Finanzstabilität

Banken kommen robust durch die Krise

Einmal im Jahr informiert der Ausschuss für Finanzstabilität den Bundestag über Lage und Risiken im Finanzsektor. Trotz Coronakrise gibt es gute Nachrichten, wenn auch mit Wermutstropfen.

Banken kommen robust durch die Krise

wf Berlin

– Die deutsche Wirtschaft hat die Coronakrise bislang gut verkraftet. Auch der Finanzsektor ist dank verbesserter Kapitalausstattung nach der Finanzkrise gut durch die Pandemie gekommen. Zu diesem Ergebnis kommt der Bericht des Ausschusses für Finanzstabilität (AFS), der in Berlin an den Bundestag übergeben wurde. Finanzstaatssekretär Jörg Kukies sagte vor der Presse, er hoffe, das Bruttoinlandsprodukt werde in der zweiten Jahreshälfte wieder das Vorkrisenniveau erreichen.

„Die größten Herausforderungen für die Finanzstabilität könnten sogar noch vor uns liegen“, relativierte die Vizepräsidentin der Deutschen Bundesbank, Claudia Buch, etwas das Bild. Es bestehe hohe Unsicherheit darüber, ob Verluste im Unternehmenssektor nur aufgeschoben oder tatsächlich vermieden worden seien. Umsatzeinbrüche könnten zu steigenden Kreditausfällen und Wertberichtigungen für das deutsche Bankensystem führen. Zudem hätten Verwundbarkeiten im Finanzsystem, die schon vor der Pandemie bestanden, sich weiter aufgebaut, warnte Buch. Sie nannte den Immobiliensektor, den der AFS sehr genau beobachte. Die Preise für Wohnimmobilien stiegen weiterhin deutlich.

„Insgesamt sehen wir keine Verwerfungen des Finanzsystems“, resümierte Kukies. „Die Kreditversorgung der Realwirtschaft hat sich sogar trotz der erheblichen Rezession erhöht, so dass wir wirklich sagen können, dass wir robust durch die Krise gekommen sind.“ Durch die Stabilisierungseffekte habe sich das System sehr schnell wieder normalisiert. Die Aktienmärkte hätten sich sehr rasch erholt. Die Finanzierungsmärkte seien relativ schnell wieder in geordnete Bahnen gekommen. Die Banken seien diesmal „Teil der Lösung und nicht Teil des Problems“, machte Kukies deutlich.

Kreditvergabe erwünscht

„Uns Aufsehern ist in dieser Krise sehr daran gelegen, dass die Banken Kredite vergeben können und ihren Teil zur Bewältigung der Krisenfolgen beitragen“, unterstrich auch Frank Grund, Exekutivdirektor der Finanzaufsicht BaFin. Auch Versicherungsunternehmen haben laut AFS in der schwierigen Anfangsphase der Pandemie stabilisierend gewirkt. Wichtig sei, dass möglichst viel Geld im Finanzsystem bleibe, sagte Grund. Der AFS wurde nach der Finanzkrise zur makroprudenzielle Aufsicht etabliert. Er setzt sich aus Vertretern von Bundesfinanzministerium, Bundesbank und BaFin zusammen.

In der Coronakrise haben Kukies zufolge vor allem staatliche Unterstützungsmaßnahmen geholfen, das System mit Liquidität und Eigenkapital auszustatten. Dies sei nicht auf der Basis großzügiger Subventionen zulasten der Steuerzahler geschehen, sondern zu marktgerechten Konditionen. „Wir gehen davon aus, dass die Mittel zurückgezahlt werden und der Fiskus aus dieser Krise insgesamt besser herausgeht als aus der Finanzmarktkrise.“ Aufsicht, Geld- und Fiskalpolitik hätten national, aber auch auf europäischer Ebene sehr gut zusammengewirkt, hielt der Staatssekretär fest.

Buch unterstrich, der sehr starke Schock durch die Pandemie sei sehr gut abgefedert worden. Verluste, die sich in der Krise noch nicht materialisiert hätten, könnten im Bankensystem heute besser abgefangen werden, wenn sie kämen. Die Eigenkapitalquote der Banken habe sich von 2008 bis 2021 von 4% auf 6% verbessert. „Wir können auch nicht ausschließen, dass es zu Schieflagen in einzelnen Teilen des Finanzsystems kommt“, sagt Buch. Deshalb sei es wichtig, heute bessere Instrumente und Institutionen zur Sanierung und Abwicklung von Banken zu haben.