Online-Plattform

Tencent dreht im Ertrag mächtig auf

Tencent, Chinas Marktführer in Social-Media-Angeboten und Onlinespielen, weiß inmitten der laufenden Antimonopolkampagne gegen Chinas führende Internetkonzerne mit flotten Ertragsfortschritten zu glänzen. Der am Donnerstag gezeigte...

Tencent dreht im Ertrag mächtig auf

nh Schanghai

Tencent, Chinas Marktführer in Social-Media-Angeboten und Onlinespielen, weiß inmitten der laufenden Antimonopolkampagne gegen Chinas führende Internetkonzerne mit flotten Ertragsfortschritten zu glänzen. Der am Donnerstag gezeigte Ergebnisausweis für das erste Geschäftsquartal 2021 wartet mit einer positiven Überraschung auf. Tencents Gewinn nach Steuern schoss in der Periode um 65% auf 47,8 Mrd. Yuan in die Höhe; gleichzeitig gelang es Tencent mit einem Anstieg der Erlöse um 25% auf 135,3 Mrd. Yuan ein ansehnliches Wachstumstempo zu erhalten.

Zwar muss Tencent im eigentlichen Kerngeschäft mit Onlinespielen (Gaming) mittlerweile etwas leiser treten, dennoch gelang es mit der Einführung neuer per Smartphone genutzter Spieleangebote, das Kundeninteresse hoch zu halten. Das Gaming-Geschäft wuchs im abgelaufenen Quartal um 17% auf einen Umsatz von 43,6 Mrd. Yuan an. In Verbindung mit dem Video- und Musikstreaming-Bereich der Gruppe kommt die entsprechende Einheit auf einen Anteil von noch 54% an den gesamten Konzernerlösen nach 58% im vergangenen Jahr.

Als ein wesentlicher Wachstumstreiber für Tencent erweist sich immer mehr das an die Social-Media-Plattform Wechat angeknüpfte Fintech-Geschäft der Gruppe, wobei das Online-Bezahlsystem Wechatpay immer stärker gegenüber dem Konkurrenten Alipay, also der Bezahl-App des chinesischen Fintech-Marktführers Ant Group aufholt. Rasante Fortschritte macht zudem das Cloud-Geschäft der Gruppe für Unternehmenskunden. Die unter der Sparte Fintech and Business Services subsumierten Geschäfte kamen im ersten Quartal auf ein strammes Erlöswachstum von 47% und tragen mittlerweile knapp 30% zum Konzernumsatz bei.

Zu einer wachsenden Herausforderung für Tencent wird das rasche Vordringen von Bytedance und ihrer Videoplattform Douyin (Tiktok) in der Popularität von chinesischen Internetnutzern. Tiktok entwickelt sich nach und nach zu einem mit Wechat konkurrierenden sozialen Medium, das insbesondere beim jüngeren Publikum auf Resonanz stößt. Ähnliches gilt für den ebenfalls rasanten Zulauf findenden chinesischen Videodienst Kuaishou. Der Konzern will nach eigenen Angaben neue Investitionsmittel in die Hand nehmen, um im Verbund mit dem hauseigenen Videostreamingdienst Tencent Video den Auftritt in Sachen Kurzvideo-Angebote zu stärken.

Während der rivalisierende Technologiekonzern Alibaba in den vergangenen Monaten von einer umfassenden Regulierungsoffensive chinesischer Wettbewerbshüter erfasst wurde und mit einer Rekordstrafe für Wettbewerbsverstöße in Höhe von 2,8 Mrd. Dollar belegt worden war, ist Tencent von der laufenden chinesischen Antimonopol- und Internetregulierungskampagne bislang weitgehend verschont geblieben. Marktteilnehmer gehen allerdings davon aus, dass letztlich auch Tencent in den Strudel der Behörden gerät und möglicherweise ebenfalls einer umsatzbezogenen Strafe entgegensieht.

Regulierungsängste

Auch gibt es Befürchtungen, dass Tencent ähnlich wie in den vergangenen Monaten die Ant Group zu einer Restrukturierung ihres Fintech-Geschäfts verdonnert wird. Damit könnte wie im Falle Ant auch der Zwang zu einer Umwandlung des Fintech-Bereichs in eine gesonderte Finanzholding verbunden sein. Diese würde dann künftig unter dieselben Regulierungsbestimmungen und Eigenkapitalauflagen wie herkömmliche Finanzinstitute fallen, womit im Zweifelsfall eine deutliche Minderung der Profitabilität des Fintech-Geschäfts verbunden wäre.