Uniper setzt auf deutsche Kraftwerksstrategie
Nach dem Fehlstart in den neuen Turnus wartet Uniper auf den Startschuss für den Bau neuer Gaskraftwerke in Deutschland. Von dem im Koalitionsvertrag in Aussicht gestellten Bau von bis zu 20 Gigawatt (GW) an flexibler Erzeugungskapazität will sich der verstaatlichte Energieversorger ein ordentliches Stück abschneiden. Der derzeitige Marktanteil von etwa 10% solle beibehalten werden, sagte Finanzchefin Jutta Dönges bei der Vorlage des Zwischenberichts. Das entspräche einem Zubau von 2 GW. Der Investorencall fand vor dem gescheiterten ersten Wahlgang bei der Kanzlerwahl im Bundestag statt.
Uniper verfüge über 13 Kraftwerksstandorte, von denen sich fünf in Süddeutschland befänden, also dort, wo das Gros der flexiblen Erzeugung benötigt werde. Allerdings wird erst Anfang 2026 mit der ersten Auktion für die neuen Kapazitäten kalkuliert. Änderungen an den Investitionsplänen habe das jedoch nicht. Ursprünglich hatte Uniper bei der Präsentation der neuen Firmenstrategie im Sommer 2023 Investitionen von 8 Mrd. Euro bis 2030 in Aussicht gestellt. Im vorigen Jahr passte Vorstandschef Michael Lewis den Investitionsplan mit Verweis auf die politisch bedingten Verzögerungen bei der Umsetzung der Kraftwerksstrategie an.
Schwedisches Geschäft ist Kerngeschäft
An der Größenordnung des Investitionsvolumens solle sich nichts ändern, wohl aber am zeitlichen Horizont, der nun bis in die frühen 2030er reicht, sagte Dönges. Wie es mit der geplanten Re-Privatisierung des verstaatlichten Konzerns weitergeht, ließ die Finanzchefin offen. Allerdings bekräftigte sie, dass Uniper keine Überlegungen anstelle, sich vom schwedischen Geschäfts zu trennen. „Das schwedische Erzeugungsportfolio ist Kern unserer Strategie“, sagte Dönges. Das gelte unabhängig davon, ob es Kaufinteressenten gebe.
Im Auftaktquartal kam es allerdings genau dort zu einem deutlichen Ergebnisrückgang. Das weiterhin rückläufige Preisniveau in Schweden habe die Ergebnisbeiträge sowohl aus der Kern- als auch aus der Wasserkraft geschmälert, heißt es. Ein Teil der Ergebnisausfälle konnte vom deutschen Wasserkraftportfolio kompensiert werden. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) im Segment Green Generation verringerte sich letztlich um 11,5% auf 246 Mill. Euro.
Stillgelegte Kraftwerke
Schwerer zu verkraften waren die Ergebniseinbrüche in den Segmenten Flexible Generation und Greener Commodities. Im fossilen Kraftwerksgeschäft schnurrte das operative Ergebnis auf 161 (i.V. 656) Mill. Euro zusammen. Grund dafür waren zum einen fehlende Ergebnisbeiträge aus Absicherungsgeschäften. Zum anderen spielten Kraftwerksstilllegungen und der von der EU erzwungene Verkauf des ungarischen Gaskraftwerks Gönyü eine Rolle.
Im Segment Greener Commodities stand gar ein operativer Verlust von –492 Mill. Euro zu Buche. Hintergrund ist, dass Uniper im ersten Quartal dieses Jahres teuer in die Speicher eingekauftes Gas zu niedrigeren Preisen ausspeichern musste. Im Vorjahr hatte Uniper das Ausspeichern noch verhindern können, indem Gas am Spotmarkt zu günstigeren Preisen eingekauft wurde.
2026 herrscht wieder Normalität
2026, hofft Dönges, könne das erste Geschäftsjahr ohne Kriseneffekte werden. Denn auch die außergewöhnlich hohen Ergebnisse der beiden Vorjahre waren teils gegenläufigen Effekten aus dem Krisenjahr 2022 geschuldet. Die Bundesrepublik hatte Uniper 2022 mit einer Kapitalspritze von 13,5 Mrd. Euro vor der Pleite gerettet. Aktuell hält der Staat mehr als 99% der Anteile. Gemäß EU-Auflage muss die Beteiligung bis spätestens 2028 auf eine Sperrminorität zurückgeführt sein. Gemäß Koalitionsvertrag plant Schwarz-Rot, die in der Gaskrise erworbenen Staatsbeteiligungen auf „strategische Anteile des Bundes“ zurückzuführen.
Uniper hatte bereits am 24. April mitgeteilt, mit roten Zahlen in das neue Geschäftsjahr gestartet zu sein. Zugleich halten die Düsseldorfer aber an der im Februar aufgestellten Prognose für das Gesamtjahr fest. Das bekräftigte Dönges am Dienstag.