Mehr Stromer in Europa

Volkswagen punktet mit neuen Modellen

Der VW-Konzern hat im zweiten Quartal mehr Fahrzeuge verkauft. Die Gründe: eine Aufhellung des E-Automarkts in Europa sowie der Fokus auf Verbrennermotoren in China.

Volkswagen punktet mit neuen Modellen

Volkswagen schafft Plus bei Auslieferungen

Europas größter Autobauer legt mit E-Modellen in Europa und Verbrennern in China zu – EY: Elektro-Boom in Deutschland lässt weiter auf sich warten

Eine Aufhellung des 2024 schwachen E-Automarkts in Europa sowie eine Fokussierung auf das Geschäft mit Verbrennerfahrzeugen in China haben dem VW-Konzern auch im zweiten Quartal etwas bessere Auslieferungszahlen als vor einem Jahr beschert. Bei Audi und Porsche stehen weiterhin Minuszeichen zu Buche.

ste Hamburg

Anders als 2024 liegt der Volkswagen-Konzern bei den Fahrzeugauslieferungen nach dem ersten Halbjahr dieses Jahres im Plus. Wie Europas größter Autobauer am Mittwoch mitteilte, brachten die Konzernmarken mit 4,41 Millionen weltweit 1,3% mehr Fahrzeuge auf die Straße als vor Jahresfrist. Im ersten Halbjahr 2024 waren die Auslieferungen um 0,6% gesunken. Im Gesamtjahr 2025 rechnet das Unternehmen bislang mit einem Volumen wie im vorigen Turnus, in dem die Auslieferungen um 2,3% auf 9 Millionen Fahrzeuge schrumpften.

Lichtblick in China

Den Angaben zufolge nahmen die Auslieferungen im zweiten Quartal weltweit um 1,2% auf 2,27 Millionen Fahrzeuge zu – ähnlich wie in den ersten drei Monaten (+1,4%). Dabei fiel das Volumen in der größten Marktregion Westeuropa um 0,7% auf 884.500 Fahrzeuge zurück, obwohl der Absatz reiner Elektroautos in Europa um 73% auf 189.700 anstieg. Einen Lichtblick lieferte der weltgrößte Automarkt China, nach Westeuropa derzeit die zweitwichtigste Absatzregion der Niedersachsen.

Obwohl die Auslieferungen im hart umkämpften E-Automarkt der Volksrepublik um fast ein Drittel auf 33.400 Fahrzeuge zurückgingen, kam im zweiten Quartal durch Fokussierung auf Verbrennermodelle ein Plus von 2,8% auf 669.700 Fahrzeuge zustande. Damit wurde der Rückgang der Auslieferungen in China im ersten Halbjahr auf 2,3% begrenzt. 2024 hatte VW in China 9,5% eingebüßt.

Mit einer Reihe neuer Modelle auf Basis der vor mehr als zwei Jahren etablierten Strategie „In China für China“ wollen die Wolfsburger – Marktführer bei Fahrzeugen mit Verbrennerantrieb – ab 2026 im Zukunftssegment der vollvernetzten E-Fahrzeuge zur lokalen Konkurrenz aufholen und nach einer deutlichen Materialkostensenkung seit 2023 beim Ergebnis die Kehrtwende schaffen. Der Vertrag von VW-China-Chef Ralf Brandstätter, seit 2022 für das Geschäft in dem Markt zuständig, wurde nach Informationen aus Wolfsburg unlängst um drei Jahre verlängert.

