United Internet will bei 1&1 aufstocken
United Internet stockt bei 1&1 auf
Konzern festigt Zugriff ohne Chance für Hedgefonds – Kein Squeeze-out geplant
hei/dpa-afx Frankfurt
United Internet festigt den Zugriff auf ihre Telekommunikationstochter 1&1. Wie der Konzern aus Montabaur mitteilt, wird außenstehenden Aktionären ein Angebot von 18,50 Euro je Aktie unterbreitet, mit dem Ziel, die Beteiligung der Mutter auf bis zu 90% zu erhöhen.
Die Offerte, die sich auf 16,2 Millionen Stücke bzw. bis zu 9,19% des Grundkapitals erstreckt, biete einen Aufschlag von 20% gegenüber dem Schlusskurs vom Vortag und eine Prämie von 29% gegenüber dem volumengewichteten Xetra-Durchschnittskurs der vergangenen drei Monate.
Beide Aktien im Plus
Beide Aktienkurse reagierten vor dem Wochenende positiv. Die Titel von 1&1 schossen in der Spitze um fast 23% in die Höhe und erreichten zeitweise das höchste Niveau seit Anfang 2024. Sie pendelten sich dann auf dem Niveau des Angebots ein. Aber auch die Papiere von United Internet legten bis zu 7,7% zu. Den Mutterkonzern könnte der Schritt bis zu rund 300 Mill. Euro kosten.
Analysten zeigten sich von dem Schritt überrascht, wie DZ-Bank-Experte Karsten Oblinger in einem ersten Kommentar äußerte. Grundsätzlich erscheint ihm das Angebot attraktiv.
United selbst betont, eine klare und stabile Aktionärsstruktur sei von Bedeutung, vor allem mit Blick auf die anstehenden Investitionen. Der Konzern unterstreicht darüber hinaus, dass weder der Abschluss eines Beherrschungs- oder Gewinnabführungsvertrages noch ein Delisting und/oder ein Squeeze-out geplant seien. Ein Streubesitz von 10% soll gewahrt werden, um die Liquidität der Aktie an der Börse zu erhalten. Allerdings ist dies zugleich ein klares Signal an Hedgefonds, dass sich ein taktischer Einstieg mit dem Ziel, einen erhöhten Abfindungspreis zu erzwingen, nicht lohnt.
Die Aktie der Telekommunikationstochter von 1&1 war seit dem Erwerb einer Lizenz für den Bau eines 5G-Mobilfunknetzes 2019 in einen mehrjährigen Sinkflug gegangen, nachdem das Unternehmen aufgrund der Netzausbaukosten die Dividende gestrichen hatte. Im vergangenen Jahr war das Papier auf Erholungskurs, musste dann aber wegen eines Netzausfalls einen erneuten Rückschlag einstecken. Allerdings hatte 1&1 zuletzt auch einen wichtigen Erfolg verbucht. Das Bundeskartellamt hatte im April festgestellt, dass die Behörde im Zusammenhang mit dem 5G-Netzaufbau dem Verdacht der kartellrechtswidrigen Behinderung durch die Vodafone-Tochter Vantage Towers nachgehe. Vantage hatte die vertragliche Zusage über rund 1.000 Antennenstandorte, die den Kern der Netzaufbaupläne von 1&1 bildeten, nicht eingehalten. Daraufhin drohte 1&1 eine saftige Geldbuße der Bundesnetzagentur.
Günstiger Zeitpunkt
Nun hat sich das Blatt gewendet. Der 5G-Newcomer kann gegebenenfalls sogar mit Schadenersatz rechnen. Eine solche Entscheidung könnte sich positiv im Wert der 1&1-Aktie niederschlagen, so dass United Internet womöglich einen günstigen Zeitpunkt für die Aufstockung gewählt hat. Der 1&1-Kurs war nach der Nachricht seit Mitte April bereits um 10% gestiegen. Während dieser Zeit waren United Internet „Aktienpakete zum Erwerb“ angeboten worden, wie der Konzern wissen lässt.