Im GesprächEberhard Sautter

Bei der Hanse Merkur brummt das Neugeschäft

Die Hanse Merkur sieht sich nach marktüberdurchschnittlichen Wachstumsraten in den vergangenen Jahren weiterhin im Aufwind. Das Neugeschäft brummt.

Bei der Hanse Merkur brummt das Neugeschäft

Im Gespräch: Eberhard Sautter

Neugeschäft der Hanse Merkur brummt

Krankenversicherer setzt sich nach bestem Vertriebsergebnis der Geschichte neue Ziele – Partnerschaft mit Hamburger SV erhöht Sichtbarkeit

Die Hanse Merkur sieht sich nach marktüberdurchschnittlichen Wachstumsraten in den vergangenen Jahren weiterhin im Aufwind. Das Neugeschäft brummt. Bis 2030 will der mittelständische Versicherer und Sponsor des Hamburger SV Vertriebsergebnis, Beitragsaufkommen und Jahresüberschuss deutlich ausbauen.

Von Carsten Steevens, Hamburg

Den Rang als deutsche Assekuranz-Hochburg hat Hamburg in den vergangenen drei Jahrzehnten durch Integration lokaler Größen wie Albingia, Hamburg-Mannheimer oder Volksfürsorge in Großkonzernen wie Ergo und Generali verloren. Heute ist die Hanse Merkur die einzige selbstständige und konzernunabhängige Versicherungsgruppe, die ihren Hauptsitz in der Hansestadt hat und bundesweit tätig ist. Ein mittelständischer Personenversicherer, der kontinuierlich über dem Marktdurchschnitt wächst und das beste Neugeschäftsjahr seiner 150-jährigen Unternehmensgeschichte hinter sich hat.

Vertrieb produktiver

„Wir haben in den vergangenen Jahren die Weichen gut gestellt“, erklärt Eberhard Sautter, seit 2014 Vorstandsvorsitzender des als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit aufgestellten Unternehmens. Der Vertrieb sei deutlich produktiver als vor wenigen Jahren, was nicht zuletzt mit technologischen Veränderungen und Anpassungsfähigkeit zusammenhänge. Am meisten dazugelernt habe man während der Corona-Pandemie und der Notwendigkeit, sich aufgrund von Kontaktbeschränkungen im Vertrieb umzustellen, sagt der 61-Jährige, der seit mehr als zwei Jahrzehnten für Hanse Merkur tätig ist, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Es gebe aber nach wie vor Verbesserungsmöglichkeiten.

Im vergangenen Jahr legte die Hanse Merkur mit einem Beitragswachstum um 9,7% auf 2,95 Mrd. Euro doppelt so stark wie die Branche zu. Alle fünf Geschäftsfelder hätten überdurchschnittlich abgeschnitten, so Sautter. Seit 2000 sei man von einem Niveau von 475 Mill. Euro mehr als sechsmal so schnell wie der deutsche Markt gewachsen. Die Entwicklung sei nachhaltig und vor allem auf ertragreiches Neugeschäft zurückzuführen. Treiber des Neugeschäfts 2024 war für Deutschlands zweitältesten Krankenversicherer die Vollversicherung im Hauptsegment.

Neuer Strategiezyklus

Das Kerngeschäftsfeld Gesundheit und Pflege überflügelte mit einem Wachstum von 4,6% den Markt (+3,1%) und landete erstmals über der Marke von 2 Mrd. Euro. Aus der jüngsten Beitragsanpassung leitet Hanse Merkur weiteres Wachstum ab: Die Beitragssteigerung in der Vollversicherung lag im Segment mit durchschnittlich 5,7% zum Jahreswechsel 2024/2025 um mehr als die Hälfte unter den Durchschnittswerten in der Branche. Vor zwei Jahren unter die zehn führenden privaten Krankenversicherer in Deutschland aufgerückt, wollen sich die Hanseaten im neuen Strategiezyklus bis 2030 unter die ersten sieben vorschieben.

Dabei soll das Beitragsaufkommen bei mehr als 4 Mrd. Euro liegen. Mögliche Zukäufe sind dabei nicht berücksichtigt, wie Vorstandschef Sautter hinzufügt. Die Geschäftsfelder Risiko- und Altersvorsorge (2024: 371 Mill. Euro), Reise und Freizeit (318 Mill. Euro) sowie Schaden, Unfall und Tier (202 Mill. Euro) sollen ein Beitragsniveau von jeweils 400 Mill. Euro erreichen. Im Assetmanagement will die Hanse Merkur 2030 ein Vermögen von mindestens 25 (2024: 19,8) Mrd. Euro verwalten, davon 7 (4,4) Mrd. Euro für Drittinvestoren.

Marke bekannter

Das Vertriebsergebnis soll in den kommenden fünf Jahren weiter verbessert werden, die Bewertungseinheiten erwartet Hanse Merkur 2030 bei 25 (22,1) Millionen. Die Erfolge im Neugeschäft gehen dabei einher mit zunehmender Sichtbarkeit. Seit 2015 sei die gestützte Markenbekanntheit um 50% gestiegen. Die Hamburger sehen sich hinter Allianz, HUK-Coburg, Ergo, Axa und R+V Versicherung mittlerweile an sechster Stelle. „Die Abschlussbereitschaft von denen, die uns kennen, ist um 50% gestiegen und das bundesweit“, hebt Vorstandschef Sautter hervor. „Das sind schon tolle Werte."

Für größere Markenbekanntheit sorgt seit dem Abstieg des Vereins in die 2. Bundesliga im Jahr 2018 auch eine Partnerschaft mit dem Hamburger SV. Seit der Saison 2022/23 Trikotsponsor, verlängerte die Hanse Merkur den Vertrag mit dem HSV im vergangenen Jahr bis 2028. Herren- und Frauenteam stehen nun vor dem Aufstieg in die Erstklassigkeit.

Dritthöchster Überschuss

Für den neuen Strategiezyklus bis 2030 hat sich der Versicherer höhere Ziele gesetzt. So soll der Überschuss auf 200 Mill. Euro nach Steuern steigen. 2024 wurde mit 120,9 (i.V. 134,7) Mill. Euro der bislang dritthöchste Konzernjahresüberschuss der Firmengeschichte erwirtschaftet. Das Eigenkapital erreichte nach einem Anstieg um gut 10% mit 1,32 Mrd. Euro ein neues Rekordniveau.

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