Buchholz will es mit Neobrokern aufnehmen
Buchholz will es mit Neobrokern aufnehmen
Sparkassenpräsidentin setzt auf mehr Angebote und pocht auf schnellere Entscheidungen
Bloomberg Frankfurt
Nachdem die deutschen Sparkassen zuletzt viele Kunden an Neobroker verloren haben, wollen sie noch in diesem Jahr mit ganz ähnlichen Handelsangeboten punkten. Diesen Zeitplan nannte jetzt Liane Buchholz, Präsidentin der Sparkassen aus Westfalen-Lippe. Zugleich forderte sie ihre Finanzgruppe dazu auf, angesichts des sich verschärfenden Wettbewerbs zukünftig schneller zu Entscheidungen zu kommen. Das könnte ihrer Meinung nach auch Veränderungen in den Strukturen der Sparkassen-Organisation erforderlich machen.
„Bis Ende des Jahres werden wir schlanke und kostengünstige Lösungen entwickeln, beispielsweise in der Sparkassen-App, über die sich Kryptowährungen, ETFs und andere Wertpapiere handeln lassen“, so Buchholz. „Die Testphase mit ersten Sparkassen soll zum Ende des Jahres beginnen.“ Neobroker waren deutlich gewachsen, unter anderem deshalb, weil sie Kunden mit einfachen Angeboten lockten und oft kostengünstiger waren als traditionelle Kreditinstitute.
Abstimmung mit den Füßen
„Die Kunden wollen solche kostengünstigen Selbstentscheider-Angebote. Sie haben mit den Füßen abgestimmt, indem sie zu den Neobrokern gegangen sind. Wir sehen das an den Abflüssen in Richtung der Neobroker“, so Buchholz. „Wir müssen solche Angebote schaffen, um nicht weitere Kunden zu verlieren.“ Bei den neuen Angeboten der Sparkassen sollen ihr zufolge "die Kosten niedriger sein“. Erreichen ließe sich das durch die Konzentration auf wenige Aktien, ETFs und Kryptowährungen. Das Angebot werde „gestrafft“.
Umschwung beim Kryptohandel
Dass Privatkunden dabei auch der Handel von Kryptowährungen angeboten werden soll, ist keine Selbstverständlichkeit. Bei diesem Thema hatten sich die Sparkassen lange Zeit schwer getan. Erst vor wenigen Wochen entschieden sie, den Handel zu ermöglichen. Bei vielen Neobrokern und -banken ist das hingegen längst Alltag, und auch die deutschen Genossenschaftsbanken bereiten schon seit langer Zeit einen Einstieg in das Segment vor. Sie schätzt, dass, zumindest aktuell, weniger als 10% der Sparkassenkunden mit Kryptowährungen handeln.
Plädoyer für Gremien-Reform
Wegen der Neobroker und anderer Markteintritte „brauchen wir in der Gruppe eine neue Geschwindigkeit bei Entscheidungen. Dafür kämpfe ich“, erklärte Buchholz weiter. „Ewige Schleifen und Abstimmungen können wir uns nicht mehr leisten. Das bedeutet möglicherweise auch, dass wir unsere Gremienstrukturen reformieren müssen.“
Buchholz dürfte einen guten Einblick in die Wertpapierstrategie der Gruppe haben. Ihr Verband ist an den beiden wichtigsten Wertpapierdienstleistern der Sparkassen beteiligt. Zum einen hält er ein Fünftel der Anteile an der DWP Bank, die das Neobrokerage-Fintech Lemon Markets kaufen will, und zum anderen rund ein Zehntel der Anteile an der DekaBank. „Ich respektiere es, dass wir in der Gruppe mit der DWP Bank und der DekaBank zwei Wertpapierabwickler haben, auch wenn es nicht sehr effizient ist“, erklärte die Sparkassen-Präsidentin.
Neuordnung der Anteile an DWP erwogen
Aktuell befindet sich die DWP Bank zu 50% im Besitz der genossenschaftlichen DZ Bank, die andere Hälfte liegt bei verschiedenen Eigentümern aus dem Lager der deutschen Sparkassen. In der Vergangenheit gab es Diskussionen darüber, dass die Sparkassen-Gruppe ihren hälftigen DWP-Anteil bei der DekaBank bündelt, die bereits rund 2,5% an der DWP Bank hält. „Es wäre klug, wenn die DZ Bank und die DekaBank jeweils 50% an der DWP Bank halten würden“, sagte Buchholz. „Eine Internationalisierung der DWP Bank, um mehr Masse zu erreichen, ließe sich mit zwei Eigentümern, also DekaBank und DZ Bank, leichter umsetzen als mit Sparkassenverbänden im Eigentümerkreis.“
Der Sparkassenverband Westfalen-Lippe zumindest würde einer Konsolidierung der Anteile nicht im Wege stehen. „Wir wären bereit, unsere Anteile an der DWP Bank an die DekaBank zu verkaufen“, erklärte Buchholz.
Beschäftigten-Zahl dürfte vorerst steigen
Zu den Auswirkungen des demografischen Wandels sagte Buchholz, dass bei den Sparkassen ihres Verbandes in den nächsten zehn Jahren rund 30% der Mitarbeiter in den Ruhestand gehen dürften. Darauf würden die Institute etwa mit Digitalisierung und künstlicher Intelligenz, mehr Nachwuchskräften und „vorratsmäßigen“ Einstellungen reagieren. Buchholz rechnet daher damit, dass die Mitarbeiterzahlen der Sparkassen in Westfalen-Lippe in diesem Jahr unterm Strich steigen werden.