Halbjahres-Bilanz

Vonovia schiebt Neubau an

Der größte deutsche Wohnimmobilienkonzern Vonovia plant wieder Neubauten. Dem Unternehmen kommen gesunkene Zinsen zugute – und Unterstützung durch die Politik.

Vonovia schiebt Neubau an

Vonovia schiebt Neubau an

Gesunkene Zinsen verschaffen Spielraum – Koalition will Vorschriften lockern

wf/das Berlin/Frankfurt

Im eingebrochenen Wohnungsbau gibt es einen Hoffnungsschimmer. Deutschlands größter Wohnimmobilienkonzern Vonovia kündigte am Mittwoch an, den Neubau wieder aufzunehmen. In einem ersten Schritt sollen 3.000 Wohnungen entstehen. Überdies will Vonovia unsanierte Immobilienbestände aufkaufen und herrichten. „Wir haben den Schalter für mehr Wachstum im richtigen Moment umgelegt“, sagte Vorstandschef Rolf Buch zur Vorstellung der Halbjahresbilanz.

Gesunkene Zinsen und gestiegene Immobilienpreise verschaffen dem Dax-Unternehmen finanziellen Spielraum. Der bereinigte Vorsteuergewinn stieg im Halbjahr um 11%. Vonovia hat daraufhin seine Prognose fürs Gesamtjahr angehoben und fährt die Investitionen hoch. Die Bochumer wollen im laufenden Jahr 1,2 Mrd. Euro in energetische Sanierung, Neubau und den Ausbau von Photovoltaik und Wärmepumpen stecken. Bis 2028 sollen die Investitionen auf bis zu 2 Mrd. Euro pro Jahr steigen – eine Verdopplung zu 2024.

Der Immobilienkonzern setzt dabei verstärkt auf serielle Sanierung und seriellen Neubau. „Dann können wir von Kiel bis München – vom Baukörper her – immer das gleiche Haus bauen“, erläuterte Buch. Das verschaffe dem Unternehmen einen immensen Zeit- und Kostenvorteil. 2023 und 2024 hatte Vonovia in der Branchenkrise keine Neubauprojekte begonnen. Bereits angefangene Projekte hatte der Konzern aber fortgeführt. So wurden im ersten Halbjahr 615 Wohnungen fertiggestellt nach 1.655 Wohnungen im Vorjahreszeitraum. Vonovia besitzt insgesamt rund 533.000 Wohnungen in Deutschland, Schweden und Österreich.

Positive Signale für die Branche

Vom HCOB Bau-Index Deutschland, der die Geschäftstätigkeit des gesamten Bausektors abbildet, kamen vorsichtig positive Signale. Der Rückgang im Wohnungsbau habe sich im Juli etwas abgeschwächt, hieß es. Angesichts hoher Baukosten dringt die Branche auf vereinfachte Bauvorschriften und -genehmigungen, die etwa Standardisierung und serielles Bauen ermöglichen. Die schwarz-rote Koalition in Berlin will Wohnungsbau und Eigentumsbildung durch eine „Investitions-, Steuerentlastungs- und Entbürokratisierungsoffensive“ ankurbeln. Das Baugesetzbuch soll dafür in zwei Schritten novelliert werden.

Bereits Mitte Juni hatte das Bundeskabinett den „Bauturbo“ von Bauministerin Verena Hubertz (SPD) beschlossen. Danach sollen die Gemeinden – befristet bis Ende 2030 – von den bauplanungsrechtlichen Vorschriften des Bundesbaugesetzes abweichen dürfen. Der Gesetzentwurf ist dem Bundestag zugeleitet, aber noch nicht beraten worden.

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