Assetmanager leiden unter Margendruck
Gewinne der Fondsbranche stagnieren
Studie von McKinsey attestiert Rekordvolumen am deutschen Markt – Strategischer Druck auf Anbieter bleibt
wbr Frankfurt
Die deutsche Asset-Management-Branche ist 2024 bei den Assets under Management (AuM) deutlich gewachsen. Laut Zahlen der Unternehmensberatung McKinsey erreichte das in Deutschland verwaltete Vermögen einen Höchststand von 4,7 Bill. Euro – ein Plus von 7,9% zu 2023. Diese Entwicklung wurde vor allem durch eine Performance der Kapitalmärkte (+6,2%) getragen, während die Nettomittelflüsse mit 1,7% moderat ausfielen. Die Zahlen unterscheiden sich von den BVI-Daten (4,5 Bill. Euro) durch unterschiedliche Ansätze.
„Langfristig profitiert die Fondsbranche von einem dualen Wachstumsmodell. Die Volumina steigen langfristig und in den meisten Marktphasen – einerseits durch die Marktperformance und andererseits durch Nettomittelzuflüsse“, sagt Niklas Nolzen, Partner bei McKinsey. 2023 und 2024 jedoch wurde über 75% des Wachstums durch die Marktperformance und nur rund 25% durch Zuflüsse generiert – ein umgekehrtes Verhältnis im Vergleich zum langfristigen Trend.
Gewinne erreichten 2021 Rekord
Trotz des Wachstums bei AuM blieb der operative Gewinn unter dem Rekordniveau von 2021. Zwar verzeichneten Assetmanager in Deutschland 2024 ein Gewinnwachstum von 14,2% im Vergleich zum Vorjahr, doch die Erträge liegen 29% unter dem Spitzenwert von vor drei Jahren. Hauptursache ist der anhaltende Margendruck, der sich durch sinkende Gebühreneinnahmen und gestiegene Kosten verschärft hat. Wie McKinsey betont, geraten bei einer Marktkorrektur sowohl Volumina als auch Erträge und damit Gewinne unter Druck. Zudem besteht das Risiko, dass sich in solchen Phasen auch die Nettomittelzuflüsse abschwächen.
In Europa verzeichnete die Asset-Management-Industrie 2024 nach Angaben von McKinsey ein Rekord-AuM von 28 Bill. Euro. Dennoch blieb die Profitabilität auch in Europa unter Druck: Die Gewinne lagen rund 20% unter dem Niveau von 2021. Während das AuM durch Kursgewinne ebenfalls zulegen konnte, verlagerten sich die Nettomittelzuflüsse zunehmend in Produkte mit geringeren Margen wie ETFs. Segmente mit höheren Margen wie aktive Aktienstrategien und Multi-Asset-Fonds litten unter Mittelabflüssen.
Dominanz der US-Häuser
Die strukturellen Herausforderungen der europäischen Asset-Management-Branche resultieren nach Einschätzung von McKinsey auch aus der zunehmenden Dominanz US-amerikanischer Anbieter und dem wachsenden Wettbewerbsdruck durch passive Produkte. „US-Wettbewerber sind vor allem deswegen global führend, da der Passiv- und ETF-Trend in den USA begonnen hat. Diese Anbieter haben im Laufe der Zeit ein teils umfassendes Angebot aufgebaut und nutzen ihre Skaleneffekte über wettbewerbsfähiges Pricing“, sagt Nolzen.
Ein Lichtblick sind European Long-Term Investment Funds (ELTIFs), die durch regulatorische Anpassungen an Attraktivität gewonnen haben. 2024 wurden europaweit 55 neue ELTIFs aufgelegt. Rund 80% dieser Produkte stammen von europäischen Assetmanagern.
Auch in Deutschland gewinnt das Segment an Relevanz: Deutsche Investoren hielten zum Jahresende 2024 etwa 2,8 Mrd. Euro in ELTIFs – rund 14 % des gesamten Markts. Gemessen am traditionellen Fondsgeschäft ist der Anteil jedoch klein.
Doch die Probleme der Assetmanager bleiben. Die Analyse von McKinsey macht deutlich: Ohne strategische Positionierung drohen Anbieter in der „Squeeze-Mitte“ zu verharren – mit schwachem Wachstum, sinkenden Margen und schwindenden Marktanteilen. Erfolgreiche Player zeichneten sich entweder durch Größe (Scale), Investmentexzellenz (Alpha) oder starke Kundenzentrierung (Captive Model) aus, so die Berater. „Gerade mit Blick auf mögliche Marktkorrekturen sind Themen wie Kostenbewusstsein, Fokussierung auf relative Outperformance bei aktiven Strategien (Alpha) und Kundenorientierung besonders wichtig“, betont Niklas Nolzen.
Mittlere Häuser im Fokus
Bei mittelgroßen deutschen Häusern komme der strategische Typ „At-scale players“ oft nicht infrage, da die globale Größe fehlt. Ein gewisser Schritt in diese Richtung – etwa durch substanzielle M&A-Aktivitäten – wäre jedoch auch ohne globale Komponente denkbar. Zudem geht eine Alpha-Orientierung häufig mit einer stärkeren Fokussierung auf bestimmte Assetklassen einher, um sich nicht in der Breite zu verlieren. Auch aktives Talentmanagement und in Zeiten von GenAI der verstärkte Einsatz technologiegestützter Tools im Portfoliomanagement werden zunehmend relevant, heißt es in der Studie.
Die deutsche Asset-Management-Branche verzeichnete 2024 starkes Wachstum: Das verwaltete Vermögen stieg auf einen Rekordwert. Die Assetmanager stehen unter starkem Druck. Sie müssen sich entweder Größenvorteile sichern, auf bestimmte Kundengruppen konzentrieren oder auf Top-Anlagestrategien setzen.