Umsätze und Erträge sinken

Werbeflaute trifft RTL und ProSiebenSat.1

Das Fernsehwerbegeschäft in Deutschland kommt nicht in Schwung. Das belastet die TV-Konzerne RTL und ProSiebenSat.1. Im Streaminggeschäft gibt es Zuwächse. Aber profitabel ist das noch nicht.

Werbeflaute trifft RTL und ProSiebenSat.1

Werbeflaute trifft RTL und ProSiebenSat.1

Umsätze und Erträge der privaten Fernsehkonzerne sinken – Zuwächse im Streaminggeschäft

jh München

Das Fernsehwerbegeschäft in Deutschland kommt nicht in Schwung. Das belastet die TV-Konzerne RTL und ProSiebenSat.1. Im Streaminggeschäft gibt es Zuwächse. Aber profitabel ist das noch nicht.

RTL kämpft wie der Konkurrent ProSiebenSat.1 mit dem schwachen Fernsehwerbemarkt. Dass der Umsatz der Gruppe in der ersten Jahreshälfte um gut 3% auf 2,78 Mrd. Euro zurückging, lag aber auch am schrumpfenden Produktionsgeschäft des Tochterunternehmens Fremantle. Dessen Erlös sank um 5,4% auf 905 Mill. Euro. RTL begründet dies vor allem mit niedrigeren Umsätzen aus den USA, wo derzeit generell an Produktionen gespart wird.

Der Vorstandsvorsitzende Thomas Rabe hob in einer Telefonkonferenz mit Journalisten das Wachstum im Streaminggeschäft hervor. In Deutschland seien es zur Jahresmitte 6,36 Millionen zahlende Abonnenten gewesen – 14% mehr als ein Jahr zuvor. Auch die Nutzungsdauer und die Nettoreichweite nahmen zu.

Anlaufverlust mehr als halbiert

Der Streamingumsatz stieg auch wegen höherer Abopreise und Werbeerlöse in Deutschland (RTL+) und Frankreich (M6+) um etwas mehr als ein Viertel. Zudem ist RTL+ in Ungarn aktiv. Die Anlaufverluste im Streaming hätten sich auf 34 (i.V. 84) Mill. Euro mehr als halbiert, berichtete Rabe. „Wir sind auf dem Weg, im kommenden Jahr die Profitabilität zu erreichen.“ Die Aussage gilt für das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis (Ebitda).

Rabe zeigt sich fest entschlossen, das Ertragsziel 2026 zu erreichen: „Niedrigere Umsätze würden wir mit Kostensenkungen ausgleichen.“ Dazu soll die Umstellung von RTL+ hierzulande auf die Technologieplattform von Bedrock beitragen, die Anfang nächsten Jahres abgeschlossen sein soll. Die französische Firma gehört der RTL-Gruppe und M6.

Warten auf die EU-Kommission

Ende Juni kündigte RTL an, den Bezahlfernseh- und Streaminganbieter Sky Deutschland übernehmen zu wollen. Rabe sagte jetzt, er hoffe, eher früher als später im Jahr 2026 die Genehmigung aus Brüssel zu erhalten. Nachdem RTL Unterlagen bei der EU-Kommission eingereicht habe, würden nun die ersten Fragen der Wettbewerbsaufsicht beantwortet.

Die gesunkenen Anlaufverluste im Streaminggeschäft bewahrten RTL nicht vor einem Rückgang des Ertrags in den ersten sechs Monaten. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis nach Abschreibungen (Ebita), die für RTL wesentliche Größe, verringerte sich auf 160 (172) Mill. Euro, die Marge auf 5,8 (6,0)%. Das Konzernergebnis sank auf 59 (173) Mill. Euro, was RTL vor allem mit Sondereffekten begründet.

ProSiebenSat.1 mit Nettoverlust

Auch ProSiebenSat.1, der größte Konkurrent im deutschen Privatfernsehen, musste im ersten Halbjahr einen Rückgang hinnehmen. Das bereinigte Ebitda fiel auf 99 (163) Mill. Euro, wie das Unternehmen eine Woche vor RTL berichtet hatte. Unter dem Strich steht ein Nettoverlust von 124 Mill. Euro. Der Umsatz sank im ähnlichen Maß wie der von RTL: bereinigt um Währungs- und Portfolioeffekte um 2% auf knapp 1,7 Mrd. Euro. Ein wesentlicher Grund dafür war ebenfalls das schwache, konjunktursensible TV-Werbegeschäft, das hohe Margen erzielt. Dagegen sei der Erlös der Streamingplattform Joyn weiter stark gewachsen. Eine Umsatzzahl gibt das Unternehmen nicht bekannt.

Die Vorstände der zwei Konzerne erwarten, dass sich das Werbegeschäft mit der Konjunktur im zweiten Halbjahr erholt. Hinzu kommt ein Basiseffekt des sehr schwachen vierten Quartals im Vorjahr, das wegen des Weihnachtsgeschäfts entscheidend ist. Für die bestätigte Jahresprognose unterstellt RTL-Chef Rabe ein Umsatzwachstum mit Fernsehreklame in diesem Halbjahr um 2 bis 3%.

Sonderdividende für Verkauf

Für den Verkauf der niederländischen Tochterfirma RTL Nederland stellt Rabe den Aktionären im Mai 2026 eine Sonderdividende von 5 Euro in Aussicht. Anfang Juli war die Veräußerung an den privaten flämischen Medienkonzern DPG Media für 1,1 Mrd. Euro in bar abgeschlossen worden. Den größtenteils steuerfreien Gewinn daraus beziffert RTL auf rund 900 Mill. Euro.