Bailey bremst Reeves' Vorstoß zu Revolut
Wachsende Spannungen zwischen Schatzamt und Notenbank
Bailey bremst Rachel Reeves' Vorstoß zu Revolut
hip London
Andrew Bailey, der Gouverneur der Bank of England, hat der „Financial Times“ zufolge ein Meeting abgesagt, das Schatzkanzlerin Rachel Reeves sehr am Herzen lag. Dem Blatt zufolge ging es um ein Treffen von Beamten ihres Ministeriums, Mitarbeitern der Bailey unterstellten Bankaufsicht PRA und Vertretern der Neobank Revolut. Es sollte dem mit 65 Mrd. Dollar bewerteten Institut dazu verhelfen, endlich seine Geschäftstätigkeit unbegrenzt aufnehmen zu können.
Revolut erhielt zwar nach dreijähriger Wartezeit im vergangenen Jahr eine britische Banklizenz. Doch befindet sich das Institut derzeit noch in einer ursprünglich auf zwölf Monate angelegten „Mobilisierungsphase“, während der es nur Einlagen bis zu 50.000 Pfund annehmen darf. Die zwölf Monate sind inzwischen verstrichen, ohne dass sich an diesem Status bislang etwas geändert hätte.
„Exzessive Bürokratie“
Angeblich gab es Bedenken, die Unabhängigkeit der Prudential Regulation Authority (PRA) könne durch den Vorstoß von Reeves gefährdet werden. Revolut-Chef Nik Storonsky hat aus seiner Kritik an der „exzessiven Bürokratie“ in Großbritannien nie einen Hehl gemacht. Der Regierung warf er vor, zwar mit großen Worten um sich zu werfen, am Ende aber wenig zu tun. Kein Wunder, dass Revolut ihre Westeuropa-Zentrale in Paris ansiedelte. Die Aktionäre von Wise stimmten diese Woche der Verlegung der Hauptnotierung nach New York zu.
Das von Bailey abgesagte Meeting ist ein Indikator dafür, wie sehr sich das Verhältnis von Bailey und Reeves eingetrübt hat. Reeves befindet sich auf Deregulierungskurs. Sie stellt neben dem Senior Managers Regime, durch das führende Banker persönlich belangt werden können, auch das Ringfencing zur Disposition. Dabei handelt es sich um die Brandmauer, die das Retail Banking der Großbanken vor riskanteren Geschäftsbereichen schützen soll.
„Vergoldete“ Regeln
Bailey kritisierte Reeves bereits öffentlich. Man dürfe in grundlegenden Fragen der Finanzstabilität keine Kompromisse machen, sagte er vor Abgeordneten. Die PRA war in der Vergangenheit in der City dafür bekannt, die europäische Regulierung nicht einfach zu übernehmen, sondern sie zu „vergolden". Für die Finanzbranche bedeutete das mitunter erheblichen Mehraufwand. Nach dem Brexit verschleppte sie die Reform von Solvency II.
Bailey verdankt sein Amt dem ehemaligen Tory-Schatzkanzler Sajid Javid. Der hatte ihn durchgesetzt. Von einem anderen Kandidaten, dem ehemaligen Chefvolkswirt der Notenbank, Andrew Haldane, wäre mehr innovatives Denken zu erwarten gewesen. Dem „Spectator“ zufolge wurde er von Boris Johnsons Chefstrategen Dominic Cummings favorisiert.