Umweltstrategie entscheidet über Wettbewerbsfähigkeit

ESG-Leistung deutscher Banken erstmals rückläufig

Viele Banken tun sich schwer mit Nachhaltigkeitsbilanzen. Die Gesamtbewertung einer entsprechenden Analyse hat sich verschlechtert, zeigt Zielke-Rating.

ESG-Leistung deutscher Banken erstmals rückläufig

ESG-Leistung deutscher Banken rückläufig

Zielke-Rating: Erste Verschlechterung seit 2019 – Lückenhafte Berichte zur Green Asset Ratio

wbr Frankfurt

In den Nachhaltigkeitsbilanzen vieler Banken ziehen dunklere Wolken auf. Die neue Studie von Zielke-Rating, für die 110 Banken mit mindestens 5 Mrd. Euro Bilanzsumme und mehr als 500 Beschäftigten analysiert wurden, zeigt erstmals seit 2019 eine Verschlechterung des Gesamt-ESG-Niveaus: Der Durchschnitt fällt von 2,55 auf 2,48 Punkte. Die drei Säulen ESG gingen gleich gewichtet in die Bewertung ein, doch die Umweltkategorie verhagelt das Ergebnis.

Lücken bei Green Asset Ratio

Der ökologische Teilindex rutschte von 2,41 auf 2,02 Punkte ab. Hauptgrund ist die lückenhafte Berichterstattung zur Green Asset Ratio (GAR): Laut Zielke legten 80% der Häuser alle erforderlichen Kennziffern offen. Dabei beweisen einzelne Player, dass Transparenz und ambitionierte Quoten möglich sind: Die Münchener Hypothekenbank meldet eine GAR von 11,75%, während landesweit viele Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken auf Werten unter 1% verharren.

Den Spitzenplatz im Environment-Ranking nimmt die Landesbank Hessen-Thüringen mit 5,07 Punkten ein, knapp gefolgt von Deutscher Bank (4,86) und Kreissparkasse Biberach (4,67). Als Vorreiter gelten zudem Sparkasse Düren, Hamburger Sparkasse und Sparkasse Tübingen, die ihre Berichte bereits an den neuen CSRD-Standard angepasst haben, heißt es in der Studie. Am Tabellenende fallen Sparkasse Saarbrücken und Frankfurter Volksbank auf – beide verzichteten 2023 auf einen eigenständigen Nachhaltigkeitsbericht.

Förderbanken haben Vorteile

Im sozialen Bereich legt der Durchschnitt leicht auf 2,55 Punkte zu. Deutlich vorne liegen die Sparkassen-Gruppe mit 3,26 Punkten sowie einzelne Förder- und Spezialinstitute wie die KfW. Sie punkten mit Gesundheits-, Familien- und Weiterbildungsangeboten, aber auch mit steigenden Frauenquoten im Management.

Privat- und Geschäftsbanken schneiden beim „S“ schwächer ab; bei ihnen sind lediglich 12% der Beschäftigten unter 30, während 42% der Belegschaft bereits über 50 Jahre alt sind – ein Signal für mögliche Nachwuchssorgen. Governance entwickelt sich zum Erfolgsfaktor der Branche: Der mittlere „Comply-or-Explain-Score“, der die Regelbefolgung misst, steigt von 0,43 auf 0,50. Inzwischen verankert jedes zweite Institut ESG-Verantwortlichkeiten eindeutig im Vorstand; zudem sind 93% der CSR-Berichte über die Website mit maximal drei Klicks auffindbar.

EU-Pflichten als Chance

Für ihre Gesamtleistung vergibt die Ratingagentur 14-mal Gold, 43-mal Silber und 39-mal Bronze; wer unter 1,59 Punkten bleibt, erhält kein Siegel. Studienautor Carsten Zielke mahnt jedoch: Die verschärfte EU-Berichtspflicht sei „keine bürokratische Last, sondern eine Chance, Nachhaltigkeit zum Wettbewerbsfaktor zu machen“. Ohne glaubwürdige Umweltstrategie und offene Daten riskierten Banken nicht nur aufsichtsrechtliche Sanktionen, sondern auch den Vertrauensverlust bei Kunden und Investoren.

Besonders herausfordernd bleibt der Bereich grüne Finanzierung: Privat- und Geschäftsbanken kommen im Schnitt nur auf 1,02% GAR auf CapEx-Basis. Sparkassen melden sogar lediglich rund 0,4% GAR. Regionale Institute müssen ihr Portfolio nach Ansicht von Zielke also dringend umsteuern, wollen sie den eigenen Nachhaltigkeitsanspruch mit dem Klimapfad der Bundesrepublik in Einklang bringen.

Letztlich zeigt die Studie ein zweigeteiltes Bild: Während Governance-Strukturen und soziale Projekte Fortschritte machen, hinkt die ökologische Performance hinterher. Die Pflicht zur CSRD-Berichterstattung könnte zum Katalysator werden – vorausgesetzt, die Banken nutzen das kommende Jahr nicht nur, um Diagramme zu polieren, sondern um echte CO2-Reduktionspfade, klare Produktstandards und transparente Kennzahlen zu etablieren. Denn der Finanzplatz von morgen wird nicht allein an Rendite gemessen, sondern am glaubwürdigen Beitrag zur Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.