„Das ist nicht praxistauglich“
Im Interview: Markus Ferber
„Das ist nicht praxistauglich“
Der CSU-Europaabgeordnete über den Vorschlag zur Wiederbelebung des Verbriefungsmarkts
Lange schon wurde das Gesetzespaket der EU für eine Revitalisierung der Verbriefungsmärkte in Europa erwartet. Der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber ist mit dem jetzt vorgelegten Vorschlag nicht zufrieden.
Die EU-Kommission legt heute ihren Vorschlag für eine Reform der Verbriefungsregeln vor. Der Entwurf läuft in Brüssel bereits um. Was halten Sie davon?
Ich bin enttäuscht von dem Entwurf. Der europäische Markt für Verbriefungen ist unterentwickelt. Der Versuch im Jahr 2017, ihn durch die Einführung der STS-Klassifikation zu beleben, also einer Kategorie für standardisierte, transparente und simple Verbriefungen, ist gescheitert. Der Markt hat sogar noch an Schwung verloren. Und das, was die EU-Kommission nun auf den Tisch legt, ist kein Befreiungsschlag.
Was kritisieren Sie an dem Entwurf?
Die Anforderungen an die Marktteilnehmer werden noch komplexer. Statt zu vereinfachen, verkompliziert die EU-Kommission das Geschäft für Emittenten und Investoren. Die Europäische Kommission schafft hier eine völlig neue Taxonomie für das Verbriefungswesen und macht damit alles nur noch komplizierter.
Aber die EU-Kommission bemüht sich ja auch um Erleichterungen, etwa durch die Einführung von „resilienten“ Verbriefungen, für die weniger Kapital unterlegt werden muss?
Vorschläge wie die Einführung resilienter Verbriefungen sorgen ja gerade für zusätzliche Komplexität. Außerdem sind die Kriterien dafür sehr eng gefasst. Das ist nicht praxistauglich.
Welche Bedeutung hat denn die Revitalisierung des Verbriefungsmarkts überhaupt für das große Vorhaben der Spar- und Investitionsunion?
Eine Belebung des Verbriefungsmarkts mag für einzelne Marktsegmente wie etwa Leasing durchaus von einer gewissen Bedeutung sein. Aber es ist sicher nicht der ganz große Schritt auf dem Weg zu einer Spar- und Investitionsunion und einer Vertiefung des europäischen Kapitalmarkts.
Was sind Ihre Erwartungen: Wird die Gesetzesnovelle dazu beitragen, dass die EU zu den USA aufschließt, was Verbriefungen angeht?
Nein. Selbst wenn der jetzt kursierende Vorschlag der EU-Kommission unverändert von Rat und Parlament beschlossen und verabschiedet werden würde, gehe ich nicht davon aus, dass Europa gegenüber den Vereinigten Staaten aufholt. Und da damit zu rechnen ist, dass einzelne Fraktionen im EU-Parlament Verbriefungen nach wie vor mitverantwortlich machen für die Finanzkrise vor 15 Jahren, ist noch mit zahlreichen Vorbehalten zu rechnen. Das kann dazu führen, dass der Verbriefungsmarkt nicht belebt, sondern sogar noch weiter beschädigt wird.
Das Interview führte Detlef Fechtner.