Rüstungsindustrie

Rheinmetall-CEO Papperger will sich von Autozuliefersparte trennen

Rheinmetall-Chef Armin Papperger zählt die Autozuliefersparte mit dem Unternehmen Pierburg und 6.700 Beschäftigten nicht mehr länger zum Kerngeschäft des Rüstungskonzerns. Das kündigt er auf der Hauptversammlung an diesem Dienstag an.

Rheinmetall-CEO Papperger will sich von Autozuliefersparte trennen

Rheinmetall will Autosparte abgeben

CEO Papperger: Aktivitäten „können nicht länger Teil unseres Kerngeschäftes sein“

Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt

Rheinmetall will sich offenbar bald von der traditionsreichen Sparte für Autozulieferung trennen, weil sie nicht mehr zum Kerngeschäft gehört. Das geht aus der vorab veröffentlichten Rede von Vorstandschef Armin Papperger auf der Hauptversammlung an diesem Dienstag hervor. Demnach ist das operative Ergebnis von 1,5 Mrd. Euro im Jahr 2024 durch die „hochdynamische Entwicklung“ in der Rüstungsindustrie getrieben. „Das zivile Geschäft von Rheinmetall konnte in einem krisenhaften Umfeld für die Automobilindustrie keinen solchen Wachstumsbeitrag leisten“, konstatiert Papperger, der den Konzern seit zwölf Jahren führt und dessen Vertrag noch bis Ende 2029 läuft. „Das ist unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht anzulasten.“ Sie hätten sich in widrigen Umständen „mehr als wacker geschlagen“.

Das verdiene Dank und Anerkennung. „Gleichwohl haben wir erkannt, dass die Aktivitäten in der Automobilzulieferung nicht länger Teil unseres Kerngeschäftes sein können“, so Papperger. „Rheinmetall muss sich in der gegebenen geopolitischen Lage darauf fokussieren, die Verteidigungsbereitschaft seiner Kunden, allen voran Deutschlands und seiner Verbündeten, wiederherzustellen.“ Einige Teile des zivilen Geschäftes, Mitarbeiter wie Standorte, würden ihre Arbeitskraft künftig in den Dienst dieser Aufgabe stellen.

Auf dem Prüfstand

„Wir prüfen, ob das übrige zivile Geschäft bei Rheinmetall verbleibt“, kündigt Papperger an. „Dabei werden wir alles in unserer Macht Stehende tun, um unseren Mitarbeitern eine gute Zukunft zu geben.“

Rheinmetall ist seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine zum größten Munitionshersteller der westlichen Welt aufgestiegen. Dennoch hat auch das Autozuliefergeschäft mit der früheren Tochter Kolbenschmidt Pierburg, die zur Rheinmetall Automotive wurde, eine lange Tradition im Konzern. Erst Ende 2023 hat das Unternehmen das Kleinkolbengeschäft mit unter anderem 460 Beschäftigten in Neckarsulm an die Münchener Beteiligungsgesellschaft Comitans Capital AG verkauft.

Power Systems noch übrig

Übrig ist nun noch die Sparte Power Systems mit dem Unternehmen Pierburg. Die Division ist Systemanbieter für hochwertige und innovative (Mobilitäts-)Lösungen, Steuerungstechnologien und digitale Applikationen. Zu der Sparte gehören unter anderem das Geschäft mit der Elektromobilität sowie der Ersatzteilhandel und die Wasserstofftechnologie. Die Division Power Systems beschäftigt weltweit rund 6.700 Mitarbeiter.

Der Kurs der Rheinmetall-Aktie reagierte am Montag mit einem Minus von 6% auf 1594,50 Euro. Die Marktkapitalisierung hat sich seit Februar 2025 verdoppelt auf 69,2 Mrd. Euro – das ist mehr als Münchener Rück, Siemens Energy oder Merck auf die Waage bringen. Die Aktien sind breit am Markt gestreut.

Künftig mehr Raketen

Laut der Bank of America baut Rheinmetall mit der Absichtserklärung für ein Gemeinschaftsunternehmen für Raketen und Flugkörper in Europa mit dem US-Rüstungskonzern Lockheed Martin das Portfolio aus. Dies dürfte die Umsätze mittelfristig deutlich antreiben.

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