Audi und Porsche büßen ein

Bei den Automarken im Konzern legte Volkswagen Pkw als Volumenhersteller im zweiten Quartal um 4% zu, womit für das erste Halbjahr ein Plus von 4,5% zu Buche steht. Allein bei den Elektroautos sanken die Auslieferungen zuletzt um 2,8%, während die Kernmarke für die ersten sechs Monate 2025 noch ein Plus von gut 14% ausweist. Im Premiumsegment büßte Audi im zweiten Quartal um 8,2% und im ersten Halbjahr um 5,9% ein. Vor allem in China und den USA lief es schlechter. Dabei kamen im Elektrosegment Zuwachsraten von rund 34% bzw. 32% zustande. Der Sportwagenbauer Porsche verlor trotz Steigerungen bei E-Modellen im zweiten Quartal ein Volumen von 4,3% sowie 6,1% im ersten Halbjahr. Vor allem in China (-28%) und in Deutschland (-23%) schrumpften die Fahrzeugauslieferungen in den ersten sechs Monaten.

Der VW-Konzern hob hervor, im ersten Halbjahr 2025 mit 465.500 rund 50% mehr Elektrofahrzeuge ausgeliefert zu haben als vor Jahresfrist. Wachstumsimpulse lieferte dabei vor allem der europäische Markt mit einem Plus von 89% auf knapp 348.000 E-Fahrzeuge. Vor Jahresfrist waren die Stromer-Auslieferungen in Europa noch um rund 15% zurückgegangen. Nun kletterte der Anteil der Elektrofahrzeuge an den weltweiten Fahrzeugauslieferungen des Konzerns von 7,3 auf 10,6%. Marco Schubert, Mitglied der erweiterten Konzernleitung für Vertrieb, verwies auf „ein starkes Momentum durch viele neu eingeführte Modelle“.

Bei reinen Elektroautos sieht sich der VW-Konzern in Europa mit einem Anteil von rund 28% als Marktführer. Laut einer EY-Analyse auf Basis von Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts liegen die Wolfsburger auch in Deutschland vorn – „mit großem Abstand“. Der Konzern, der den E-Autoabsatz demnach im ersten Halbjahr auf rund 115.000 Fahrzeuge fast verdoppelte, baute seinen Marktanteil von 31,7 auf 46,4% aus. Die sechs bestverkauften Elektromodelle in Deutschland stammten in den ersten sechs Monaten von einer VW-Konzernmarke.

Bergab für Tesla

Der Bestseller vor Jahresfrist, Tesla Model Y, fiel infolge eines Rückgangs der Neuzulassungen um 62% auf noch gut 6.300 Fahrzeuge an die neunte Stelle zurück. Der Marktanteil des von Elon Musk geführten US-Elektroautopioniers in Deutschland reduzierte sich von 12 auf 4%. Als einziger deutscher Konzern büßte den Daten zufolge Mercedes-Benz bei den Verkäufen von E-Autos in Deutschland ein – um 32%. Insgesamt steigerten die heimischen Autokonzerne aber ihren Marktanteil verglichen mit dem ersten Halbjahr 2024 von 56 auf 64%.

Auf den ersten Blick laufe es derzeit bei einem Zuwachs der Neuzulassungen um 32% im zweiten Quartal gut im Elektrosegment, so Constantin Gall von EY-Parthenon zum jüngsten Aufschwung im deutschen E-Automarkt. Von dem Elektro-Boom, auf den Politik und Industrie gehofft hatten, liege man aber immer noch weit entfernt.

Weiterhin kein Elektro-Boom

„Viele Menschen haben nach wie vor erhebliche Vorbehalte gegenüber Elektroautos.“ Käufer von Elektroautos seien vor allem Gewerbetreibende, Privatleute bevorzugten nach wie vor Verbrennerfahrzeuge. Verglichen mit 2023, als die Umweltprämie den Absatz im E-Automarkt noch unterstützte, seien die Neuzulassungen von E-Autos in Deutschland im ersten Halbjahr nur um 8% gestiegen, so Gall. Im Gesamtjahr 2025 sei mit einem geringeren Absatzniveau als 2023 zu rechnen. „Für einen echten Elektro-Boom bräuchte es wohl eine staatliche Förderung in Form einer Kaufprämie, für die allerdings aktuell kein Geld da sein dürfte.“

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