Zwischenbilanz

Radar-Spezialist Hensoldt mit Rekordaufträgen

Hensoldt gehört zu den größten Profiteuren der Aufrüstung in Deutschland und dem restlichen Europa.

Radar-Spezialist Hensoldt mit Rekordaufträgen

Der Rüstungselektronik-Spezialist Hensoldt profitiert weiterhin von der zunehmenden Aufrüstung in Europa. Dass die Staaten in Reaktion auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine mehr Geld in die Verteidigung stecken, lässt sich auch am Auftragsbuch des Taufkirchener MDax-Konzerns gut sehen: Im ersten Halbjahr schwoll der Orderbestand bei Hensoldt auf einen Rekordwert von mehr als 7 Mrd. Euro an. Die Ziele für 2025 bestätigte das Unternehmen bei seiner Zahlenvorlage am Donnerstag. An der Börse kam das gut an.

Die Aktie belegte am späteren Vormittag mit einem Aufschlag von fast fünfeinhalb Prozent den Spitzenplatz im MDax, dem Index der mittelgroßen Werte. Wie viele andere Branchenwerte hat auch der Hensoldt-Kurs wegen des aktuellen Rüstungsbooms kräftig zugelegt. Allein seit dem Jahreswechsel hat sich das Papier auf weit mehr als das Zweieinhalbfache verteuert. Und mit aktuell knapp 98 Euro kostet das Papier gut achtmal so viel wie zum Börsengang im September 2020.

Im Juni hatte der Kurs allerdings bereits auf 110 Euro zugesteuert und war danach wieder abgefallen. Ein Händler merkte nun zu den aktuellen Kursgewinnen an, dass ein eher schwaches Quartal erwartet worden sei. Die vorgelegten Zahlen seien jedoch besser als befürchtet, schrieb Chloe Lemarie vom Analysehaus Jefferies. Sowohl der Umsatz als auch das operative Ergebnis (Ebitda) hätten die Erwartungen übertroffen.

Hensoldt mit rund 9.000 Beschäftigten bietet etwa Radartechnik für den Kampfjet Eurofighter und das Luftverteidigungssystem Iris-T an, das auch die Ukraine gegen die russischen Angreifer einsetzt. Auch an Radar- und Selbstschutztechnik für das künftige europäische Luftkampfsystem FCAS arbeitet das Unternehmen mit. Zum Flugabwehrpanzer Skyranger 30 von Rheinmetall steuert Hensoldt das Radarsystem bei. Der Bund hält eine Sperrminorität von gut 25% an dem Konzern, der einst zu Airbus gehörte.

Umsatz geht hoch

In den ersten sechs Monaten hat der Konzern im Jahresvergleich seinen Umsatz um rund 11% auf 944 Mill. Euro gesteigert. Zugleich zog der Hersteller Buchungen im Wert von rund 1,4 Mrd. Euro an Land, dies waren gut 3% mehr als vor einem Jahr.

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) stieg mit einem Plus von 3,3% auf 107 Mill. Euro im vergangenen Halbjahr jedoch weniger deutlich als der Umsatz, wodurch die entsprechende operative Marge von zuvor 12,2 auf 11,3% zurückging. Hensoldt begründete die gesunkene Profitabilität mit Kosten für die Anlaufphase in seinem neuen Logistikzentrum.

Verluste unterm Strich

Unter dem Strich rutschte der Konzern im Vergleich zum Vorjahr sogar noch tiefer in die roten Zahlen: Nach minus 26 Mill. Euro standen nun minus 44 Mill. Euro in der Bilanz. Grund waren höhere Abschreibungen und ein deutlich schlechteres Finanzergebnis als ein Jahr zuvor.

An seinen Zielen für das laufende Jahr hält der Vorstand unterdessen fest. So stehen als operative Marge 18% im Plan und beim Umsatz 2,5 bis 2,6 Mrd. Euro, wofür nun eine stärkere zweite Jahreshälfte nötig ist.

Konzernchef Oliver Dörre erhofft sich künftig noch mehr: Er hatte im Mai die längerfristigen Ziele des Unternehmens höher gesetzt und dies mit den geplanten hohen Rüstungsausgaben begründet. Der Manager geht inzwischen davon aus, dass Hensoldt dank anziehender Bestellungen seinen Umsatz bis 2030 sogar auf bis zu 6 Mrd. Euro steigern kann.

Ausbau der Produktion

Auf dieses erhoffte Wachstum bereitet sich der Konzern derzeit vor. Während das neue Logistikzentrum laut Finanzchef Christian Ladurner helfen soll, die Produktion zu steigern, setzt Hensoldt den Angaben zufolge zur Kapazitätserweiterung daneben auch auf Automatisierung und Outsourcing. Überdies ermögliche das neue Gebäude in Oberkochen effizientere und profitablere Abläufe, erläuterte der Manager. „Bei allen zentralen Transformationsinitiativen sind wir auf einem sehr guten Weg und schaffen damit Kapazitäten, die bis mindestens 2028 tragfähig sind“, betonte Ladurner.