Jahresprognose

Wacker Chemie lässt Spielraum nach oben

Die Aussichten stoßen an der Börse auf Enttäuschung. Der Vorstand hofft, dass sich Unsicherheiten im Jahresverlauf auflösen.

Wacker Chemie lässt Spielraum nach oben

jh München

Wacker Chemie erlebt eine hohe Nachfrage, vor allem nach Produkten für den Bau und nach Polysilizium für die Solar- und Halbleiterindustrie. In den ersten zwei Monaten dieses Jahres hätten Umsatz und Ergebnis klar über den Vorjahreswerten gelegen, berichtete der Vorstandsvorsitzende Rudolf Staudigl in seiner letzten Bilanzpressekonferenz, bevor er im Mai in den Ruhestand geht.

Für das ganze Jahr stellt das Management des börsennotierten Münchner Familienunternehmens nach den Rückgängen 2020 einen Umsatzanstieg um einen mittleren einstelligen Prozentwert in Aussicht. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll um 10 bis 20% zulegen. An der Börse stieß die Prognose am Dienstag auf Enttäuschung: Der Aktienkurs fiel um 6% auf 109,40 Euro. Selbst das obere Ende der Spanne für das Ebitda liege deutlich unter der Erwartung des Marktes, berichteten die Analysten von J.P. Morgan. Das Unternehmen sei anscheinend mit Blick auf das zweite Halbjahr vorsichtiger für das Chemiegeschäft geworden. Auch Warburg Research stuft den Ausblick als deutlich schwächer als erwartet ein.

Finanzvorstand Tobias Ohler verteidigte die Prognose: Ein Ergebnisanstieg um 10 bis 20% drücke Zuversicht aus. Aber die Coronakrise sei noch nicht ausgestanden, die Preise für Rohstoffe hätten angezogen und die Nachfrage laufe nicht wie an der Schnur gezogen weiter. Ohler fügte hinzu: „Wenn sich die Unsicherheiten auflösen, könnte das Jahr noch besser werden.“ Der Vorstand erwartet, dass die höheren Kosten für Rohstoffe und negative Währungseffekte das Ebitda mit mehr als 100 Mill. Euro belasteten. Es könnten aber auch sogar mehr als 150 Mill. Euro werden, sagte Ohler.

Der Hauptversammlung am 12. Mai wird eine Dividende von 2 Euro je Aktie vorgeschlagen. Die Summe von 100 Mill. Euro entspricht etwa der Hälfte des Nettoergebnisses (siehe Tabelle). Für 2019 hatten die Aktionäre nur 50 Cent erhalten, für die zwei Jahre zuvor jeweils 2,50 Euro.

Den Erlös aus dem Verkauf des Anteils an Siltronic – zu erwarten sind rund 1,3 Mrd. Euro – will Wacker Chemie auch nicht zum Teil ausschütten, sondern für Investitionen ins Geschäft verwenden, wie Staudigl klarstellte. Angesichts eines Buchwerts von 550 Mill. Euro rechnet Ohler mit einem Buchgewinn nach Steuern von etwa 700 Mill. Euro. Dieser sei nicht in der Jahresprognose enthalten – auch weil er eventuell erst Anfang 2022 entsteht. Der taiwanische Konzern Global Wafers erwartet die Übernahme von Siltronic, wie berichtet, in der zweiten Hälfte dieses Jahres.

Wacker Chemie
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20202019
Umsatz46924928
Ebitda666783
in % vom Umsatz 14,215,9
Ebit263–536
Nettoergebnis202–630
Investitionen224380
Netto-Cash-flow698184
Nettofinanzschulden68714
Mitarbeiter (Anzahl)1428314658
Börsen-Zeitung