Genossenschaftsbanken

Druck auf Genossenschaftssektor nimmt zu

Im genossenschaftlichen Bankensektor verstärken sich die Turbulenzen. Nach dem Abgang des Vorstandsvorsitzenden Alfred Pongratz gerät das Engagement des Bankhauses RSA auf dem Immobilienmarkt München in den Fokus. Unterdessen zeigt sich hoher Wertberichtigungsbedarf im Kreditgeschäft der Volksbank Düsseldorf Neuss.

Druck auf Genossenschaftssektor nimmt zu

Genossenschaftsbanken unter Druck

Hohe Wertberichtigungen in Düsseldorf – Chef des bayerischen Bankhauses RSA geht

fir/mic Frankfurt/München

Die Turbulenzen im genossenschaftlichen Bankensektor setzen sich fort. So muss die Volksbank Düsseldorf Neuss stärker von der Sicherungseinrichtung des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken gestützt werden als bislang erwartet. Es bestehe „hoher Wertberichtigungsbedarf im Kreditgeschäft“, teilte das Institut nun mit, ohne Zahlen zu nennen. Deshalb ist die Sicherungseinrichtung mit Garantien eingesprungen, die zusätzlich zu den 100 Mill. Euro, die zur Risikoabsicherung wegen eines Betrugsfalls gedacht sind, anfallen könnten. Eine Mitarbeiterin des französischen Modekonzerns Kiabi hatte 100 Mill. Euro über ein Konto der Volksbank veruntreut.

Unterdessen wurde offenbar, dass das genossenschaftliche Bankhaus RSA aus dem oberbayerischen Rechtmehring nach einer rasanten geschäftlichen Expansion in Schwierigkeiten geraten ist. Vorstandschef Alfred Pongratz habe sein Amt vor dem Hintergrund einer „strategischen Weiterentwicklung“ niedergelegt, heißt es in einer Mitteilung. Weitere Informationen zu den Gründen seiner Ablösung gibt es nicht.

Immobiliengeschäfte in München

Das Bankhaus hatte allerdings in den letzten Jahren auf dem Immobilienmarkt in München mitgemischt, auch mit einer Beteiligung von 35,2% an der KW Financial Services Holding AG. Das Bankhaus RSA geht nicht darauf ein, vor welchen Problemen das Geldhaus konkret steht. Es wird allerdings betont, die operative Leistungsfähigkeit des Instituts sei uneingeschränkt.

Das Bankhaus RSA, das im laufenden Jahr das 125-jährige Bestehen feiert, hat die Bilanzsumme im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben um 18% auf gut 1,2 Mrd. Euro erhöht. Im Vorjahr war die Bilanzsumme um 23% gewachsen. Der Schwerpunkt des Kreditgeschäfts liege weiterhin im Bereich der privaten und gewerblichen Immobilienfinanzierung und bei Kreditvergaben an Firmenkunden des regionalen Mittelstands, heißt es im Geschäftsbericht 2023.

Adresse in Schwabing

Das Bankhaus RSA hat den Angaben zufolge rund 120 Mitarbeiter, am Stammsitz Rechtmehring gibt es gut 2.000 Einwohner. Es besitzt auch eine Geschäftsstelle im Stadtteil Schwabing der Landeshauptstadt München. Unter der Adresse Leopoldstraße 204a hat auch der Immobilienspezialist KW AG eine Dependance.

Darüber hinaus ist das Bankhaus RSA an der KW Financial Services Holding AG engagiert (jetzt KW Holding AG). Dem RSA-Jahresabschluss 2023 zufolge hält die Bank 35,2% an dem Immobilienspezialisten. Diese Beteiligung wird erstmals im Jahresabschluss 2020 erwähnt. Damals war die Bilanzsumme mit 558 Mill. Euro nicht einmal halb so groß wie heute. 

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