Schieflage der Baywa bringt PwC in Bedrängnis
Baywa leitet Wechsel des Abschlussprüfers ein
Angeschlagener Agrarhändler schreibt Mandat neu aus – PwC soll noch 2025 Bilanz durchleuchten
sck München
Die Baywa hat einen Wechsel ihres Abschlussprüfers eingeleitet. Der angeschlagene Agrarhandelskonzern zieht damit Konsequenzen aus seinem finanziellen Desaster. Das Unternehmen schrieb das Mandat für die Prüfung des Jahres- und Konzernabschlusses für 2026 vor kurzem aus. Das geht aus dem Bundesanzeiger hervor. Mit diesem Schritt dürfte die Tätigkeit des umstrittenen Konzernabschlussprüfers PricewaterhouseCoopers (PwC) für die Firma auf absehbare Zeit auslaufen.
Nach Informationen der Börsen-Zeitung mehrten sich im Aufsichtsrat des zum Genossenschaftssektor gehörenden Münchner Konzerns kritische Stimmen zur Tätigkeit von PwC. Diese distanzierte Haltung im Gremium bildete sich vor allem heraus, als im November vergangenen Jahres die Finanzaufsicht BaFin eine Prüfung des Konzernabschlusses und des Lageberichts für das Jahr 2023 anordnete.
Verdacht auf gravierende Mängel
Die Behörde begründete ihren Schritt damit, dass „konkrete Anhaltspunkte“ für Verstöße gegen Rechnungslegungsvorschriften gemäß Wertpapierhandelsgesetz vorlägen. So seien die dargestellte Finanzlage und die Risiken aus der Finanzierung „möglicherweise fehlerhaft“. Neben der Verwaltung des Unternehmens, also Vorstand und Aufsichtsrat, könnte auch PwC für diese Mängel eine Mitverantwortung tragen, schließlich versah der Abschlussprüfer die Konzernbilanz 2023 Ende März vergangenen Jahres mit einem uneingeschränkten Testat. PwC verzichtete im Bestätigungsvermerk auf konkrete Hinweise zur seinerzeit schon angespannten Lage des einstigen SDax-Mitglieds.
In solchen Verdachtsfällen der BaFin schaltet sich auch die staatliche Abschlussprüferaufsichtsstelle (Apas) ein. Aufgrund der Causa Baywa leitete die Apas ein berufsaufsichtsrechtliches Verfahren gegen PwC ein. Ein Ergebnis dieser beiden Untersuchungen liegt noch nicht vor. Im Extremfall drohen dem Wirtschaftsprüfer empfindliche Strafen der Apas.
Imageschaden
Die Schieflage der Baywa bringt somit auch den Abschlussprüfer in Bedrängnis. PwC machte zuvor Schlagzeilen in China. Dort verdonnerten die Behörden die Gesellschaft zu einer Millionenstrafe wegen festgestellter Prüfungsmängel im Zusammenhang mit dem in finanziellen Schwierigkeiten steckenden geratenen Immobilienkonzern Evergrande. PwC gehört zu den weltweit führenden vier Wirtschaftsprüfern. Die anderen drei sind KPMG, EY und Deloitte.
PwC prüft die Baywa seit 2021, zuvor hatte Deloitte das Prüfmandat inne. Trotz des hohen Handlungsdrucks schlägt der Aufsichtsrat für die Hauptversammlung (HV) am 26. August abermals PwC als Abschlussprüfer für 2025 vor. Damit will der Konzern vermutlich einen geordneten Übergang des Mandatsträgers sichern. Aufsichtsratschef der Baywa ist seit Mai 2024 Gregor Scheller. Der erfahrene Kreditgenosse will mithelfen, die Baywa in ruhiges Fahrwasser zu bringen. Das ist ein steiniger Weg. Im vergangenen Jahr fiel bei der Baywa ein Konzernverlust von 1,6 Mrd. Euro an. Als hohe Belastungen erwiesen sich Abschreibungen der ebenfalls defizitären Ökostromtochter Baywa r.e. und gestiegene Zinsaufwendungen. Die Baywa will sich mit dem Verkauf von Beteiligungen, darunter die Baywa r.e., und einem Personalabbau gesundschrumpfen.
Seit Juli 2024 Sanierungsfall
Auch für den Konzernabschluss 2024 wurde PwC mandatiert. Das zurückliegende Aktionärstreffen hatte am 11. Juni 2024 mit mehr als 99% dem Vorschlag des Aufsichtsrats zugestimmt, für die Prüfung abermals PwC zu bestellen. Das geschah insbesondere mit den Stimmen der beiden Großaktionäre. Die Beteiligungsvehikel kreditgenossenschaftlicher Primärbanken aus Bayern sowie von Waren- und Kreditgenossen aus Österreich vereinen 62% des Grundkapitals auf sich. Am 12. Juli vergangenen Jahres erklärte sich die Baywa zum Sanierungsfall. Seitdem stützen den Konzern Finanzspritzen der zahlreichen Gläubigerbanken und der beiden Ankeraktionäre.