Autoindustrie

Volkswagen zeigt Zuversicht für 2021

Nach dem Milliardenverlust im zweiten Quartal hat Volkswagen das Coronakrisenjahr 2020 dank eines starken vierten Quartals noch mit einem Gewinn von 8,8 (i.V. 14) Mrd. Euro abgeschlossen. Die Dividende soll stabil bleiben. Der Konzern will die Kosten senken und zeigt sich für 2021 zuversichtlich.

Volkswagen zeigt Zuversicht für 2021

ste Hamburg

Nach einem Rückgang des Umsatzes im Coronakrisenjahr 2020 um 11,8% auf 222,9 Mrd. Euro sowie einem um 45% auf 10,6 Mrd. Euro geschrumpften operativen Ergebnis vor Sondereinflüssen zeigt sich Volkswagen für 2021 zuversichtlich trotz noch nicht ausgestandener Pandemie. Das Wolfsburger Zwölfmarkenunternehmen, das von Toyota als weltgrößter Fahrzeugbauer überholt wurde, stellt für das laufende Jahr Erlöse „signifikant über dem Vorjahreswert“ in Aussicht. Auch die operative Umsatzrendite soll mit einem angestrebten Niveau am oberen Ende des für den Konzern und den Pkw-Bereich angekündigten Korridors von 5,0 bis 6,5% die Vergleichszahlen des Jahres 2020 von 4,8 (i.V. 7,6)% vor Sondereinflüssen bzw. 4,3 (6,7)% nach Sondereinflüssen merklich übertreffen.

Der Prognose, die Volkswagen bei der Vorlage von Geschäfts- und Ergebniszahlen für 2020 veröffentlichte, liegt die Annahme zugrunde, dass die im vergangenen Jahr um 15,2% auf 9,3 Millionen Fahrzeuge gesunkenen Auslieferungen 2021 bei einer erfolgreichen Eindämmung der Corona-Pandemie „deutlich über dem Vorjahr liegen“ werden. Für den Bereich Nutzfahrzeuge stellt der Konzern bei deutlich über dem Vorjahr liegenden Umsatzerlösen eine operative Umsatzrendite zwischen 4 und 5,5% vor Restrukturierungsmaßnahmen in Aussicht. Im Bereich Power Engineering sei bei einem spürbar sinkenden Umsatz ein operatives Ergebnis an der Gewinnschwelle zu erwarten. Der Konzernbereich Finanzdienstleistungen soll bei den Erlösen spürbar zulegen, das operative Ergebnis wird auf dem Niveau von 2020 erwartet.

Im Konzernbereich Automobile rechnet VW bei der 2020 infolge des Umsatzrückgangs auf 7,6 (6,7)% erhöhten Forschungs- und Entwicklungskostenquote im laufenden Turnus mit einem Rückgang auf rund 7%. Die Sachinvestitionsquote, die im vergangenen Jahr aufgrund deutlicher reduzierter Sachinvestitionen auf 6,1 (6,6)% schrumpfte, wird bei rund 6% erwartet. Die Wolfsburger gehen 2021 ferner von in etwa gleichbleibenden Liquiditätsabflüssen im Zusammenhang mit dem Dieselskandal sowie von deutlich höheren Effekten aus M&A-Aktivitäten aus. Infolgedessen soll der Netto-Cash-flow, der 2020 aufgrund des niedrigeren Ergebnisses sowie höherer Mittelabflüsse im Zuge des Dieselskandals um gut 41% schrumpfte, aber trotz Pandemie laut Volkswagen „klar positiv“ blieb und bei „starken“ 6,4 (10,8) Mrd. Euro landete, an das Vorjahresniveau anknüpfen. Bei der Nettoliquidität im Autobereich, die zum Jahresultimo 2020 um gut ein Viertel auf ein „sehr solides Niveau“ von 26,8 Mrd. Euro gestiegen sei, prognostiziert VW einen voraussichtlich moderaten Anstieg im laufenden Jahr.

Analysten hoben die Nettoliquidität hervor, die höher als erwartet ausgefallen sei. Jefferies etwa, die bei einem Kursziel von 170 Euro zum Halten der VW-Aktie rät, sprach vom wichtigsten positiven Aspekt. Während der Renditeausblick etwas enttäuschend sei, sei der Dividendenvorschlag erfreulich. VW will die Ausschüttung trotz des gesunkenen Jahresergebnisses bei 4,80 Euro je Stamm- und 4,86 Euro je Vorzugsaktie stabil auf Vorjahresniveau halten. Die Dividendenquote würde damit bei 29,0 (i.V. 18,1)% nahe dem strategischen Zielwert von 30% liegen.

Zwar hatte der Konzern im Januar bereits über ein operatives Ergebnis vor Sondereinflüssen im Gesamtjahr von etwa 10 Mrd. Euro und einem Netto-Cash-flow im Autobereich von rund 6 Mrd. Euro informiert. Anleger zog VW mit den detaillierteren Zahlen und dem Ausblick am Freitag dennoch an: Die VW-Aktie drehte nach der Aufsichtsratssitzung am frühen Nachmittag ins Plus und lag zeitweise an der Dax-Spitze. Aus dem Handel gingen die Vorzüge bei 173,02 Euro mit einem Plus von 1,1%.

Finanzvorstand Frank Witter meinte, die finanziellen Ergebnisse seien deutlich besser als ursprünglich erwartet und zeigten, wozu das Unternehmen gerade in der Krise fähig sei. „Das starke Momentum aus dem zweiten Halbjahr wollen wir mit ins laufende Jahr nehmen, und die Programme zu den Fixkosten und im Einkauf werden uns nachhaltig robuster machen.“ Daher sei man optimistischer und strebe das obere Ende des Korridors für die operative Konzern-Rendite an. Als ausschlaggebend für die Begrenzung der Pandemiefolgen sieht der Konzern neben dem eigenen Krisenmanagement die schnelle Erholung des größten Einzelmarktes China sowie vor allem das stabilere Geschäft der Premiummarken und des Finanzdienstleistungsbereichs an. Das anteilige operative Ergebnis der chinesischen Joint-Ventures erreichte 2020 den Angaben zufolge 3,6 (4,4) Mrd. Euro.

Volkswagen
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20202019
Umsatz222884252632
Operatives Ergebnis vor Sondereinflüssen1060719296
Sondereinflüsse–931–2336
Operatives Ergebnis967516960
Ergebnis vor Steuern1166718356
Ergebnis nach Steuern882414029
Divid. je. St.-Aktie (Euro)4,804,80
Divid. je Vz.-Aktie (Euro)4,864,86
F&E-Quote (%) *7,66,7
Operativer Cash-flow *2472130733
Sachinvest.-Quote (%) *6,16,6
Netto-Cash-flow *635710835
Nettoliquidität *2679621276
Beschäftigtenzahl (Tsd.)662,6671,2
*) Konzernbereich AutomobileBörsen-Zeitung