Geldpolitik

Mehr Futter für die Tauben im EZB-Rat

Die Kreditvergabe im Euroraum kommt nicht in Schwung, die Inflationserwartungen der Verbraucher sinken. EZB-Daten vom Freitag stehen im Einklang mit der Erwartung einer baldigen Zinswende der Notenbank.

Mehr Futter für die Tauben im EZB-Rat

Mehr Futter für die Tauben
im Rat der EZB

Kreditvergabe verhalten – Inflationserwartungen sinken

mpi Frankfurt

Neue Daten zur Kreditvergabe im Euroraum sowie zu den Inflationserwartungen der Verbraucher stützen die Prognose, dass die Europäische Zentralbank (EZB) bei ihrem kommenden Zinsentscheid am 6. Juni den Beginn der Zinswende einleiten wird. Banken im Währungsraum reichen weiter wenig Kredite an Unternehmen und Privatpersonen aus, wie aus Daten der EZB vom Freitag hervorgeht. Die hohen Zinsen im Euroraum dürften ein wesentlicher Grund sein, weswegen die Darlehensvergabe nicht in Schwung kommt.

Im März legte die Kreditvergabe an Unternehmen im Jahresvergleich um 0,4% zu, nach 0,3% im Februar. Privatpersonen erhielten 0,2% mehr Darlehen von Banken als vor zwölf Monaten. Im Februar war das Plus mit 0,3% etwas größer gewesen. „Das derzeitige Tempo der Kreditvergabe führt zu schwachen Investitionsaussichten, was für vorsichtige Zinssenkungen der EZB spricht, um der Wirtschaft in den kommenden Quartalen etwas Luft zu verschaffen“, meint ING-Volkswirt Bert Colijn. Da zudem die Inflationserwartungen weiter sinken, stünden die Daten im Einklang mit dem Beginn vorsichtiger Zinssenkungen.

Inflationserwartungen sinken

Eine ebenfalls am Freitag von der EZB veröffentlichte Umfrage unter Verbrauchern im Euroraum zeigt, dass die Konsumenten mit etwas weniger Inflation rechnen als zuletzt. Im Median gingen sie im März davon aus, dass die Teuerung in zwölf Monaten bei 3,0% liegen wird. Das ist der niedrigste Wert seit Dezember 2021. Im Januar 2024 hatte die Prognose noch bei 3,3% gelegen, im Februar dann bei 3,1%. Die Inflationserwartung der Verbraucher auf Sicht von drei Jahren blieb im März unverändert bei 2,5%.

Die Inflation im Euroraum fiel im März auf 2,4%. Eine Erstschätzung für die April-Zahlen veröffentlicht Eurostat am Dienstag. Ökonomen erwarten, dass die Teuerungsrate in etwa konstant geblieben ist. Auch in den kommenden Monaten dürfte die Inflation noch nicht auf den EZB-Zielwert von 2% fallen.

Darauf verwies auch EZB-Direktorin Isabel Schnabel auf einer Konferenz der Notenbank in dieser Woche. „Es scheint sich ein Konsens darüber abzuzeichnen, dass wir vor einer ziemlich holprigen letzten Meile stehen könnten.“

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