KfW

Bremsklotz für Minuszinsen der Förderbanken

Mit Anstieg der Renditen der Bundesanleihen erhöhen sich auch die Refinanzierungskosten der Förderbanken. Das lang vorbereitete Projekt der Negativzinsen im Kreditgeschäft verliert damit an Relevanz.

Bremsklotz für Minuszinsen der Förderbanken

jsc Frankfurt

Geld negativ verzinst am Kapitalmarkt aufnehmen, um es auf der Kreditseite ebenfalls mit einem Minus versehen auszureichen – dieses Projekt hielt die KfW ebenso wie auch die Partner in der Kreditwirtschaft über Jahre hinweg auf Trab. Zwar sieht der Kunde von den Negativsätzen nichts, weil die kreditausreichenden Banken und Sparkassen ihrerseits eine Marge aufschlagen und die Förderdarlehen somit mit positiven Zinssätzen austeilen. Doch für die KfW hat die aufwendige technische Umstellung der Systeme, die ursprünglich nur auf positive Zinssätze eingestellt waren, im Kreditgeschäft eine neue Freiheit ge­schaffen: Als die Negativzinsen zur Jahresmitte 2021 im Massengeschäft ausgerollt wurden, senkte die Kreditanstalt die Zinsen in zahlreichen Programmen. Ursprünglich wollte die Bank bereits 2020 so weit sein, ehe die Pandemie dazwischenkam.

Mit den wieder leicht gestiegenen Zinsen im Markt und der Aussicht auf womöglich weiter steigende Sätze wendet sich das Blatt: Wie viel die von Bund und Ländern getragene Förderbank derzeit noch in Form von Negativzinssätzen ausreicht, erklärt sie auf Nachfrage zwar nicht – das ist Geschäftsgeheimnis. Doch gestiegen sind die Zinsen in einigen großen Programmen bereits, gerade für Firmen, aber auch für Privatpersonen.

Für einen global verwendbaren Unternehmerkredit zahlt eine Firma in der günstigsten Risikoklasse je nach Laufzeit, Zinsbindung und tilgungsfreien Anlaufjahren zwischen 0,98 und 1,33% Zinsen, nachdem die Spanne im August noch bei 0,55 bis 0,86% lag. Auch Unternehmen in höheren Risikoklassen müssen mehr bezahlen. Privatleute wiederum müssen sich aktuell für Effizienzhaus-Kredite auf eine Sollzinsspanne von 0,64 bis 0,84% einstellen nach 0,57 bis 0,79% im August. Auch in anderen Programmen, von der „Klima­schutz­offensive Mittelstand“, „Altersgerecht Umbauen“ und der Kommunalen Infrastruktur, hat die KfW die Zinsen für viele Kreditvarianten erhöht, nur vereinzelt, etwa bei Bildungskrediten, gaben sie nach.

Die ebenfalls bundesweit agierende Landwirtschaftliche Rentenbank, die wie die KfW mit negativen Einstandssätzen operiert, erhöhte die Zinsen der Förderkredite zu Jahresbeginn unter Verweis auf die Kapitalmärkte nominal um bis 0,2 Prozentpunkte, ehe sie am Freitag die Sätze um bis zu 0,1 Prozentpunkte anhob.

Bund nimmt Bank huckepack

Die KfW refinanziert sich über den Kapitalmarkt und profitiert von einer Garantie des Bundes. Die Refinanzierungssätze der Bank liegen damit in der Regel dicht über den Renditen entsprechender Bundesanleihen, so dass sich die Bank regelmäßig zu negativen Sätzen eindecken konnte. Allein im vergangenen Jahr fuhr sie bei vier von fünf sogenannten Benchmark-Emissionen negative Sätze ein. Rechnerisch fielen die Renditen am Sekundärmarkt Anfang des vergangenen Jahres sogar auf minus 0,7% bei einer Restlaufzeit von etwa zwei Jahren. Nachdem die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen in der zu­rückliegenden Woche zeitweilig über die Nullmarke lugte, deuten sich auch für die KfW wieder etwas höhere Refinanzierungssätze an.

Um das Kreditgeschäft in Schwung zu bringen, stehen der Förderbank neben den Einstandszinsen aber auch andere Hebel zur Verfügung. Eine wichtiges Instrument ist die Haftungsfreistellung. Normalerweise übernimmt eine Bank oder Sparkasse, die ein KfW-Darlehen ausreicht, auch das Ausfallrisiko und kassiert dafür eine entsprechende Marge.

Um zögerlichen Kreditinstituten zu helfen, kann die KfW auch selbst Teile des Risikos übernehmen und die entsprechende Zinsmarge vereinnahmen. Mit der Neuordnung der Unternehmenskredite hat die neue Bundesregierung für Ausreichungen an Unternehmen eine Haftungsfreistellung von bis zu 50% ermöglicht, nachdem das Instrument zuvor etwa in der Gründungs- oder Innovationsfinanzierung üblich war. Großflächig zum Einsatz kamen Haftungsfreistellungen von teilweise 100% für Hilfen in der Coronakrise an Unternehmen. Für das Risiko kam in diesem Fall allerdings nicht die KfW, sondern der Bund auf.

Eine Haftungsfreistellung könnte auch ein probates Mittel sein, um der künftigen Verschärfung der Kapitalvorgaben durch die Basel-III-Vollendung entgegenzuwirken. Weil gerade Kredite an kleine und mittelständische Unternehmen künftig womöglich mehr Kapital binden, dürften einige Banken geneigt sein, die Risiken aus ihrer Bilanz abzu­geben. Zwar schnüren die Baseler Regeln auch das Korsett der KfW künftig enger, doch die neue Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag Bereitschaft für eine etwaige Kapitalerhöhung signalisiert.

Gänzlich verlassen hat die Bank die Negativzone aber nicht: In der Refinanzierung hängt die Zinskurve für Laufzeiten bis zu sieben Jahre noch unter der Nullmarke, wie die Bank schreibt. Historisch niedrig ist das Zinsniveau vorerst auch weiterhin. Auch hängen die Konditionen im Kreditprogramm nach Angaben der Bank nicht eins zu eins an den Kapitalmarktsätzen. So passe das Institut die Zinsen vieler Programme etwa nur etappenweise an oder steuere mit ihren Sätzen auch die Nachfrage. Minuszinsen werden noch gebraucht – auch wenn sie vorerst weniger stark zum Einsatz kommen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.