EU-Markt für Elektroautos zieht kräftig an

Tesla rutscht weiter ab - VW im Aufwind

Tesla verliert weiter Marktanteile in Europa, während BYD und VW im Elektroautosegment aufholen. Der Wettbewerb um die Vorherrschaft im E-Auto-Markt verschärft sich.

Tesla rutscht weiter ab - VW im Aufwind

Der Automarkt in der Europäischen Union hat im April etwas Fuß gefasst. Zum ersten Mal in diesem Jahr wurden in einem Monat mehr Pkw neu zugelassen als ein Jahr zuvor. Der Anstieg war mit 1,3% auf 925.359 Autos allerdings recht klein, wie der europäische Herstellerverband Acea am Dienstag in Brüssel mitteilte. Nach den ersten vier Monaten steht damit immer noch ein Minus von 1,2% auf 3,64 Millionen Fahrzeuge zu Buche.

Vor allem Elektroautopionier Tesla schneidet in der EU weiter schlecht ab, obwohl Elektroautos nach der Schwäche im Vorjahr wieder kräftig zulegen. Im April rutschten die neuen Tesla-Anmeldungen um über die Hälfte ab. Nach den ersten vier Monaten des Jahres muss Tesla ein Minus von gut 46% auf nur noch 41.677 Autos verkraften. Insgesamt entfielen in der EU in den ersten vier Monaten 15,3% der Neuzulassungen auf reine Batterieautos, ein Jahr zuvor waren es nur 12% gewesen.

VW verdoppelt E-Auto-Auslieferungen

Während Tesla unter Druck ist, konnte Volkswagen die Auslieferungen reiner Elektrofahrzeuge in Europa im ersten Quartal mehr als verdoppeln. Auch der chinesische Elektro-Weltmarktführer BYD hat Tesla in Europa bei reinen Elektroantrieben mittlerweile überholt.

Nach Zahlen der Marktforscher von Jato Dynamics, die 28 Länder umfassen anstatt nur die EU, landete BYD im April mit 7.231 Autos knapp vor Tesla mit 7.165 Autos. Jato-Analyst Felipe Munoz sprach trotz des geringen Vorsprungs von einem „Wendepunkt“ für den europäischen Automarkt, zumal Tesla den Markt seit Jahren angeführt und BYD spät losgelegt habe.

BYD aus China zieht an Tesla vorbei

BYD greift derzeit stark auf Eigenzulassungen der Händler und Verkäufe an Autovermieter zurück, wie Daten des Kraftfahrtbundesamts für Deutschland zeigen. In den ersten vier Monaten gingen hierzulande von 2.791 neu zugelassenen BYD-Modellen knapp 12% an private Halter.

Zwar macht der Absatz an Firmen in Deutschland generell den Löwenanteil der Zulassungen auch bei anderen Autobauern aus. Allerdings ist der Anteil von Privatkäufern bei BYD sehr niedrig: Mercedes etwa kommt auf fast 37 %, die Marke VW Pkw auf rund 26 %.

BYD, Nio und Xpeng in Deutschland wenig gefragt

Generell liegt BYD in Deutschland mit seinen Verkäufen bislang auf einem niedrigen Niveau. Das geht auch anderen Anbietern wie Nio und Xpeng nicht anders. Laut Branchenanalyst Matthias Schmidt von Schmidt Automotive Research erklärt, haben es die chinesischen Hersteller insgesamt aber zunächst vor allem auf Großbritannien, Spanien und Italien abgesehen - und fahren mit dieser Strategie auch gut.

In Großbritannien gilt es wegen der nicht so großen heimischen Konkurrenz als einfacher für Newcomer, einen Platz im Markt zu finden. Das zeigt sich auch in historischen Daten des Marktes, sagt Experte Schmidt. Und in Spanien und Italien fänden günstige Autos ohnehin mehr Anklang bei den dort preisbewussten Käufern, erläutert der Fachmann. In Westeuropa sei im ersten Quartal fast jedes 20. neue Auto ein chinesisches gewesen, analysiert er. Das ist ein fast doppelt so hoher Marktanteil wie vor zwei Jahren.

EU-Zölle bremsen Anbieter aus China

Die Zölle aus Brüssel gegen importierte Elektroautos aus der Volksrepublik sind den Anbietern aus Fernost dabei allerdings in die Parade gefahren. Die EU-Kommission wähnte unlauteren Billigwettbewerb durch Subventionen aus Peking und erhob vergangenes Jahr Strafzölle, die je nach Hersteller variieren. Die Chinesen machen eine Tugend daraus: Zwei von drei Autos chinesischer Hersteller haben laut Schmidt mittlerweile mindestens einen Plug-in-Antrieb, enthalten also einen Verbrennungsmotor. Somit fallen sie nicht unter die erhöhten Zölle.

Aber auch bei den Vollstromern wollen die Asiaten vorankommen. BYD stellte vergangene Woche seinen Elektrokleinwagen Dolphin Surf vor - ein Auto zum Einführungspreis von 19.990 Euro. Lange schon fordern etwa Politiker und nicht zuletzt die Käufer günstigere Elektroautos, damit sich die Elektromobilität auch bei den Normalverbrauchern ausbreitet. Das von VW angekündigte günstige Kleinwagenpendant „ID.Every1“ in dieser Preisklasse dürfte aber erst 2027 auf den Markt kommen.

Deutsche Hersteller mit starkem Image

Deutsche Hersteller profitieren aber auf ihrem Heimatmarkt und im Ausland von ihrem guten Ruf in Sachen Qualität. In einer aktuellen Befragung im Auftrag der Unternehmensberatung Bearingpoint in den USA, China, Frankreich und Deutschland liegen die deutschen Marken in jedem der vier Märkte beim Vertrauen in die Qualität vorne.

„Dazu trägt sicher auch bei, dass Kunden sich nicht sicher sind, ob es den Hersteller in ein paar Jahren noch geben wird und ob sie noch einen Ansprechpartner für Service und Reparaturen haben“, sagt Manuel Schuler, globaler Leiter Automotive bei Bearingpoint. Ihr gutes Image verschaffe den deutschen Herstellern einen gewissen Aufschub im Konkurrenzkampf mit den Herausforderern gerade aus China, sagt Schuler.

BYD will Service stärken

BYD komme mit großer Geschwindigkeit auch auf den deutschen Markt, sagte BYD-Topmanagerin Stella Li jüngst im ZDF-Interview. Sie kündigte weitere Verkaufssteigerungen in den kommenden Monaten an - und legt den Fokus auch auf die Sorge vieler deutscher Autofahrer: den Service nach dem Kauf. Der Preis sei zwar ein maßgebliches Kriterium. „Aber auch der Service danach ist sehr wichtig. Wir arbeiten daran, mehr Service-Werkstätten anzubieten, wir arbeiten dafür auch mit Dritten zusammen“, sagte sie.

In Ungarn und der Türkei investiert der Elektroautoriese in eigene Produktionsstätten. „Wir sind wie andere Firmen offen dafür, auch anderswo zu investieren, auch in Westeuropa.“ Im Fall von Deutschland ließ sie sich aber nicht in die Karten schauen: „Wir wissen es nicht.“

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dpa-afx München