zu planen. Die erste Ausschüttung summiert sich auf etwa 54 Mill. Dollar. Die Aktionäre sollen zudem auf der Hauptversammlung am 26. Juni grünes Licht für ein neues synthetisches Aktienrückkaufprogramm von bis zu 500 Mill. Dollar über eine Zeitspanne von 18 Monaten geben. „Diese Maßnahmen spiegeln unser Engagement wider, durch operative Hebel und starke Cashflows mehr Wert zu schaffen und gleichzeitig die Rendite zu steigern“, erklärte Sackers.

Anders als bei einem regulären Aktienrückkauf werden bei der synthetischen Form eine unmittelbare Kapitalrückzahlung mit einer Aktienzusammenlegung (Reverse Stock Split) kombiniert. Experten zufolge hat das steuerliche Vorteile. Qiagen hat diese Form des Rückkaufs schon mehrfach genutzt, seit 2024 seien auf diese Weise bereits rund 600 Mill. Dollar ausgeschüttet worden, hieß es.

Gründung und Börsengeschichte von Qiagen

Qiagen wurde 1984 als Ausgründung der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf gegründet. 1996 war es eines der ersten europäischen Unternehmen, das seine Aktien an der US-Börse Nasdaq listen ließ. Ein Jahr später folgte der Börsengang in Deutschland am damaligen Segment Neuer Markt. Das Unternehmen hat sich auf Tests zum Nachweis von Krankheiten sowie auf den Bau von Laborgeräten spezialisiert. 2021 stieg Qiagen dank der Ausweitung des Dax von 30 auf 40 Unternehmen in den eutschen Leitindex Dax auf.

Im ersten Quartal hat der Konzern von guten Geschäften mit seinen Wachstumstreibern profitiert, etwa dem Tuberkulosetest Quantiferon und dem Diagnostikgerät Qiastat-Dx. Wie seit den im April veröffentlichten Eckdaten bekannt, war der Umsatz zu konstanten Wechselkursen um 7% auf 483 Mill. Dollar gestiegen. Unter dem Strich kletterte der Gewinn um 12,5% auf knapp 91 Mill. Dollar.

Erhöhte Jahresprognose bekräftigt

Die bereits angehobene Gewinnprognose für 2025 wurde bekräftigt. Qiagen stellt nun einen bereinigten verwässerten Gewinn je Aktie zu konstanten Wechselkursen von 2,35 (2,20) Dollar in Aussicht. Die bereinigte operative Marge soll in diesem Geschäftsjahr auf über 30% steigen; im Vorjahr betrug sie 28,7% bei 1,98 Mrd. Dollar Umsatz. Qiagen stellt für dieses Jahr ein Erlöswachstum von 4% in Aussicht; wechselkursbereinigt und bezogen auf das Kerngeschäft wird ein Plus von 5% angepeilt.

Für das zweite Quartal rechnet Qiagen damit, dass der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreswert von 496 Mill. Dollar währungsbereinigt um mindestens 5% klettern wird. Auch das bereinigte Ergebnis je Aktie soll anziehen und zu konstanten Wechselkursen bei mindestens 0,60 (0,55) Dollar herauskommen. Analysten hatten bisher für die Monate April bis Juni mit weniger gerechnet.

Umsatzziel vor Anhebung

CFO Sackers machte nun auch Hoffnung auf eine baldige Anpassung der Umsatzziele für das Gesamtjahr. Vor Medienvertretern kündigte er zudem „beizeiten“ eine Überarbeitung der Mittelfristziele bis 2028 an – noch will das Management aber die weiteren Entwicklungen etwa rund um die Zölle abwarten.

Die US-Zollpolitik sorgt auch bei Qiagen für Unsicherheit. „Ich glaube, selbst Herr Trump weiß nicht genau, wo die Tarife enden werden“, sagte Sackers. Qiagen sei jedoch gut aufgestellt, um mögliche Belastungen abzufedern: Das Unternehmen produziert auch in den USA und habe dort mehr Beschäftigte als in Europa; zudem habe Qiagen frühzeitig Bestände aufgebaut und Lieferketten optimiert. Höhere Zölle könne man zum Teil an Kunden weiterreichen, zudem helfe ein derzeit günstigeres Steuerumfeld, die zusätzlichen Kosten zu kompensieren.

Unterschiedliche Wirkungen der Zoll-Debatte

Qiagen kommt laut Sackers in den aktuell vor allem durch geopolitische Auseinandersetzungen und die Zollthematik beherrschten Zeiten sein starkes Portfolio mit Verbrauchsmaterialien zugute, das den Löwenanteil des Konzernumsatzes ausmacht. Die Nachfrage halte sich hier konstant, wohingegen Kunden, insbesondere in den USA, sich bei der Anschaffung neuer Diagnostikgeräte derzeit eher zurückhielten.

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