Quartalsgewinn der Dax-Konzerne schrumpft im dritten Jahr
Gewinn der Dax-Konzerne schrumpft im dritten Jahr
Autokonzerne und Rückversicherer im ersten Quartal besonders stark betroffen – Größte börsennotierte Unternehmen bauen 32.000 Stellen ab
Der Gewinn der Dax-Konzerne ist das dritte Jahr hintereinander im ersten Quartal geschrumpft, und sie haben Vorjahresvergleich 32.000 Arbeitsplätze abgebaut. Die Kostensenkung läuft. Das zeigt die EY-Analyse der Quartalsberichte. Das Trump´sche Zollchaos setzt den stark exportorientierten deutschen Unternehmen zu.
cru Frankfurt
Die Dax-Konzerne bekommen zunehmend die Konjunkturflaute und den verschärften internationalen Wettbewerb zu spüren. Im ersten Quartal stieg der Gesamtumsatz der Dax-40-Unternehmen zwar um 3,3% auf 459 Mrd. Euro, immerhin zehn Unternehmen verzeichneten aber einen Umsatzrückgang, darunter die Schwergewichte BMW, Mercedes-Benz, BASF und Bayer. Der gesamte operative Gewinn (Ebit) schrumpfte um 8,1% auf 44,8 Mrd. Euro. Das sind Ergebnisse der Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY auf Basis der Geschäftsberichte der derzeit im Dax gelisteten Unternehmen.

Sogar 16 Unternehmen erwirtschafteten einen niedrigeren Gewinn als im Vorjahr, darunter alle fünf Autokonzerne sowie die beiden Rückversicherer, die außerordentliche Belastungen aufgrund der Waldbrände rund um Los Angeles zu Jahresbeginn schultern mussten. Bereits 2024 und 2023 war der Gesamtgewinn der Dax-Konzerne gegenüber dem jeweiligen Vorjahr deutlich zurückgegangen. Am stärksten an gewinn eingebüßt haben RWE, Munich Re und Mercedes-Benz.
Rheinmetall mit Umsatzsprung
Während einige Dax-Konzerne sehr gute Zahlen vermelden konnten – etwa Rheinmetall mit einem Umsatzplus von 46% und MTU Aero Engines mit einem Wachstum von 28% –, befinden sich gerade die Autokonzerne im Rückwärtsgang: Insgesamt verbuchten die Unternehmen bei einem Umsatzrückgang von 2,5% einen Gewinneinbruch von 42%.
Kostensenkung läuft
Bei der Beschäftigung zeigt der Trend inzwischen nach unten: Nachdem die Zahl der Beschäftigten in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen war, brachte das Jahr 2024 die Trendwende, und der Rückgang hält an: Die Zahl der Beschäftigten sank im ersten Quartal 2025 um 32.400 bzw. 1%. Zwölf von 27 Unternehmen, die dazu Angaben machen, haben die Zahl der Beschäftigten im Vergleich zum Vorjahr reduziert. Da etliche große Konzerne ambitionierte Kostensenkungsprogramme aufgesetzt haben, dürfte der Rückgang der Beschäftigtenzahl anhalten und sich voraussichtlich sogar verstärken. Am stärksten Stellen abgebaut haben Fresenius, Bayer und Sartorius. Bei Fresenius ging es um 8% auf 175.000 Stellen nach unten.
Die Gesamtlage sei so schwierig wie selten zuvor, konstatiert Jan Brorhilker, Managing Partner des Geschäftsbereichs Assurance von EY in Deutschland: „Die Herausforderungen für die deutsche Industrie sind gigantisch: Neue Wettbewerber gerade aus Asien sorgen für einen enormen Innovations- und Preisdruck, die Konjunktur auf dem europäischen Heimatmarkt ist und bleibt vorerst schwach, der Krieg in der Ukraine sorgt für zusätzliche Belastungen.“
Gute Geschäfte in Nordamerika
Noch am besten liefen die Geschäfte in Nordamerika, wo ein Umsatzplus von 4% erzielt wurde. In Europa stieg der Umsatz um 3%, in Asien um 1%. „In Anbetracht der anhaltend schwachen Konjunktur und der schwierigen geopolitischen und handelspolitischen Lage zeigten sich viele Dax-Konzerne im ersten Quartal bemerkenswert resilient,“ sagt Henrik Ahlers, Vorsitzender der Geschäftsführung bei EY. Zwar spürten immer mehr Unternehmen die Konjunkturkrise, aber die deutliche Mehrheit der Unternehmen schaffte dennoch ein Umsatzplus.
Zollchaos noch nicht bilanziert
Ahlers betont allerdings, dass sich die Zuspitzung der Handels- und Zollstreitigkeiten zwischen den USA und den Handelspartnern noch kaum in den Bilanzzahlen widerspiegele: „Die Handelspolitik der US-Regierung hatte bislang unterschiedliche und teils gegenläufige Effekte. Viele Unternehmen haben in Erwartung hoher Zölle ihre Bestände in den USA aufgestockt, zudem haben US-Kunden Käufe vorgezogen, um noch von niedrigeren Preisen zu profitieren. Die tatsächlichen Auswirkungen der neuen Zölle werden wir erst mit einer gewissen Verzögerung sehen. Ein realistisches Bild der Lage werden wir erst im zweiten Halbjahr haben.“ Zudem sei vieles noch im Fluss, Verhandlungen liefen, die endgültigen Kompromisslösungen könnten stark abweichen von den drastischen Ankündigungen. „Die aktuelle Unsicherheit ist eine Riesen-Herausforderung gerade für die stark exportorientierten deutschen Industrieunternehmen.“