Glasfaser

Tummelplatz für Investoren

Der noch immer ausgeprägte Investitionsstau bei Direktanschlüssen mit Glasfaser bis ins Gebäude (FTTB) oder in einzelne Haushalte (FHHT) zieht in jüngster Zeit verstärkt Kapital an. Unter den alternativen Anbietern neben der Deutschen Telekom, die...

Tummelplatz für Investoren

hei Frankfurt

– Der noch immer ausgeprägte Investitionsstau bei Direktanschlüssen mit Glasfaser bis ins Gebäude (FTTB) oder in einzelne Haushalte (FHHT) zieht in jüngster Zeit verstärkt Kapital an. Unter den alternativen Anbietern neben der Deutschen Telekom, die ihre Schlagzahl selbst ebenfalls erhöht und bis Ende 2024 rund 10 Millionen Haushalte mit dem superschnellen Internetzugang versorgen will, ragt vor allem die Deutsche Glasfaser heraus. Diese wurde vom Eigentümer EQT mit dem Konkurrenten Inexio zusammengeführt und soll – seit Jahresbeginn unter neuer Führung – das Ausbautempo erhöhen. Zum Jahresende 2020 hat sich das Unternehmen 225 Mill. Euro frisches Fremdkapital besorgt. Insgesamt will die Gruppe mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 7 Mrd. Euro mittelfristig 6 Millionen Glasfaseranschlüsse deutschlandweit ausbauen.

Einen größeren Aufschlag, für einen schnellen Start am Markt, macht Unsere Grüne Glasfaser (UGG). Das von der spanischen Telefónica initiierte Vehikel, das in einem Joint Venture mit Allianz Capital Partners betrieben wird, hat sich kürzlich bei einem neunköpfigen Bankenkonsortium Kredite über insgesamt 1,65 Mrd. Euro besorgt. An der Finanzierung beteiligten sich als Lead Arranger BBVA, BNP Parisbas, Crédit Agricole, KfW Ipex, Santander, SEB, SMBC, Société Générale und Unicredit. Es handelt sich dabei um vorrangige Kredite ohne Rückgriffsrecht mit einer Laufzeit von sieben Jahren, die den Liquiditätsbedarf von UGG „in den ersten drei Jahren Projektlaufzeit“ decken sollten, heißt es von Seiten des Unternehmens. Daneben gibt es bereits „Optionen für weitere Fazilitäten“, die für Neufinanzierungen in Zukunft genutzt werden können. Allianz und Telefónica hatten UGG mit 1,5 Mrd. Euro Eigenkapital ausgestattet. Das Gesamtinvestitionsvolumen war mit 5 Mrd. Euro angesetzt worden.

Damit verfolgt die neu gegründete Gesellschaft das Ziel, in den kommenden fünf bis sechs Jahren mehr als 2 Millionen Haushalte an Glasfaser anzuschließen. Ebenso wie Deutsche Glasfaser konzentriert sich UGG auf den ländlichen Raum und will genau wie der größere Wettbewerber den Ausbau in engem Dialog mit den Kommunen vorantreiben. Der Fokus liegt auf Gemeinden mit bis zu 10000 Einwohnern. Der Nachholbedarf in der Fläche ist in Deutschland besonders groß, weil in Ballungsräumen zahlreiche Stadtnetzbetreiber frühzeitig im Glasfaserausbau unterwegs waren. Deshalb hat auch die Deutsche Telekom versucht, zunächst dort mit eigenen Ausbauplänen gegenzuhalten, wo die Konkurrenz besonders groß war. Zudem sind rentierliche Anschlüsse in städtischen Gebieten leichter zu bauen, weil dort große Wohnblöcke erschlossen werden können. UGG offeriert ihre Angebote zu einem „Listenpreis“ von 129,99 Euro je Anschluss.

Dagegen setzt der Kabelnetzbetreiber Tele Columbus auf den Bau von Glasfaser im angestammten Verbreitungsgebiet und will dort ihr Koaxialkabel binnen zehn Jahren sukzessive umrüsten. Das ist bei Tele Columbus der Berliner Raum, wo auch DNSNET tätig ist (siehe Bericht). Die schnell wachsende Hauptstadt gilt als lukrativ, aber umkämpft. Für Tele Columbus besteht der Vorteil, dass dort Großaktionär United Internet mit seiner Tochter 1&1 Versatel bereits über ein Glasfasernetz verfügt. Der Kabelnetzbetreiber, dem infolge mehrerer Übernahmen von kleineren Konkurrenten die Schulden bis zum Hals standen, hat kürzlich mit Hilfe von Morgan Stanley Infrastructure einen Befreiungsschlag gewagt. Der Finanzinvestor hat Tele Columbus übernommen und eine Kapitalerhöhung von 475 Mill. Euro garantiert. Damit gewinnt die Gesellschaft neuen Handlungsspielraum, um den Glasfaserausbau voranzutreiben.