Kleinanleger machen mit Turbo-Zertifikaten Millionenverluste
Hebelprodukte
Kleinanleger häufen riesige Verluste an
tl Frankfurt
Die meisten Kleinanleger machen mit Turbo-Zertifikaten Verluste. Diese haben sich von Anfang 2019 bis Ende 2023 auf 3,4 Mrd. Euro summiert. Das ergab eine Untersuchung der BaFin auf Grundlage der Mifir-Meldedaten. Einbezogen wurden natürliche Personen mit deutscher Staatsbürgerschaft. Mit Turbo-Zertifikaten können Anleger überproportional an den Kursbewegungen eines zugrundeliegenden Basiswerts wie beispielsweise einer Aktie oder eines Index` teilhaben. Die Produkte haben eine Knock-Out-Schwelle und einen Hebel. Das verstärkt Kursschwankungen.

Für drei von vier ein Minusgeschäft
Bei 113 Millionen Transaktionen erlitten drei Viertel der 543.000 deutschen Kleinanleger Verluste von im Durchschnitt 6.358 Euro. Diese Zahlen beziehen sich auf den gesamten Beobachtungszeitraum von 2019 bis 2023. 2023 lag die Zahl der Kleinanleger, die Turbo-Zertifikate gehandelt haben, bei knapp 240.000 – mehr als doppelt so viel wie 2019. Die Zahl der Transaktionen hat sich in diesem Zeitraum von 9,5 auf 26,3 Millionen fast verdreifacht. Turbo-Zertifikate machten den Angaben zufolge allerdings nur 7% aller von Kleinanlegern gehandelten Finanzinstrumente aus. Der mit 76% weitaus größte Teil entfiel auf Aktien und ETFs.
Erfahrene Investoren schneiden nicht besser ab
Im Durchschnitt haben Kleinanleger pro Kauftransaktion in Turbo-Zertifikate 3.103 Euro investiert. Das ergibt von 2019 bis 2023 ein Gesamtkaufvolumen von 195 Mrd. Euro. Die Hälfte der Anleger erlitten Verluste von bis zu 2.500 Euro, ein Fünftel verbuchte ebenso hohe Gewinne. Interessant ist, dass eine verstärkte Handelstätigkeit beim Anleger nicht zu weniger, sondern zu mehr Verlusten führte.
Bei diesen Ergebnissen verwundert es nicht, dass die BaFin den Handel mit Turbo-Zertifikaten einschränken will. Dazu läuft bis 3. Juli eine Anhörung.