Hamburger Volksbank profitiert von Bilanzveränderung
Hamburger Volksbank profitiert von Bilanzveränderung
Institut will neue Ertragskraft nach Rekordergebnis halten
ste Hamburg
Die Hamburger Volksbank hat nach Maßnahmen zur Stärkung der Ertragskraft 2024 das mit Abstand beste Jahresergebnis ihrer Geschichte verbucht. Das Großstadtinstitut geht davon aus, das erhöhte Ergebnisniveau in den kommenden Jahren halten zu können. Eine Fusion steht derzeit nicht auf der Agenda, wie Vorstandssprecher Thorsten Rathje im Gespräch mit der Börsen-Zeitung sagte. Die Hamburger Volksbank ist mit einer 2024 um 2,5% auf 4,06 Mrd. Euro geschrumpften Bilanzsumme laut Rangliste des genossenschaftlichen Dachverbands BVR auf Rang 76 von bundesweit noch 670 Primärbanken abgerutscht.
Mit einem Betriebsergebnis vor Bewertung von 37,6 Mill. Euro übertraf die Volksbank im Berichtsjahr nicht nur den um Sondereinflüsse bereinigten Vorjahreswert von 19,9 Mill. Euro um fast 90%. Das Ergebnis stellt auch die aus dem Jahr 2021 datierende Bestmarke von 24,6 Mill. Euro sowie Ergebnisse um 15 Mill. Euro aus den 2010er Jahren in den Schatten. Gemessen an der Durchschnittsbilanzsumme (DBS) stieg das Betriebsergebnis 2024 auf 0,94 (i.V. 0,45)%, das Aufwand-Ertrags-Verhältnis verbesserte sich auf 62,8% von bereinigt 75,5% im Jahr zuvor.
Verbesserte Aufwandsquote
Rathje zufolge soll die Cost-Income-Ratio in den kommenden Jahren möglichst auf dem Niveau um 60% gehalten werden, ein Betriebsergebnis vor Bewertung um 1% der DBS sei „bei unserer Risikolage“ ausreichend. Für 2025 avisierte der Vorstandschef ein Betriebsergebnis vor Bewertung um 30 Mill. Euro. Zurückzuführen sei der erwartete Ergebnisrückgang auf das gesunkene Zinsniveau.
Die Volksbank profitierte im Berichtsjahr neben Vertriebsmaßnahmen von Effekten einer strukturellen Bilanzveränderung, mit der das Institut die Niedrigzinsphase bis 2022 hinter sich ließ. Um die Ertragsbasis zu stärken, waren 2023 infolge des damals gestiegenen Zinsniveaus Zinssicherungsgeschäfte aufgelöst worden. Daraus hatte in jenem Jahr ein zusätzlicher Zinsüberschuss von 98,6 Mill. Euro resultiert. Zudem verkaufte das Institut niedrig oder negativ verzinste Wertpapiere und verwendete die aus dem Verkauf gewonnene Liquidität von gut 1 Mrd. Euro, um Gelder höher verzinslich neu anzulegen und teure Refinanzierungsmittel zurückzuzahlen. „Das ist auch ein Grund, warum die Bilanzsumme gesunken ist“, erklärte Rathje.
Kundengeschäft ausgebaut
Der Volksbankchef unterstrich, das Kundengeschäft 2024 ausgebaut zu haben. Der Kreditbestand sei trotz gesamtwirtschaftlicher Stagnation vor allem durch das weitgehend durch Immobilien abgesicherte Firmenkundengeschäft um 89 Mill. auf 2,74 Mrd. Euro gestiegen. Das 2023 gesunkene Einlagenvolumen erhöhte sich im Berichtsjahr um 14 Mill. auf 3,19 Mrd. Euro. Das Kreditwachstum – für 2025 rechnet Rathje mit einem Plus von 100 Milll. Euro – werde durch Kundeneinlagen stabil refinanziert.

Hamburger Volksbank
Der Zinsüberschuss als wichtigste Ertragsquelle legte 2024 gemessen am bereinigten Vorjahreswert um fast 35% auf 67 Mill. Euro zu. Die im historischen Vergleich höheren Ergebnisniveaus seien wichtig, so Rathje, um das Eigenkapital aus eigener Kraft stärken, um neue Kapitalanforderungen der Aufsicht erfüllen, Risiken begegnen, investieren und attraktive Dividenden zahlen zu können. 2024 wurde das Eigenkapital aus eigener Kraft um 25 Mill. Euro auf erstmals über 300 Mill. Euro erhöht. Für das Geschäftsjahr wurde zudem eine auf 5(4)% steigende Dividende beschlossen.
Weniger Mitglieder
Sollten die Ergebnisse in den kommenden Jahren stabil gehalten werden, sei bei der Dividende künftig auch „ein Schnaps mehr“ möglich, sagte Rathje weiter. Mit Blick auf die im vorigen Jahr um rund 700 auf knapp 62.600 gesunkene Mitgliederzahl erklärte er, sein Haus habe sich dem allgemeinen Trend bei Volks- und Raiffeisenbanken nicht entziehen können. Durch ein neues Hausbankmodell, mit dem das Institut seinen Eigentümern Vergünstigungen einräumt, sowie durch Möglichkeiten, über Vorhaben und Ideen der Bank und des Genossenschaftsverbunds mittels einer App abzustimmen, will die Hamburger Volksbank die Mitgliederzahl steigern. Rathje betonte, bei rund 105.000 Kunden sei die Mitgliederquote von rund 60% „immer noch gut“. Der Rückgang der Mitgliederzahl 2024 sei nicht besorgniserregend.
Mit Blick auf das Personal und den demografischen Wandel fügte der Volksbankchef hinzu, es werde schwieriger, Fachkräfte zu gewinnen, weil es weniger gebe. Das Institut stellt sich darauf ein, dass in den kommenden zehn Jahren etwa 60 Mitarbeiter und damit rund 15% der derzeit Beschäftigten in den Ruhestand wechseln werden. Auf die demografische Entwicklung stelle man sich in der Personalplanung seit langem ein. „Wir sehen im Moment kein Problem, dass wir da in ein Vakuum laufen“, so Rathje.
Offen für Fusionsgespräche
Eine Gefährdung des Betriebs durch Personalengpässe erwartet der Bankchef nicht. Auch die Größe seiner Bank sei „im Moment noch ausreichend“, um Anforderungen zu bewältigen. Die durchschnittliche Bilanzsumme der Volks- und Raiffeisenbanken in Norddeutschland liege bei 1,8 Mrd. Euro. Dennoch zeigte sich Rathje offen für eine Fusion. „Wir haben immer gesagt, dass wir uns Gesprächen nicht verschließen würden.“ Derzeit liege aber nichts an. 2020 – kurz nach Beginn der Coronakrise – waren Verhandlungen über einen Zusammenschluss mit der Volksbank Lübeck gescheitert. Durch die gestärkte Ertragskraft sieht der Chef der 2007 aus einem Zusammenschluss hervorgegangenen Hamburger Volksbank inzwischen bessere Vorzeichen für mögliche Fusionsverhandlungen. „Uns war wichtig, dass wir unser Haus bis dahin ertragsstark aufstellen, um solche Gespräche, wenn sie denn kommen, führen zu können.“