SAP bekommt Nervosität der Kunden zu spüren
SAP bekommt Nervosität der Kunden zu spüren
Aktie knickt nach enttäuschendem Ausblick ein – CFO Asam sieht Prognoseziele erreichbar „auch wenn sich der Handelskonflikt weiter hinzieht“
Nadine Klees Frankfurt
knd Frankfurt
Nach einer Reihe von Gewinnwarnungen deutscher Konzerne verfehlt auch Europas Software-Schwergewicht SAP die hochgesteckten Erwartungen. Das zweite Quartal ist nicht ganz so gut ausgefallen wie von Experten erhofft. Manch einer hatte sogar eine Anhebung der Prognose erwartet. Die Aktie von Europas marktschwerstem Konzern verlor infolgedessen in der Spitze mehr als 4%, während der Dax zulegte. Dass SAP auf eine Anhebung der Prognose verzichtet hat, bringen Experten unter anderem mit dem schwachen Dollarkurs in Verbindung – die USA sind der wichtigste Markt für die Walldorfer. Allerdings räumt Finanzchef Dominik Asam auch ein, dass sich Aufträge und Vertragsabschlüsse aufgrund des Handelskonflikts zum Teil verschieben.
Er habe sich eigentlich zum jetzigen Zeitpunkt schon mehr Klarheit fürs Jahr erhofft. „Im zweiten Quartal wollten wir noch einige große Abschlüsse mehr machen. Das hat sich jetzt verzögert“, erklärt er im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Je länger diese Verzögerung anhalte, desto später würden bestimmte Umsätze realisiert. „Und natürlich sehen wir bei einigen unserer Kunden auch Zeichen von Nervosität.“ Diese seien durch die aktuellen Turbulenzen im globalen Handel zum Teil verunsichert und müssten zunächst für sich klären, was mögliche Zölle für ihre Lieferketten bedeuteten.
Alles eine Frage der Zeit
Bei den längeren Entscheidungszyklen bezieht sich Asam stark auf Kunden in den USA, wo SAP 30% seiner Umsätze macht. Die gute Nachricht laute allerdings: „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben." Und: „Im Wettbewerb sehen wir gut aus.“ Vom Federn lassen könne keine Rede sein. Von daher seien diese Abschlüsse nur eine Frage der Zeit. In diesem Kontext verweist Asam auch auf die vertraglich bereits festgezurrten Umsätze, den so genannten Current Cloud Backlog. Der ist im zweiten Quartal um 22% auf rund 18 Mrd. Euro gestiegen; im ersten Quartal hatte er allerdings noch stärker angezogen.
Asam versichert, der Ausblick von SAP decke alle Eventualitäten ab, „auch wenn sich der Handelskonflikt weiter hinzieht“. Im schlimmsten Fall lande der Konzern am unteren Ende der Spanne. Immerhin seien die USA mit Japan einen Schritt weiter. Das gebe Hoffnung. US-Präsident Donald Trump hatte in der Nacht zu Mittwoch eine Zollvereinbarung angekündigt.
Nachdem die Debatte um digitale Souveränität zuletzt an Fahrt aufgenommen hatte, ordnet Asam das Thema auch aus finanzieller Sicht ein: „Die souveräne Cloud hat erhebliches Potenzial“, sagt er. Die Nachfrage sei da, das Problem dürften derzeit eher die höheren Kosten aufgrund ausufernder Zertifizierungen sein. Das drücke unnötig auf die Marge.
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