Halbjahres-Bilanz

Stellantis ächzt unter US-Zöllen

Der multinationale Autokonzern Stellantis erwartet für das zweite Halbjahr zwar eine geschäftliche Erholung. Die durch US-Zölle verursachten Belastungen dürften jedoch höher ausfallen als zuletzt erwartet.

Stellantis ächzt unter US-Zöllen

Stellantis ächzt unter US-Zöllen

Jeep- und Chrysler-Mutter produziert in Mexiko und Kanada – Lichtblick durch neue Modelle

Der multinationale Autokonzern Stellantis erwartet für das zweite Halbjahr zwar eine geschäftliche Erholung. Die durch US-Zölle verursachten Belastungen dürften jedoch mit 1,5 Mrd. Euro höher ausfallen als zuletzt erwartet. Der neue CEO Antonio Filoso muss vor allem in Nordamerika das Ruder herumreißen.

bl/wü Mailand/Paris

Der französisch-amerikanisch-italienische Autobauer Stellantis leidet stärker unter US-Zöllen als gedacht. Für das Gesamtjahr rechnet der Automobilkonzern nun mit Belastungen von 1,5 Mrd. Euro, nachdem er bereits im ersten Halbjahr Sonderkosten in Höhe von 300 Mill. Euro verbucht hatte. Das teilte der Mutterkonzern von Marken wie Peugeot, Fiat, Chrysler und Opel am Dienstag mit. Die neue Prognose sei schlechter als erwartet, urteilte Jefferies-Analyst Philippe Houchois.

Vor rund einer Woche, als Stellantis vor einem Milliardenverlust im ersten Halbjahr gewarnt hatte, war Finanzchef Doug Ostermann noch von Belastungen in Höhe von 1 bis 1,5 Mrd. Euro ausgegangen. Die Aktie gab am Dienstag zwischenzeitlich deutlich nach, erholte sich dann aber.

Geschäftlich erwartet der multinationale Autokonzern für das zweite Halbjahr 2025 indes eine Trendwende. Die Impulse sollen vor allem von neuen Modellen wie der Hybridversion des Fiat 500 sowie dem neuen Jeep Compass und Jeep Cherokee kommen. Positiv wertet Stellantis wachsende Marktanteile in Europa und in Nordamerika.

Stellantis hart getroffen

Die Gruppe ist einer der Automobilkonzerne, die laut Experten am stärksten von den US-Zöllen getroffen werden, da ein nicht unerheblicher Teil der in den USA verkauften Autos importiert werden. So sind mehr als 40% der im vergangenen Jahr in Nordamerika verkauften Fahrzeuge in Kanada und Mexiko produziert worden. Der Anteil Mexikos dürfte noch immer bei 27,5% liegen, schätzt Analyst Houchois. Im Frühjahr hatte Stellantis die Produktion in mehreren kanadischen und mexikanischen Werken zeitweise ausgesetzt und weniger von dort importiert.

Neuer CEO muss ran

Der neue CEO Antonio Filosa soll nun das Ruder herumreißen. Mehr symbolisch ist, dass er in der traditionsreichen US-Autometropole Detroit seinen Dienstsitz hat. Er will nun die Produktion so anpassen, dass die Auswirkungen der Zölle minimiert werden. Das dürfte bedeuten, dass die unter seinem Vorgänger Carlos Tavares vor allem in Mexiko und Kanada angesiedelten Produktionen für den US-Markt teilweise wieder in die Vereinigten Staaten verlagert werden. Dort sind allerdings die Lohnkosten deutlich höher. Stellantis kommt mit den US-Marken Chrysler, Dodge, Jeep und Ram in Nordamerika auf einen Marktanteil von 8,2%.

Rivalen stellen ebenfalls Produktion um

Auch General Motors will wegen der Zölle die Produktion umstellen und die Fertigung des Chevrolet Blazer aus Mexiko in die USA zurückholen. Ford stellt 80% der in den USA verkauften Autos im Land her und will 4 Mrd. Dollar in den Ausbau der US-Produktion investieren.

Stellantis hatte bereits vor wenigen Tagen für das erste Halbjahr einen Nettoverlust von 2,3 Mrd. Euro vermeldet nach einem Gewinn von 5,6 Mrd. Euro im Vorjahreszeitraum. Verantwortlich dafür waren vor allem massive Verkaufs- und Ertragsrückgänge in Nordamerika, der langjährigen Cash-Cow des Konzerns, sowie in Europa.

Nordamerika rutscht ab

Nordamerika trug in den besten Zeiten 90% zum Gewinn bei und kam noch 2023 auf eine Marge von 11,4%. Mit einer Negativmarge von 3,2 (Vorjahr: plus 11,4)% und einem Verlust von 951 Mill. (plus 4,4 Mrd.) Euro war Nordamerika der Hauptgrund für den Rückgang der operativen Konzernmarge auf 0,7 (10)%. Europa kam auf eine Marge von 0%. Eine Marge von 15,3 (15,6)% in Südamerika reicht nicht aus, die Entwicklung zu kompensieren.

Umsatz sinkt

Nordamerika war im ersten Halbjahr nach einem drastischen Umsatzrückgang auf 28,2 (38,4) Mrd. Euro nicht mehr wichtigster Stellantis-Markt. In Europa sank der Umsatz auf 29,2 (30) Mrd. Euro.

Filosa setzt auch auf Einsparungen. Er hat die Entwicklung von Wasserstoffautos gestoppt und die Einführung einiger neuer Modelle aufgeschoben oder eingestellt. Für das Gesamtjahr rechnet Stellantis mit einer Marge im unteren einstelligen Prozentbereich und einem leichten Umsatzzuwachs.