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Die Deutschen halten weiter ihr Geld zusammen

Die Corona-Pandemie hat die Sparquote der Deutschen in die Höhe katapultiert. Auch in Zukunft wollen sie ihr Geld zusammenhalten, zeigt eine Studie der Sparkassen. Grund sind Zukunftssorgen.

Die Deutschen halten weiter ihr Geld zusammen

fir Frankfurt

– Die Deutschen üben sich weiter in Konsumverzicht. 42% haben einer Umfrage zufolge in den vergangenen zwölf Monaten, die von der Corona-Pandemie geprägt waren, weniger konsumiert. In der Krise hatte sich die bereits bestehende Tendenz zum Sparen noch verstärkt. Zwei Drittel der Bürger wollen auch in Zukunft weniger Geld ausgeben, und fast jeder Vierte gibt an, noch stärker zu sparen als zuvor oder dies zu beabsichtigen. Das geht aus einer Umfrage zum Weltspartag hervor, die der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) am Donnerstag im Vermögensbarometer 2021 präsentiert hat.

Das sei in zweierlei Hinsicht ein erstaunlicher Befund, kommentierte DSGV-Präsident Helmut Schleweis das Umfrageergebnis in einer Pressekonferenz. „Zum einen wäre zum Ende der Krise hin zu erwarten, dass die Menschen das Leben wieder feiern und entgangenen Konsum nachholen. Zum anderen schätzen 43% der Menschen ihre gegenwärtige finanzielle Situation als ‚gut‘ oder sogar ,sehr gut‘ ein.“ Das entspricht dem Niveau von 2019, also vor der Krise. Seit 2016 ist der Anteil jener, die zufrieden sind mit ihrer Finanzlage, um zwölf Prozentpunkte gestiegen (siehe Grafik).

Dass die Deutschen trotzdem Vorsicht walten lassen und weiter sparen, führt Schleweis auf Verunsicherung zurück. „Die Sorge vor der nächsten Krise ist groß. Die Menschen sind vorsichtig und halten ihr Geld zusammen“, berichtete Schleweis. Jeder zweite frage sich, ob der eigene Wohlstand gehalten werden könne. „Der Klimawandel und die Sorge um gesellschaftlichen Zusammenhalt sowie spürbare Preisanstiege spielen hier eine entscheidende Rolle.“

Der Klimawandel verursache einerseits Ängste, weil er Wohlstand und gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährde. Andererseits wollten die Menschen aber auch nicht, dass ihr Wohlstand das Klima schädige. Das führe zu tiefer Zukunftssorge und verstärktem Sparen, auch und gerade in der Gruppe der 14- bis 29-Jährigen. „Vorsicht ist gut“, sagte Schleweis – und mahnte zugleich: „Wir müssen aber aufpassen, dass die Vorsicht nicht in Zukunftsangst umschlägt.“

Die Sparquote werde in diesem Jahr voraussichtlich 15% betragen und somit deutlich über dem Niveau der vergangenen 25 Jahre, das zwischen 9 und 11% lag. Im Coronajahr 2020 stieg sie auf 16%, zwischenzeitlich gar auf 19%. „Als Sparkassen merken wir das in enorm steigenden Einlagen“, befand der Sparkassen-Präsident. „In den ersten acht Monaten dieses Jahres waren die Einlagen um 24,9 Mrd. Euro höher als im Vorjahreszeitraum.“

Bange sei vielen Bürgern auch vor Geldentwertung. Berechtigterweise, wie Schleweis anmerkte. Äußerten sich dahingehend im Juli noch 24% der Deutschen besorgt, so waren es dem DSGV zufolge im September schon 31%. Kritisch sähen die Inflationsentwicklung aktuell 73%, nach 63% im Juli. „Aus meiner Sicht ist diese Entwicklung gefährlich“, sagte Schleweis. „Sie soll nicht verharmlost werden nach dem Motto: Das ist ein vorübergehender Effekt nach der Coronakrise, es wird schon wieder vergehen.“ Viele Faktoren, so die Energiewende, sprächen dafür, dass der Preisauftrieb anhalte. „Ich befürchte deshalb: Die Inflation wird so schnell nicht wieder gehen.“