Es war einmal in Amerika
Deutsche Pfandbriefbank
Es war einmal
in Amerika
Von Joachim Herr
Das Abenteuer
in den USA muss die
Deutsche Pfandbriefbank teuer bezahlen.
Der Vorstand der Deutschen Pfandbriefbank wählt die Variante „Ende mit Schrecken“. Bis in den USA die Finanzierung von Investitionen in Gewerbeimmobilien abgehakt ist, wird es allerdings einige Zeit dauern. Die Verträge laufen im Durchschnitt noch zweieinhalb Jahre. Die genaue Bilanz für das erst 2017 gestartete Abenteuer in Amerika lässt sich deshalb vorerst nicht aufstellen. Freilich ist längst klar, dass sie negativ ausfallen wird. Für dieses Jahr müssen die Aktionäre sogar einen Konzernverlust befürchten.
Der Rückzug aus den USA ist teuer. Das wirft generell Fragen nach den Sicherheiten von Krediten auf. Solange Immobilien nicht verkauft werden und vor allem nicht verkauft werden müssen, vertrauen alle Beteiligten auf die in den Büchern angesetzten Werte. Die Pfandbriefbank muss nun aber mit Abstrichen rechnen, wenn sie ihr Portfolio abstößt – sei es mit dem Verbriefen oder dem Verkauf der Finanzierungen.
Defizite im Management
In der Bewertung der Risiken litt die Pfandbriefbank an Defiziten. Zumindest tauschten Aufsichtsrat und Vorstandschef Kay Wolf den Risikovorstand aus. Wolf steht seit März 2024 an der Spitze und ist gut mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Sein Vorgänger Andreas Arndt hatte sich von dem Sprung über den Atlantik eine zusätzliche Ertragsquelle erhofft. Doch der neue Markt stellte sich als Fass ohne Boden heraus.
Fatalerweise war es auch die falsche Zeit: Wegen der Corona-Pandemie und der anschließenden kräftigen Inflation verloren Büroimmobilien erheblich an Wert. Die Pfandbriefbank musste mit einem drastischen Hochfahren der Kreditrisikovorsorge reagieren. Doch die Immobilienwerte waren offenbar immer noch zu hoch angesetzt, wie sich jetzt andeutet.
Wolf, der mit viel Erfahrung im Risikomanagement von der Deutschen Bank kam, will nicht nachkarten. Auf Fragen von Aktionären nach der Vergangenheit und nach Fehlern des früheren Vorstands antwortete er auf der Hauptversammlung, er wolle die Arbeit vor seinem Antritt nicht kommentieren. Seine Haltung ist verständlich, für die Aktionäre jedoch unbefriedigend. Immerhin waren zwei der fünf Mitglieder schon damals im Vorstand.
Alte Risiken und neue Chancen
Das Ende in den USA mit Schrecken ist die richtige Entscheidung. Wolf wirft Ballast ab und vermeidet eine Endlosspirale aus Risikovorsorge und Abwertung. Das schafft mehr Spielraum, um neue Geschäftschancen anzupacken. Das ist richtig, denn ein Schrumpfen allein brächte die Bank nicht voran. Doch das Management muss auf die Risiken achten – viel mehr als in der Vergangenheit.