Zahlen und Sparziele von Norma lösen Kurssprung aus
Norma verdient mehr als erwartet
Autozulieferer konkretisiert Einsparziel – Nachfrageschwäche belastet – Kursanstieg auf 14-Monatshoch
md Frankfurt
Die Norma Group hat im zweiten Quartal besser abgeschnitten als erwartet. Dabei bekommt der Autozulieferer und Spezialist für Verbindungstechnik durchaus die Unsicherheiten seiner Kunden zu spüren, die durch den Zoll- und Handelsstreit hervorgerufen werden. Insbesondere im Autogeschäft schlug sich das nieder. Der Ergebnisrückgang zwischen April und Ende Juni fiel aber weniger stark aus als vom Markt befürchtet. Zudem konkretisierte das Management die angepeilten Kostensenkungen für den geplanten Konzernumbau. Diese sollen sich bereits in diesem Jahr bemerkbar machen.
Zeitweise 16,3 Prozent im Plus
Die im SDax enthaltene Norma-Aktie stieg bis auf 18,44 Euro; ein Plus von 16,3%. Das war der höchste Kurs seit Juni vorigen Jahres. Der Kurssprung war nicht nur eine Reaktion auf die überraschend positiven Zahlen, sondern auch eine Gegenbewegung nach dem heftigen Rückgang um 6% am Vortag. Die Marktkapitalisierung beträgt rund 584 Mill. Euro.
Nach dem US-Zollschock Anfang April war die Norma-Aktie auf ein historisches Tief von 9,20 Euro gefallen. Seither befindet sich das Papier aber in einer Aufwärtsbewegung, auch wenn frühere Hochs (Juni 2021: knapp 50 Euro; Juni 2018: knapp 70 Euro) in weiter Ferne liegen.
Im Vergleich zum Vorquartal hätten sich die Umsätze und die Profitabilität verbessert, schrieb Peter Rothenaicher, Analyst der Baader Bank. Die Nachfrage stabilisiere sich und die Ergebnisse seien überraschend gut ausgefallen. Er sieht für die Aktie auch wegen eines möglichen Verkaufspreises für die Wassermanagement-Sparte von über 800 Mill. Euro Aufwärtspotenzial. Rothenaicher stuft die Aktie mit „Add“ ein und bestätigte das Kursziel von 16 Euro.
Ergebnis sinkt um 10 Prozent
Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) ging im zweiten Quartal um gut 10% auf 23,4 Mill. Euro zurück, teilte das Unternehmen mit. Analysten hatten mit einem deutlich stärkeren Rückgang gerechnet. Die bereinigte operative Marge fiel um 0,4 Prozentpunkte auf 8,1%. Im Vorquartal war sie deutlich schwächer ausgefallen. Der Nettogewinn sank im zweiten Jahresviertel auf 6,5 (i.V. 5,2) Mill. Euro.
Der Umsatz gab im Vorjahresvergleich um gut 5% auf 290,4 Mill. Euro nach. Vor allem der schwache Dollar habe belastet, aber auch die Nachfrage fiel den Angaben zufolge gedämpft aus. Unter anderem blieb die Erholung der Geschäfte mit der europäischen Autoindustrie aus; auch chinesische Kunden aus der Branche bestellten weniger.
„In wesentlichen Kundenindustrien wie Autoproduktion, Bauwirtschaft und Maschinenbau herrscht weiterhin eine niedrige Kapazitätsauslastung bei gleichzeitig hoher geopolitischer Unsicherheit“, sagte Vorstandschef Mark Wilhelms. Ein strenger Blick auf die Kosten habe bei der Profitabilität geholfen. „Wir erwarten eine moderate schrittweise Aufholbewegung der Nachfrage in den kommenden Monaten und setzen derweil die begonnene Fokussierung als Industriezulieferer konsequent fort“, erklärte Wilhelms.
Abhängigkeit von Autoindustrie senken
Norma arbeitet an seinem strategischen Umbau. Das Geschäft mit der Nicht-Automobil-Industrie soll deutlich ausgebaut werden, die Bedeutung des Automobilgeschäfts würde dadurch sinken. Die Sparte für Be- und Entwässerung steht zum Verkauf, nachdem sie vom früheren Management zeitweise als künftiger Wachstumsbringer gefeiert worden war.
Gleichzeitig will Norma die Verwaltungskosten senken und die Standortkapazitäten anpassen. Das soll bis 2028 über die Jahre zusammengenommen 82,5 Mill. bis 91,5 Mill. Euro an Einsparungen bringen. In diesem Jahr seien bereits Einsparungen von rund 4,5 Mill. Euro zu erwarten, weil die Zahl chinesischer Standorte von vier auf zwei reduziert werde, sagte eine Sprecherin der Nachrichtenagentur dpa-afx. Die gesamten Umbaukosten veranschlagt Wilhelms auf rund 54 Mill. bis 61 Mill. Euro. Warburg-Analyst Marc-Rene Tonn schrieb, dass die längerfristigen Einsparungen die kurzfristigen Kosten des Sparprogramms übersteigen dürften. Tonn rät zum Kauf der Aktie und nennt ein Kursziel von 24 Euro.
Das Management bestätigte die Jahresprognose. Demnach wird der Umsatz zwischen 1,1 Mrd. und 1,2 (1,16) Mrd. Euro landen. Bei der operativen Marge (Ebit) wird mit rund 6% bis rund 8% nach 8,0% im Jahr 2024 kalkuliert. Baader-Bank-Analyst Rothenaicher hob hervor, dass der Ausblick trotz des Gegenwindes durch Wechselkurseffekte bestätigt worden sei.
Neue CEO kommt im November
Vergangene Woche hatte Norma angekündigt, dass Interims-CEO Wilhelms Anfang November den Vorstandsvorsitz an die Bosch-Managerin Birgit Seeger übergibt. Er selbst kehrt dann wieder in den Aufsichtsrat zurück. Der vorherige Konzernchef Guido Grandi hatte im Februar wegen strategischer Differenzen zur weiteren Ausrichtung des Unternehmens sein Vorstandsmandat niedergelegt.
Norma, ein Autozulieferer und Spezialist für Verbindungstechnik, hat im zweiten Quartal besser abgeschnitten als erwartet. Zudem konkretisierte das Management die angepeilten Kostensenkungen für den geplanten Konzernumbau. Die im SDax enthaltene Aktie legte am Dienstag zeitweise 16,3% zu.