Autozulieferer

Vitesco in den Börsenhandel gestartet

Für die Aktionäre von Continental hat sich die Abspaltung der bisherigen Antriebssparte bei der Börseneinführung von Vitesco Technologies bisher nicht ausgezahlt.

Vitesco in den Börsenhandel gestartet

ste Hamburg

Für die Aktionäre von Continental hat sich die Abspaltung der bisherigen Antriebssparte bei der Börseneinführung von Vitesco Technologies noch nicht ausgezahlt. Sie hatten zum Debüt des in Regensburg ansässigen Autozulieferers an der Frankfurter Börse für jeweils fünf Continental-Anteilscheine ein Vites­co-Papier erhalten. Während Vitesco bei einem Eröffnungskurs von 59,80 Euro mit rund 2,4 Mrd. Euro bewertet wurde, startete der Autozulieferer und Reifenhersteller aus Hannover bei 100,20 Euro in den Handel. Bei einem Kursrückgang um 11,4% verglichen mit dem Schlusskurs am Mittwoch schrumpfte die Marktkapitalisierung von Continental um knapp 2,6 Mrd. auf rund 20 Mrd. Euro.

Vitesco war am Donnerstag – wie bei Abspaltungen von Dax-Unternehmen allgemein üblich – für einen Tag das 31. Mitglied im Leitindex. Bis zum Abend mussten Indexfonds, die den Dax nachbilden, die Papiere wieder aus den Depots herausnehmen. Im Tagesverlauf schwankte die Vites­co-Aktie zwischen einem anfänglichen Tief bei 56,89 Euro und einem Hoch bei 66,88 Euro, während der Continental-Kurs um 16,1% verglichen mit dem Vortag auf 94,89 Euro fiel. Der Continental-Vorstand hatte die vollständige Abspaltung und Börseneinführung der Antriebssparte im Oktober 2019 beschlossen und ursprünglich für 2020 in Aussicht gestellt. Infolge der Corona-Pandemie wurde der Spin-off allerdings verschoben. In der diesjährigen Hauptversammlung am 29. April stimmten die Aktionäre, darunter die Schaeffler-Familie mit einem Anteil von 46%, der Abspaltung und anschließenden Börseneinführung von Vitesco schließlich zu. Zunächst hatte Continental auch einen Teilbörsengang des Geschäfts erwogen, der für Einnahmen gesorgt hätte. Probleme bei Liquidität oder Verschuldung hat das Dax-Unternehmen derzeit aber nicht.

„Zeitpunkt heute besser“

Der anfängliche Abschlag von rund 1% auf den kombinierten Wert von Continental und Vitesco sei marginal. Der Zeitpunkt der Börseneinführung von Vitesco sei heute besser, als er es noch im vorigen Jahr gewesen wäre, so ein Banker mit Blick auf die zwischenzeitlichen Fortschritte der Autoindustrie in der Elektromobilität. Anfänglich sei noch nicht jeder vollständig überzeugt gewesen, ob das aus der Antriebssparte von Continental hervorgehende Unternehmen eigenständig bestehen könne. Beispiele für Abspaltungen wie Covestro, Siemens Energy oder – noch 2021 geplant – auch Daimler Trucks seien aber Belege dafür, dass es offenbar an bestimmten Stellen Sinn ergebe, Investoren zu ermöglichen, gezielt in bestimmte Geschäfte zu investieren und nicht in das größere, gemischte Produktportfolio.

Der Großteil des Geschäfts von Vitesco entfällt nach wie auf die Verbrennertechnologien. Der derzeit kleinste Geschäftsbereich Elektrifizierungstechnologie soll bis 2024 die Break-even-Schwelle erreichen. Bis dahin will das Unternehmen, das 2020 bei rund 40000 Beschäftigten einen Umsatz von 8 Mrd. Euro verbuchte, insgesamt eine bereinigte operative Rendite von 7 bis 9% erreichen – nach dem ersten Halbjahr 2021 lag die Marge bei 1,9%.

Die Börseneinführung, bei der sich Vitesco von Deutsche Bank, J.P. Morgan und Bank of America als Hauptfinanzierungspartner und „Listing Agents“ sowie von elf weiteren Co-Beraterbanken aus dem eigenen Finanzierungsumfeld begleiten ließ, bezeichnete Vorstandschef Andreas Wolf als wichtigen Meilenstein. „Jetzt haben wir die notwendige unternehmerische Flexibilität, um uns noch besser im Markt zu positionieren und unsere konsequente Ausrichtung auf die Elektrifizierung fortzusetzen.“ Größere Zukäufe plant der schuldenfreie Zulieferer dabei Aussagen des Vorstands zufolge vorerst nicht. Dabei gilt das Geschäft mit dem Antriebsstrang als ein Feld für Konsolidierung, wie zuletzt auch die Übernahme des Darmstädter Batterieherstellers Akasol durch den US-Automobilzulieferer­ BorgWarner gezeigt hat.