Schaeffler baut das Geschäft mit Robotern aus
Schaeffler baut das Geschäft mit Robotern aus
Schaeffler baut Geschäft mit Robotern aus
Partnerschaft mit Neura Robotics – Sondereffekte verursachen Nettoverlust von 287 Mill. Euro im dritten Quartal
jh München
Der Auto- und Industriezulieferer Schaeffler verstärkt sein Geschäft mit humanoiden Robotern. Das Unternehmen in Herzogenaurach bei Nürnberg startet eine Partnerschaft mit Neura Robotics in Metzingen nahe Stuttgart. Das 2019 gegründete Unternehmen bezeichnet sich als einziges der Welt, „das intelligente, kognitive Roboter selbst entwickelt und herstellt“. Gemeinsam wollen die zwei Partnerfirmen Schlüsselkomponenten wie Aktoren für Roboter, die der menschlichen Gestalt nachempfunden sind, entwickeln und liefern.
Da die Kapazitäten im Autogeschäft wegen der Branchenkrise bei Weitem nicht ausgelastet sind, strebt Schaeffler Wachstum in anderen Industriesektoren an wie der Rüstung und mit Komponenten für Roboter. „Gerade für Humanoide wird Kerntechnologie von Schaeffler gebraucht“, sagte der Vorstandsvorsitzende Klaus Rosenfeld vor gut zwei Monaten im Interview der Börsen-Zeitung. Als Beispiel nannte er hochpräzise Aktoren, die Knie, Hüfte und Arme bewegen. Dank der Übernahme des Antriebstechnikherstellers Vitesco Technologies vor einem Jahr könne Schaeffler solche Produkte komplett anbieten, ergänzte Rosenfeld nun. Präzisionsmechanik und Bewegungstechnologie seien in dem Konzern vereint.
Große Pläne von Amazon
Humanoide Roboter des Partners Neura will Schaeffler auch in der eigenen Produktion einsetzen. Bis 2035 soll es eine mittlere vierstellige Zahl solcher Maschinen sein. Als Hersteller von Komponenten für Roboter erlebte Schaeffler in jüngster Zeit starken Auftrieb an der Börse, vor allem vor zwei Wochen. Die „New York Times“ hatte berichtet, Amazon verfolge große Pläne für die Automatisierung der eigenen Betriebsabläufe.
Nach einem Rücksetzer im Frühjahr hat sich der Aktienkurs von Schaeffler seit April mehr als verdoppelt. Am Dienstagnachmittag gab er jedoch um etwa 3% nach. Über ein relativ gutes Abschneiden im dritten Quartal hatte das Unternehmen vor einer Woche mit vorläufigen Eckzahlen berichtet. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern (Ebit) und Sondereffekten stieg von Januar bis September auf 746 (i.V. 697) Mill. Euro. Wegen etlicher Sondereffekte fiel allerdings das Nettoergebnis tief auf -244 Mill. Euro nach einem Gewinn von 218 Mill. Euro im Vorjahreszeitraum.
Umstellung des Betriebssystems belastet
Im dritten Quartal allein waren es -287 Mill. Euro. Größte Position der Sonderbelastungen sind Wertminderungen (190 Mill. Euro in neun Monaten), vor allem wegen der Umstellung des SAP-Betriebssystems auf eine Cloud-Lösung. Hinzu kommt unter anderem der Aufwand für Restrukturierungen, der auf 96 (18) Mill. Euro zunahm.

Schaeffler streicht in Europa 4.700 Arbeitsplätze. Das Werk in Steinhagen bei Bielefeld mit rund 200 Mitarbeitern wird Ende 2026 geschlossen. Der Abbau trifft sowohl das Autozulieferer- als auch das Industriegeschäft. Die Ebit-Marge der zweiten Sparte (Bearings & Industrial Solutions) stieg von Januar bis September auf 7,9 (i.V. 7,4)%. Darin schlägt sich nach Rosenfelds Worten schon der Stellenabbau nieder. Das Margenziel für dieses Jahr erhöhte der Vorstand um jeweils einen Prozentpunkt auf 6 bis 8%.
Bisher keine Probleme wegen Nexperia
Trotz der Lieferengpässe für Halbleiter vom niederländisch-chinesischen Hersteller Nexperia halte Schaeffler bisher alle Lieferverpflichtungen ein, berichtete der Vorstandschef. Das gelinge zum Teil mit dem Bezug von anderen Lieferanten und mit Bauelementen, die Nexperia zur Weiterverarbeitung von Europa nicht nach China, sondern nach Malaysia bringe.
