Artikel-8-Fonds im Fokus

Fondsbranche uneins über Waffeninvestments

Pax-Bank hält an Rüstungsausschlüssen fest und bleibt dem nachhaltigen Investment in Artikel-8-Fonds treu.

Fondsbranche uneins über Waffeninvestments

Fondsbranche uneins über Waffeninvestments

Kirchliche Pax Bank hält an striktem Bann fest

Bloomberg Frankfurt

Nachdem Vermögensverwalter wie die DWS und Allianz Global Investors einige nachhaltige Fonds teilweise für Rüstungsinvestitionen geöffnet haben, will die Pax-Bank für Kirche und Caritas an ihrem Waffen-Bann festhalten. Das genossenschaftliche Institut aus Paderborn verwaltet in seinen Publikumsfonds derzeit fast 2 Mrd. Euro.

„Wir halten auch weiterhin an unseren Rüstungsausschlüssen fest. Wir werden unsere Publikumsfonds nicht für Rüstungsunternehmen öffnen“, sagte Tommy Piemonte, Engagement-Manager von Pax, in einem Interview mit Bloomberg News. Sämtliche Fonds des Instituts sind als Artikel-8-Fonds angelegt, eine Art Klassifizierung für nachhaltige Fonds.

Umdenken durch Ukraine

Bei solchen Fonds waren Investitionen in Rüstungswerte lange Zeit tabu. Der Krieg in der Ukraine und Unklarheiten zur Rolle der USA in der Nato haben bei einigen Asset Managern allerdings zu einem Umdenken geführt. Doch längst nicht alle halten Waffen in nachhaltigen Fonds für angebracht.

„In der katholischen Soziallehre steht Frieden über allem. Waffen verletzen und töten Menschen, und das wollen wir nicht“, erklärte Piemonte. „Wir sagen nicht, dass Waffen nicht notwendig sind. Sie sind es, etwa für die Polizei und die Verteidigung. Nur wollen wir damit kein Geld verdienen - und sie sind nicht nachhaltig.“

Auch Aufseher äußern sich zurückhaltend. „Es gibt unter anderem eine Debatte darüber, ob Investitionen in die Verteidigung auch als Investitionen im Sinne von ESG gelten könnten“, erklärte Laura van Geest, Chefin der niederländischen Finanzaufsicht AFM. „Damit sind wir nicht einverstanden, und würden es auch nicht empfehlen.“

Neben der Pax-Bank hält auch die DekaBank, das Fondshaus der deutschen Sparkassen, am Rüstungsausschluss in ihren Artikel-8-Fonds fest. „Es gibt ja gar keinen Grund, etwas in einer nachhaltigen Entity zu machen, wenn ich es auch nicht-nachhaltig machen kann. Dann habe ich diese Diskussion gar nicht“, hatte Matthias Danne, Vize-Chef der DekaBank, erst vor wenigen Tagen bei einer Konferenz in Frankfurt erklärt. Auch bei Union Investment, dem Fondsanbieter der Genossenschaftsbanken in Deutschland, sind Rüstungswerte in Artikel-8-Fonds tabu. Es gebe keine Pläne, die Anlagerichtlinien zu ändern, sagte ein Sprecher.

Klare Schwellenwerte

Bei der Pax-Bank sehen die Ausschlüsse vor, dass nicht in Aktien von Unternehmen investiert werden darf, die über 3% oder 5% ihres Umsatzes mit Rüstung erzielen. Bei Staatsanleihen gilt, dass Länder nicht über 4% ihres BIP für Rüstung ausgeben dürfen. Die Nato-Staaten hatten sich allerdings vor wenigen Tagen darauf verständigt, künftig 5% des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung auszugeben. Was bedeutet das jetzt für den Kauf von Anleihen dieser Länder? „Wir überprüfen und entwickeln unseren Kriterienfilter ständig weiter“, erklärte Piemonte, ohne dabei ins Detail zu gehen. Mit Blick auf börsengelistete Waffenhersteller geht er davon aus, dass diese keine Finanzierungsprobleme hätten. Grundsätzlich liege ohnehin die Vermutung nahe, dass Aktien-Investoren vor allem von der Performance der Aktien profitieren wollen.

Piemonte warf Waffenherstellern vor, ihre Produkte auch in solche Länder zu exportieren, in denen Menschenrechte verletzt würden, sofern es dafür Exportlizenzen gebe. „Verletzung von Menschenrecht – das widerspricht unserer Definition von Nachhaltigkeit.“

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