Übernahmekrimi in Spanien

BBVA trotzt hohen Auflagen für Sabadell-Übernahme

Die Bedingungen der spanischen Regierung machen die finanzielle Logik der Fusion weitgehend zunichte, doch BBVA glaubt an die langfristigen Vorteile.

BBVA trotzt hohen Auflagen für Sabadell-Übernahme

BBVA trotzt hohen Auflagen für Sabadell-Übernahme

Spaniens drittgrößte Bank hält an feindlichem Angebot für Mitbewerber fest – Sabadell kontert mit Verkauf der britischen Tochter

Die spanische Regierung legte die Hürden für eine Übernahme vor einer Woche unerwartet hoch und untersagte den organischen Zusammenschluss beider Banken für bis zu fünf Jahren. Auch ohne die eingeplanten Synergien glaubt BBVA an die strategischen Vorteile. Die Aktionäre von Sabadell müssen nun entscheiden.

Von Thilo Schäfer, Madrid

Knapp eine Woche benötigte der Vorstand von BBVA um den Vorsitzenden Carlos Torres, um die Auswirkungen der harten Auflagen der spanischen Regierung für eine eventuelle Übernahme von Banco Sabadell einzuschätzen. Am Ende entschied der Aufsichtsrat trotz des Rückschlags am feindlichen Angebot für den heimischen Mitbewerber festzuhalten, wie die Großbank am Montagabend der Marktsaufsicht CNMV mitteilte. Die Entscheidung fiel offenbar einstimmig und Torres konnte sich zuvor die Zustimmungen einiger wichtiger institutioneller Investoren einholen, hieß es in spanischen Medien.

Vorerst weiter eigenständig

Die Linksregierung hatte letzte Woche die Operation genehmigt, allerdings mit der Bedingung, dass Sabadell drei bis fünf Jahre lang als eigenständige Bank weitergeführt werden müsse. Diese unerwartet scharfen Bedingungen haben die finanzielle Logik des Angebots von Mai 2024 weitgehend zunichte gemacht. Doch Torres konnte Anleger und Aufsichtsräte offenbar von den langfristigen strategischen Vorteilen der Fusion überzeugen, mit der ein neuer Riese mit einer Bilanzsumme von 1 Bill. Euro entstünde.

Neue Nummer 2 in Spanien

„Das Projekt schafft enormen Wert für die Aktionäre beider Banken und bietet eine einmalige Gelegenheit, um eine der wettbewerbsfähigsten und innovativsten Banken Europas zu bauen“, kommentierte Torres in einer Mitteilung. Mit Sabadell wäre BBVA das zweitgrößte Kreditinstitut auf dem spanischen Markt hinter Caixabank. Der Zusammenschluss würde die Kapazität der Kreditvergabe um 5 Mrd. Euro erhöhen, „was das Wirtschaftswachstum in unserem Land weiter antreibt“, so der Executive Chairman.

Weniger Synergien

BBVA hatte bei dem Angebot für Sabadell ursprünglich Synergieeffekte von 850 Mill. Euro im Jahr eingeplant. Doch bereits die spanische Wettbewerbsaufsicht CNMC machte mit Auflagen bezüglich der Schließung von Filialen und Stellenabbau einen Strich durch die Rechnung. Die Forderung der Regierung, dass BBVA Sabadell mindestens drei Jahre lang als juristisch und organisatorisch eigenständige Tochterbank führen müsste, reduzierte die Möglichkeiten bei Kosteneinsparungen weiter. BBVA denkt jedoch, dass man durch die gemeinsame Nutzung von Technonolgie und geringeren Finanzierungskosten dennoch Synergien erzielen könne.

Weniger Wachstumsmärkte

Doch das eigentliche Motiv für die Übernahme ist der Wunsch, den Heimatmarkt stärker zu gewichten. Denn BBVA ist in hohem Maße von Wachstumsmärkten abhängig. Die Spanier erzielen fast die Hälfte ihres Gewinns in Mexiko, wo sie Marktführer sind. Mit anderen südamerikanischen Ländern und der Türkei machen Wachstumsmärkte fast zwei Drittel des Geschäfts von BBVA aus. Trotz des Potenzials dieser Länder kritisieren Analysten und Anleger den Mix seit längerem als unausgewogen.

Sabadell verkauft britische Tochter

BBVA muss nun das Angebot mit allen Auflagen und sonstigen Faktoren definieren und von der Börsenaufsicht CNMV genehmigen lassen. Doch Sabadell, deren Vorstand um Josep Oliu sich seit mehr als 13 Monaten mit allen Kräften gegen die Übernahme wehrt, hat noch Trümpfe in der Hand. Der Aufsichtsrat des katalanischen Geldinstituts beschloss am Dienstag die britische Tochter TSB für umgerechnet 3 Mrd. Euro an Santander zu verkaufen. Allerdings muss eine außergewöhnliche Hautpversammlung dem Verkauf zustimmen, da Sabadell in einem laufenden Übernahmeverfahren Auflagen unterliegt.

Diese Operation in Großbritannien, die sich abgezeichnet hatte, kann die Übernahmepläne von BBVA weiter komplizieren. Mit dem Erlös könnte Sabadell die Aktionäre mit der Aussicht auf eine Sonderdividende vom Verkauf an BBVA abbringen. Denn im Falle einer Fusion würde dieses Kapital unter allen Anteilhabern der neuen Bank aufgeteilt werden und die Sabadell-Aktionäre entsprechend weniger bekommen.

Nachbesserung denkbar

Manche Analysten rechnen damit, dass BBVA den finalen Kaufpreis aufbessern wird, obwohl der Vorstand dies immer ausgeschlossen hat. Der Aufschlag von 30% ist durch die Kursbewegung ins Negative abgerutscht. Diese Lücke vergrößerte sich am Aktienmarkt am Dienstag.

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